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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nigercompagnie – Nigra

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Niger'

und Timbuktu kartographisch genau ausgenommen zu haben, gebührt dem franz. Offizier Caron (1887); die letzte von Europäern noch nicht verfolgte Flußstrecke zwischen Say und Gomba wurde 1895 von von Carnap aufgenommen.

Vgl. außer den Reiseberichten von Lander, Laird und Oldfield, H. Barth (s. d.) besonders die von Baikie (Lond. 1856), Crowther (ebd. 1855) und T. J. Hutchinson (ebd. 1855), nebst Despatches received from Dr. Baikie (ebd. 1863), Reports by Dr. Baikie on the geographical position of the countries in the neighbourhood of the N. (ebd. 1863); Rohlfs, Quer durch Afrika (2 Bde., Lpz. 1874); Viard, Au Bas-Niger (Par. 1885).

Nigercompagnie (Royal Niger Company), engl. Aktiengesellschaft, die durch königl. Charter vom 10. Juli 1886 ermächtigt wurde, im Unterlauf des Niger von Akassa bis Say und am Binue von Lokodscha bis oberhalb Jola durch Verträge mit den eingeborenen Fürsten Hoheitsrechte zu erwerben, Zölle zu erheben und Handel zu treiben. Durch 300 Verträge, darunter solche mit Sokoto (1885 und 1890), Gando und Nupe und mit dem Sultan von Jola (1893), gewann die Compagnie ein Territorium von etwa 200000 qkm. Thatsächliche polit. Herrschaft übt sie nur wenige Kilometer landeinwärts an beiden Ufern des Niger und Binue aus. Doch ist es ihr gelungen, den Sklavenhandel zu unterdrücken und die Feindseligkeiten der kleinern Häuptlinge untereinander niederzuhalten oder zu schlichten. Sie hat eine Schutztruppe von 4–500 Haussanegern und eine Dampferflottille von 30 Schiffen. Sie ist Regent und Kaufmann in einer Person. Das Centrum der Verwaltung befindet sich in Asaba (Asaka) am untern Niger; dort ist auch ein Zollamt, ein Hospital und Baracken für die Schutztruppe. Vor dem Hauptzollamt in Akassa (an der Mündung) müssen sämtliche Schiffe anlaufen, die auf dem Niger und Binue Handel treiben wollen. Faktoreien von größerer Bedeutung sind in Ebo, Abutschi, Idda, Lokodscha, Eggan und Jola errichtet. Die Ausfuhr besteht in Palmöl, Palmkernen, Elfenbein, Kautschuk und den Früchten des Butterbaums; die Einfuhr in Baumwollzeugen, irdenen und Eisenwaren, in Spirituosen, Salz und Tabak. – Die N. wurde unter der Bezeichnung United African Company 1879 als Handelsgesellschaft gegründet und nannte sich von 1882 an National African Company. Als der deutsche Reisende Flegel den Versuch machte, das Binuegebiet für Deutschland zu erwerben, schloß die Gesellschaft 1884 schleunigst Verträge mit den Sultanen von Sokoto und Gando ab und sicherte diese durch Erlangung eines königlich brit. Schutzbriefs. In schweren Konflikt geriet sie mit dem Franzosen Mizon, als dieser 1892 die im Bereich der N. liegende, von Sokoto abhängige Landschaft Muri als franz. Protektorat erklärte. Auf Drängen der Compagnie wurde 1893 die Trikolore in Muri entfernt. Die Freiheit der Schiffahrt auf Niger und Binue wurde im Nov. 1893 im deutsch-engl. Vertrage festgestellt. 1894 erneuerte die N. ihren Vertrag mit Borugung (s. d.), über welches Land jedoch fast gleichzeitig auch der Franzose Decoeur das franz. Protektorat errang. Über die Gültigkeit des einen oder andern Vertrags schweben noch diplomat. Verhandlungen zwischen England und Frankreich. Ein barbarischer Guerillakrieg zwischen den Braßleuten und den Grenzwächtern der N. entbrannte Anfang 1895 infolge des lebhaften Schmuggels, den die Eingeborenen des ↔ Nigerküstenprotektorats betrieben; es kam zu einem entsetzlichen Blutbad in Akassa. Die N. blieb schließlich siegreich.

