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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nežarka – Niagara

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ney'

übergeben und mit Napoleon nach Dresden zurückkehren, wo er den Sieg über Schwarzenberg 26. und 27. Aug. erringen half. Nach der Niederlage Oudinots bei Großbeeren erhielt N. den Oberbefehl über die zum Vordringen auf Berlin bestimmten Streitkräfte, wurde aber 6. Sept. von Bülow bei Dennewitz geschlagen. Ebenso vergebens waren seine Anstrengungen 18. und 19. Okt. bei Leipzig. Im Feldzuge von 1814 kämpfte er bei Brienne, Montmirail, Craonne, Châlons-sur-Marne mit Auszeichnung. Nach der Einnahme von Paris drängte er jedoch Napoleon zur Abdankung. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Pair und verlieh ihm den Befehl über die 6. Militärdivision. Nach der Rückkehr Napoleons ging er 17. März bei Auxerre zu ihm über. Bei Eröffnung des Feldzugs von 1815 übernahm er den Befehl über den 38000 Mann starken linken Flügel (1. und 2. Korps). In der Schlacht bei Waterloo leitete N. die großen Kavallerieattacken auf das engl. Centrum und führte dann persönlich die alten Garden zum entscheidenden Angriff vor, der jedoch scheiterte. Nach der Kapitulation von Paris wurde N. 8. Nov. vor ein Kriegsgericht gestellt, das sich für unzuständig erklärte, über ihn als Pair zu urteilen. Die Pairskammer verurteilte ihn 6. Dez. 1815 als Hochverräter zum Tode. Am 7. Dez. 1815 wurde er standrechtlich erschossen. N. hinterließ drei Söhne, die später seine «Mémoires» (2 Bde., Par. 1833) veröffentlichten. – Vgl. Rouval, Vie du maréchal du N. (Par. 1833); Dumoulin, Histoire complète du procès du maréchal N. (2 Bde., ebd. 1815); Delmas, Mémoire sur la révision du procès du maréchal N. (ebd. 1832); Welschinger, Le maréchal N. 1815 (ebd. 1893).

Nežarka (spr. nesch-), Nebenfluß der Luschnitz (s. d.).

Nez percés (frz., spr. neh perßeh, d. h. durchbohrte Nasen) oder Sahaptin, wie sie sich selbst nennen, nordamerik. Indianerstamm eigener Sprache, der mit verwandten Stämmen ein weites Gebiet am Columbia-River, zwischen dem Kaskadengebirge im W., und den Bitter-Root-Mountains im O. einnahm. Jetzt sind sie, etwa 3000 Köpfe zählend, in 4 Reservationen im Staate Idaho und in den Territorien Washington und Oregon verteilt.

Nezsider (spr. nésch-), ungar. Name von Neusiedl (s. Neusiedler See).

Nfuma, Ort an der Goldlüste, s. Dixcove.

Ngaikampfer, s. Kampfer.

Ngamisee, Nhabe, Binnensee im südl. Afrika, im engl. Protektorat Betschuanenland, nördlich von der Wüste Kalahari, unter 20° 30' südl. Br. Und 22° 40' östl. L. von Greenwich, 930 m ü.d.M., hat einen je nach der Jahreszeit sich vergrößernden oder vermindernden Flächeninhalt von etwa 770 qkm, nimmt von Norden her den Tioge (Okavango) auf und fließt nach O. durch den Batletle oder Suga ab; er ist ein sehr seichtes, süßes Gewässer, sumpfige Ufer mit Papyrusstauden umgeben ihn; nur im östlichsten Winkel findet sich ein Zugang. Wohlschmeckende Fische, Silberreiher und Ibis giebt es in Menge. Der N. wurde 1849 von Livingstone entdeckt und 1890 von Dr. Fleck zum erstenmal befahren.

