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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Niksar; Niksic; Niktitation; Nil

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Niksar – Nil

Niksar, auch Niksara oder Nigissar, Stadt im nordöstl. Kleinasien, im türk. Wilajet Siwas, unweit rechts vom Germilü (dem Lykos der Alten) in 590 m Höhe, hat 9000 E. (ein Viertel Christen), Handel mit Seide und Reis. Auf dem Hügelrücken nördlich von der Stadt ausgedehnte Reste einer Burg, vielleicht aus der Seldschukenzeit. N., höchst wahrscheinlich das antike Kabira (s. d.), war in der röm. Kaiserzeit als Neocäsarea Hauptstadt des Pontus Polemoniacus, wo 314 eine große Kirchenversammlung abgehalten wurde.

Niksic (spr. -schitsch), befestigte Stadt in Montenegro, auf einem isolierten Hügel in der fruchtbaren Ebene der obern Zeta gelegen, mit 3000 E. N. war für die Türken höchst wichtig, da sich sein Gebiet wie ein Keil zwischen den östl. und westl. Teil Montenegros hineinzog; es wurde 1877 von den Montenegrinern erobert und verblieb ihnen.

Niktitation (lat. nictitatio oder nictatio), Augenblinzeln, Augenlidkrampf (s. Blinzeln).

Nil, einer der längsten Ströme der Erde, in Afrika, der heilige Fluß Ägyptens, kommt aus dem Victoria-Njansa; als Quellfluß wird jetzt allgemein der Kagera oder Alexandra-Nil (s.d.) betrachtet. Aus dem Victoria-Njansa fließt nach N. der Kivira oder Somerset-Nil, der zunächst die Riponfälle bildet und dann die beiden Seen Gita Nsige und Kodscha durchströmt; bei Mruli, wo der Strom bei einer durchschnittlichen Tiefe von 3 bis 5 m eine Breite von 900 bis 1000 m erlangt hat, wendet sich derselbe scharf nach N. und behält 80 km lang, bis Fauvera, diese Richtung bei. Hier wendet er sich nach W. und stürzt in einer mit den Karinafällen beginnenden Reihe von zwölf Stromschnellen, deren letzte die 36 m hohen Murchisonfälle sind, die zweite Hochlandstufe zum Albertsee hinab, den er bei Magungo erreicht. Von S. her führt der Issango oder Semliki dem Albert-Njansa die Gewässer des dritten Nilquellsees, des Albert-Eduard-Sees, zu. Am Nordende des Albertsees, unter 2,5° nördl. Br., fließt der 400–1500 m breite Strom als Bahr el-Djebel aus dem See nach N. In dem ersten Teile dieser Strecke bis Dufilé ist er, durch Bergketten eingeengt, schiffbar; hinter Dufilé beginnt der Durchbruch durch die Randgebirge der zweiten Hochlandstufe in neun Stromschnellen, die die Schiffahrt unmöglich machen; bei Ladò, der Hauptstadt der ehemaligen Äquatorialprovinz, tritt der Strom, nachdem er von Dufilé 200 m gefallen ist, in das ostsudanische Flachland und verliert seinen Charakter als Bergstrom. Von Nebenflüssen hat er auf dieser Strecke den Assua und eine Reihe von Bergströmen aufgenommen. In der nur von niedrigen Erhebungen unterbrochenen Ebene bildet er Inseln, Nebenarme und Kanäle; in unzähligen Windungen strömt er zwischen flachen Ufern träge nordwärts bis 9° 29' nördl. Br., wo er nach der Vereinigung mit dem Bahr el-Ghasal (s. Gazellenfluß), der von W. kommt, nach O. umbiegt. Zur Regenzeit verwandelt der mächtig angeschwollene Strom die Niederung nördlich von Ghaba-Schambeh in einen bis 100 km breiten See, nach dessen Verschwinden der N., durch Grasbarren, Setts genannt, gezwungen, oft seinen Lauf verändert; das ganze Terrain zwischen dem N. und seinem Parallelarm, dem Seraf, bildet die eigentliche Sumpfregion des obern Nilsystems. Nach einem 150 km langen, östlich gerichteten Laufe, auf dem er sich wieder mit dem Seraf verbindet, nimmt der Strom den ihm fast entgegengerichteten Sobat auf, der ihn nach NO. drängt, ↔ und heißt von hier ab Bahr el-Abiad, d. i. Weißer N. (eigentlich klarer N.), im Gegensatz zum trüben, Bahr el-Asrak oder Blauen N., mit dem sich jener nach einem 845 km langen, nordwärts gerichteten Laufe bei Chartum (in 15° 36' nördl. Br.) verbindet. Dieser entspringt als Abaï in 10° 55' nördl. Br. in Abessinien in 2800 m Höhe, ergießt sich in den Tanasee (1755 m), verläßt ihn, 200 m breit und 3 m tief, an der Südseite, beschreibt einen Halbkreis um das Gebirgsland Godscham und fließt vom 10. Breitengrade nach NW.; auf dieser Strecke nimmt er links den Djemma und Didessa, rechts den 560 km langen Dinder und den Rahat auf.

