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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Niederandalusien - Niederdeutsch

aufsteigt) von dem südlichen, minder hohen Gebirgslande. Während daher der erstere rauhes Klima, unfruchtbaren Boden und geringen Anbau (1894: 695731 hl Weizen, 35234 hl Roggen, 473,2 t Gerste, 1567,25 t Hafer) besitzt, gestattet das mildere Klima im südlichern Teile den Anbau von Mandeln, Aprikosen, Pfirsichen und feinen Obstsorten. Die Weine (1894: 44194 hl, im zehnjährigen Durchschnitt 1884-93: 53952 hl) von Meis und Castelet gehören zu den bessern Sorten. Ziegen, Schafe, Maultiere bilden den Hauptgegenstand der Viehzucht. Der Bergbau erstreckt sich nur auf etwas Blei, grünen Marmor u. dgl. Das Departement wird von der Mittelmeerbahn (97,3 km), und zwar von der Linie Pertuis-Sisteron mit der Abzweigung nach Digne, und von (1892) 550,8 km Nationalstraßen durchzogen und von der Durance und ihren Nebenflüssen Ubaye, Bléone, Asse und Verdon bewässert. An höhern Unterrichtsanstalten sind 1 Lyceum und 4 Collèges vorhanden. - Vgl. Annuaire du département des Basses-Alpes; Féraud, Histoire, géographie et statistique du département des Basses-Alpes (Digne 1861).

Niederandalusien, s. Andalusien.

Niederbaden, schweiz. Stadt, s. Baden.

Niederbarnim, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, hat 1741,36 qkm und 1890: 188297, 1895: 229201 (115516 männl., 113685 weibl.) E., 4 Städte, 114 Landgemeinden und 64 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Berlin.

Niederbayern, Regierungsbezirk im Königreich Bayern, umfaßt von alten Gauen Teile des Nordgaues, die Marchia camba, den Schweinachgau und Grunzenwittengau, den Viehbachgau, den Pagus feldun, Spechtrain, Vils-, Not- und Isengau sowie den Westermann-, Kels- und Teinachgau, nach der spätern Staatenbildung das Herzogtum Niederbayern, das Fürstentum Passau und die unmittelbaren Ortschaften Neuburg am Inn und Ortenburg und grenzt im NO. an Böhmen, im SO. an Oberösterreich. Die Donau teilt den Bezirk von NW. nach SO. in zwei Teile; ihre Nebenflüsse sind Isar, Vils und Inn im südlichen, Regen und Ilz im nördl. Teile. Letzterer enthält einen Teil des Böhmer Waldes und den Bayrischen Wald. Der südl. Teil gehört der bayr. Hochebene an und ist eben und fruchtbar, hat auch einige Moore, wie das Dingolfinger und Landauer Moos. (S. Karte: Bayern II.) Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft sind bedeutend, daneben besteht Bergbau auf Eisen, Graphit und Porzellanerde. Die Industrie erstreckt sich auf Leinwand- und Tuchweberei, Fabrikation von Glas und der berühmten Passauer Schmelztiegel. Der Bezirk hat 10756,61 qkm, (1890) 664798 (322958 männl., 341840 weibl.) E., 957 Gemeinden mit 11846 Ortschaften, 106117 Wohngebäuden und 133139 Haushaltungen. Dem Religionsbekenntnis nach waren 659197 Katholiken, 5201 Evangelische und 182 Israeliten. Im J. 1895 wurden 655856 (318927 männl., 336929 weibl.) E. gezählt.

Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in 6 Reichstagswahlkreise: Landshut (Abgeordneter 1893: Mayer, Centrum), Straubing (Bruckmaier, Bund der niederbayr. Landwirte), Passau (Dr. Pichler, Centrum), Pfarrkirchen (Bachmeir, Bauernbund), Deggendorf (Leonhard, Centrum), Kelheim (Dr. Sigl, niederbayr. Bauernbund).