Ngan-hwei (Ngan-huei), chines. Provinz am untern Jang-tse-kiang, zählt auf 142000 qkm 21 Mill. E., d. i. 148 auf 1 qkm. Der größere, nördl. Teil umfaßt den mittlern Lauf des Hwai-Ho, in dessen Thale Föng-jang, der südliche den betreffenden Teil des Jang-tse-kiang. Zwischen beiden Flüssen befinden sich Gebirge mittlerer Höhe. Der ↔ südlichste Bezirk von Hwei-tschou (berühmt durch die Verfertigung der sog. chinesischen Tusche) greift in das Stromgebiet des Tsien-tang-kiang hinüber. Die Provinz ist reich an Getreide, Früchten, Thee, Seide und Erzen, hat aber durch den Taipingaufstand am meisten gelitten.

Ngan-king, An-king, Hauptstadt der chines. Provinz Ngan-Hwei am Jang-tse-kiang, mit bedeutendem Binnenhandel und etwa 40000 E.

Ngaundere, Ort in Adamaua (s. d.).

Ngornu, Stadt im Negerreich Bornu (s. d.).

Nguru, Unguu, Landschaft in Deutsch-Ostafrika, zwischen Usegua und der Massaisteppe, in einer Höhe von 305 m (bei Mkindo) bis 1170 m (bei Mgera) gelegen, wird in nordsüdl. Richtung von einem hochbewaldeten Gneisgebirge durchzogen und von dem Luseru, einem Nebenfluß des Mukondokwa-Wami, durchströmt. In den Thälern herrscht tropische Fruchtbarkeit; es gedeihen, namentlich in der Umgegend der Missionsstation Mhonda, Zuckerrohr, Bananen, auch Kaffee und Kakao. Die Eingeborenen, gleichgeartet wie die Waseguha, gehören zum Stamm der reinen Bantuneger, schlagen in den Oberzähnen eine dreieckige Lücke aus, sind aber nicht beschnitten. Sie wohnen in von einer Buschboma umzäunten Dörfern und bauen ihre Hütten in cylindrischer Form mit Seitenwänden und Kegeldach; sie treiben Ackerbau und Viehzucht. Unter ihnen haben sich die Hamito-Niloten, die aus der westl. Steppe vertriebenen, den Massai stammverwandten Wakuafi (s. d.) friedlich angesiedelt. Banden von Wakamba (s. d.), ebenfalls Hamito-Niloten, durchstreifen auf Raub- oder Handelszügen von Gedja aus die Gegenden von N.

N. H., offizielle Abkürzung des nordamerik. Staates New-Hampshire.

Nhabe, See in Afrika, s. Ngamisee.

Nhd., Abkürzung für Neuhochdeutsch.

Ni, chem. Zeichen für Nickel (s. d.).

Niadi, Oberlauf des Kuilu (s. d.).

Niagara (engl. meist neiäggĕrĕ gesprochen), der Verbindungsstrom zwischen dem Erie- und Ontariosee, der die Grenze zwischen dem brit. Canada und dem nordamerik. Unionsstaat Neuyork bildet. Sein Lauf in nördl. Richtung hat eine Länge von 55 km, und der Niveauunterschied zwischen den beiden Seen beträgt 101 m. Etwa 10 km unterhalb Fort Erie (an seinem Ausfluß) teilt er sich in zwei Arme, welche die zu Neuyork gehörige Insel Grand-Island umfließen und nach einem Laufe von kaum 15 km sich wieder vereinigen; vor dem Ausfluß des westl. Arms liegt das brit. Inselchen Navy. Etwa 7 km weiter unterhalb, bei einer scharfen Biegung von Westen nach Norden, Détour genannt, bildet der Strom den berühmten Niagarafall, den großartigsten Stromfall der Welt. Durch die Ziegeninsel (Goat-Island) oder Irisinsel (so genannt wegen des über ihr erscheinenden Regenbogens) wird der Niagarafall in zwei ungleiche Arme geschieden. Der östliche, der Amerikanische oder Fort-Schlosser-Fall, ist 330 m breit und in der Mitte 47 m hoch; der westliche, der Große Fall oder Horseshoe-Fall (d. h. Hufeisenfall), 578 m breit und 44 m hoch. Die Wassermasse, welche in einer Stunde hinabstürzt, wird auf 30 Mill. cbm geschätzt. Aus der Tiefe der von 75 bis 90 m hohen Felsenwänden eingefaßten Kluft, in die das Wasser stürzt, steigen weiße Schaum- und Wolkenmassen empor, die viele Kilometer weit gesehen werden; auch

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 309.