Nigerküstenprotektorat (Niger Coast Protectorate), engl. Kronkolonie in Westafrika seit 16. Mai 1893, umfaßt alle Niederlassungen der 1889 gegründeten engl. Handelsgesellschaft (African Association) in dem Olflüsse-Gebiet (Oil River District), das im W. an die Kolonie Lagos, im N. an die Besitzungen der Nigercompagnie und im O. an Kamerun grenzt. Näheres s. Ölflüsse.

Nigermission, infolge der Erforschungsexpeditionen am Niger von England 1841 gegründete, seit 1857 von der Kirchenmission mit eingeborenen Kräften unter dem Negerbischof Crowther betriebene Mission. Sie hatte nur eine langsame Entwicklung und erlitt 1890 förmlichen Zusammenbruch. Die Negergeistlichen und Lehrer waren noch nicht zu der erforderlichen Selbständigkeit gereift. Jetzt steht die N. unter europ. Leitung. Seit 1884 arbeitet auch die kath. Mission am Niger.

Nigger, in Amerika verächtliche Bezeichnung des Negers.

Nighebolū, türk. Name der Stadt Nikopoli (s. d.).

Nightingale (spr. neitingehl), Florence, berühmt durch ihre Verdienste als Krankenpflegerin, geb. im Mai 1820 zu Florenz, lernte auf vielen Reisen die Zustände zahlreicher Hospitäler kennen, für die sie früh ein außerordentliches Interesse zeigte. Mit der praktischen Krankenpflege machte sie sich bei den Barmherzigen Schwestern in Paris und seit 1849 in der Diakonissinnenanstalt zu Kaiserswerth am Rhein vertraut, über die sie in der Schrift «The institution at Kaiserswerth for the practical training of deaconesses» (Lond. 1850) berichtete. Darauf trat sie in London an die Spitze eines Krankenhauses für Gouvernanten, dem sie eine musterhafte Einrichtung gab. Während des Krimkrieges begab sie sich erst nach Skutari, dann nach Balaklawa, wo sie den in den Militärhospitälern eingerissenen Mißbräuchen steuerte und eine neue Ordnung einführte. Ihre Landsleute brachten später ein Kapital von 50000 Pfd. St., den Nightingale-Fonds, zusammen, dessen Zinsen zur Erweiterung des St. Thomashospitals in London verwendet wurden. Ihre Erfahrungen hat Miß N. in den «Notes on Hospitals» (Lond. 1859 u. ö.), «Notes on nursing» (ebd. 1860 u. ö.; deutsch Lpz. 1861; 2. Aufl., hg. von Niemeyer, 1878), «Notes on the sanitary state of the army in India» (Lond. 1863), «Notes on lying-in institutions» (ebd. 1871) und «Life or death in India» (ebd. 1874) niedergelegt.

Nigidalzen, asiat. Volksstamm, s. Negda.

Nigidĭus Figŭlus, Publius, röm. Gelehrter, Prätor 58 v. Chr., in der Verbannung gestorben 45 v. Chr., schrieb in eigentümlich dunkler Sprache Werke über Grammatik, Götterlehre und Kultus, sowie naturwissenschaftlichen Inhalts, von denen nur Fragmente erhalten sind (hg. von Swoboda, Wien 1889). – Vgl. Hertz. De P. Nigidii FiguIi studiis atque operibus (Berl. 1845).

Nigissar, türk. Stadt, s. Niksar.

Nigra, Costantino, Graf, ital. Diplomat, geb. 12. Juni 1827 zu Villa-Castelnovo bei Ivrea, studierte die Rechte zu Turin, trat 1848 als Freiwilliger, in das Heer; bei Rivoli schwer verwundet, ging er zur diplomat. Laufbahn über. Als Cavours Sekretär 1856 auf dem Pariser Kongreß ward er zu den sard.- franz. Verhandlungen, welche dem Krieg von 1859 vorausgingen, beigezogen und befand sich während desselben in Napoleons III. Hauptquartier; ebenso

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 366.