Während der Weiße N. dem Strom seine Dauer giebt und verhindert, daß er im Unterlaufe während des Sommers versiegt, verdankt Ägypten dem Blauen N. (in Gemeinschaft mit dem Atbara) jenen fruchtbaren Nilschlamm, auf dessen Vorhandensein die Fruchtbarkeit der Tiefebene beruht, und das jährlich wiederkehrende Hochwasser, wodurch das Land immer von neuem befruchtet wird. Nach der Vereinigung des Bahr el-Abiad und des Bahr el-Asrak beginnt der N. den Durchbruch durch das durchschnittlich 330 m hohe Sandsteinplateau der libysch-arab. Wüste. Der sog. sechste Katarakt oberhalb Schendi vermag selbst bei niedrigem Wasserstande der Schiffahrt keine ernstlichen Hindernisse zu bereiten; erst jenseit Ed-Damer (17° 40' nördl. Br.), wo der N. seinen letzten Nebenfluß, den 1230 km langen Atbara, aufnimmt, beginnt die Reihe der Stromschnellen, die sich bis Assuan hinziehen und die Schiffahrt auf 1800 km seines Laufes unterbrechen: die drei Katarakte zwischen Schendi und El-Kab, gewöhnlich als fünfter Katarakt bezeichnet; sieben Katarakte, 75 km lang, zwischen der Insel Mograt und dem Berge Barkal, genannt die vierten; zwischen der Insel Argo und Gerindid die dritten; neun Katarakte zwischen der Insel Dal und Wadihalfa, die man gewöhnlich als den zweiten und großen Katarakt bezeichnet, und endlich der erste Katarakt zwischen der Insel Philä und Assuan; die Niveaudifferenz, die der Strom auf dieser ganzen Strecke überwindet, beträgt 250 m; bei Assuan fließt der N. in 101 m Meereshöhe, so daß auf die letzten 1125 km von hier bis zur Mündung 101 m Gefälle kommen. Die Breite wechselt auf dieser Strecke häufig; bei Schendi ist er 165 m, oberhalb der Atbaramündung 320 m und unterhalb des fünften Katarakts 460 m breit; nördlich von Wadihalfa verbreitert er sich und zwischen Esneh und Kairo ist er 500–2200 m breit. Die Breite des Flußthales schwankt zwischen Abu-Hammed und Edfu zwischen 500 und 1000 m; nördlich von Edfu verbreitert es sich auf 3 km und behält bis Kairo eine wechselnde Breite von 4 bis 28 km. In der S-förmigen Krümmung, die der N. bei Damer beginnt, umfließt er bis Ambukol auf drei Seiten die Bajudasteppe und durchbricht bis Korosko die Bergzüge der Nubischen Wüste; die bisweilen scharfen Biegungen des Stroms oberhalb Korosko sind durch die gegenseitigen Lagerungs- und Streichungsverhältnisse des Sandsteins und seiner krystallinischen Unterlage bedingt.

Von 27,5° nördl. Br. an begleitet den N. links der Jussuf-(Josephs-)Kanal, ein Rest altägypt. Wasserbauten, mit zahlreichen Verbindungsarmen, und bewässert das zwischen beiden liegende Land; im Norden endet der Kanal im Fajum, dessen Wasserüberfluß der 40 m unter dem Meeresspiegel liegende Birket

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 375.