Der Regierungsbezirk zerfällt in 4 unmittelbare Städte und 21 Bezirksämter:

Städte und Bezirksämter qkm Einw. 1890 Einw. auf 1 qkm Evangelische Katholiken Israeliten Einw. 1895

A. Unmittelbare Städte.

Deggendorf 4,41 6250 1417 119 6125 4 6526

Landshut 12,98 18862 1453 993 17824 28 20554

Passau 2,82 16633 5898 1019 15496 42 17484

Straubing 19,32 13856 717 253 13555 41 15596

B. Bezirksämter.

Bogen 513,85 31835 62 34 31797 - 31984

Deggendorf 567,84 37483 66 54 37426 - 37591

Dingolfing 413,80 22916 55 35 22873 2 22596

Eggenfelden 658,85 35819 54 88 35722 2 36019

Grafenau 380,77 18239 48 67 18172 - 18133

Griesbach 511,43 33513 66 36 33477 - 33620

Kelheim 645,93 33649 52 248 33373 16 33957

Kötzting 464,33 24901 54 44 24851 6 25302

Landau a. Isar 384,92 22972 60 66 22885 12 23007

Landshut 574,78 28600 50 63 28521 4 29002

Mallersdorf 405,27 22397 55 79 22318 - 22795

Passau 542,87 40824 75 224 40599 1 40815

Pfarrkirchen 543,29 34169 63 157 34000 5 34641

Regen 569,55 26113 46 162 25922 5 25972

Rottenburg 664,40 33611 51 63 33515 5 34521

Straubing 453,35 21902 48 49 21848 - 22152

Viechtach 410,75 21559 52 63 21494 1 21805

Vilsbiburg 537,55 29567 55 25 29541 1 29937

Vilshofen 596,63 42861 72 1135 41712 3 42809

Wegscheid 272,19 17315 64 54 17621 - 17046

Wolfstein 604,71 28952 48 57 28890 4 29038

Niederbeuthen, s. Beuthen.

Niederblätter, s. Blatt.

Niederbrechen, bergmännisch soviel wie einstürzen einer Gesteinsmasse.

Niederbronn, Hauptstadt des Kantons N. (20397 E.) im Kreis Hagenau des Bezirks Unterelsaß, im Wasgau, an der Linie Hagenau-Beningen der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Straßburg) und Steueramtes, hat (1890) 3029 E., darunter 1123 Katholiken und 181 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. Dekanat, prot. Konsistorium, Mutterhaus der Schwestern des Göttlichen Erlösers, Altertumssammlung im Rathaus, fränk. Grabfeld, röm. Funde, zwei Mineralquellen mit einer stark besuchten Badeanstalt, große Eisen- und Stahlwerke. N. ist das bedeutendste der Wasgaubäder, welches schon den Römern bekannt war. Die kochsalzhaltigen Quellen (17,80° C.) werden zum Trinken und Baden benutzt gegen Krankheiten der Verdauungsorgane, Magen-, Leber-, Darmleiden, Fettsucht, Gicht u. s. w. - N. (Villa Brunnon 820), vermutlich schon röm. Kulturstätte, kam 1570 an die Grafen von Hanau, 1764 an den Baron von Dietrich, dessen Familie im Besitz der großen Eisen- und Stahlwerke in N. ist. Bei N. fand 25. Juli 1870 der erste Zusammenstoß zwischen einer badisch-württemb. Patrouille unter Graf Zeppelin und franz. Reiterei statt. - Vgl. Kuhn, N. et ses environs (2. Aufl., Par. 1866).

Nieder-Charente, s. Charente-Inférieure.

Niederdeutsch (abgekürzt Ndd.) oder, wie man in neuerer Zeit vorzugsweise sagt, Plattdeutsch, ist die Sprache des norddeutschen Tieflandes. Im engern Sinne versteht man darunter die niedersächs. Mundarten vom Zuidersee bis zur Oder und die niedersächs.-niederfränk. Mischmundarten der Mark Brandenburg, Hinterpommerns und Preußens (s. Deutsche Mundarten, Bd. 5, S. 32 b - 34 a); im weitern Sinne rechnet man auch die niederländ. und die vläm. Sprache mit dazu. Das Kennzeichen des N. gegenüber dem Hochdeutschen ist der Mangel der hochdeutschen Lautverschiebung (s. d.). Über die Grenze der niederdeutschen Sprache s. Deutsche Mund-^[folgende Seite]