Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

413
Norddeutscher Lloyd - Nordenberg
Leipzig), des Bundesrats und des Reichstags war
5U Berlin. Mit den vier, damals keinem engern
Staatenbunde angehörigen süddeutschen Staaten
(Bayern, Württemberg, Baden und den linksmaini-
schen und linksrhein. Gebietsteilen Hessens) wurden
im Aug. 1860 und April 1867 vorerst noch geheimzu-
haltende Bündnisverträge abgeschlossen, auf Grund
deren im Fall eines Krieges diese Staaten ihre volle
Kriegsmacht zur Verfügung stellten und die Herr-
scher den Oberbefehl dem Könige von Preußen über-
trugen. Ebenso gehörten auch diese vier Staaten
dem 8. Juli 1867 erneuerten Deutschen Zoll- und
Handelsverein an (s. Zollverein). Der N. B. bestand
dis zu der 18. Jan. 1871 nach den Verträgen mit
den süddeutschen Staaten erfolgten Proklamicrung
der Wiedererrichtung des Deutschen Reichs.
Über das Heer des N. B. s. Deutsches Heerwesen;
über die Bundesfestungen s. Deutsche Bundes-
festungen; über die polit. Geschichte Deutschlands in
dieser Zeit s. Deutschland und Deutsches Reich (Ge-
schichte). - Vgl. Verbandlungen des Reichstags
des N. B. (Berl. 1867 - 70) und des Deutschen
Reichstags (ebd. 1871 fg.); Hiersemenzel, Die Ver-
sassung des N. V. (3 Tle., ebd. 1867-70); Archiv des
N. B. und des Deutschen Zollvereins (hg. von Koller,
Bd. 1 u. 2, ebd. 1868-69); Hirth, Annalen des N. V.
und des Deutschen Zollvereins für Gesetzgebung,
Verwaltung und Statistik (3 Bde., ebd. 1868-70).
Norddeutscher Lloyd, größte Dampfschiff-
fahrtsgesellschast der Welt, mit dem Sitz in Bremen,
gegründet 1857. Der N. L. begann seine Fahrten
nut drei Dampfern nach England. 1858 wurde dic
erste Neuyorker Linie eröffnet, 1866 ein wöchent-
licher Verkehr mit den Vereinigten Staaten ein-
gerichtet. 1867 erhielt der N. L. die Beförderung
der amerik. Post. Bald folgte die Eröffnung neuer
Linien, 1868 nach Baltimore, 1869 nach Neu-
orleans, 1875 nach Brasilien und dem La Plata;
letztere Linie wurde bald darauf in zwei selbstän-
dige Linien geteilt. Seit 1880 baute der N. L. für
den Verkehr mit Neuyork Schnelldampfer und hat
deren (1896) 10 in Betrieb. 1886 übernahm die Ge-
sellschaft den Betrieb der vom Reich unterstützten
Reich spostdampferlinien nach Ostasien und Austra-
lien mit Zweiglinien nach Japan, Neuguinea und
Sumatra; letztere Linie erhält keine Reichsunter-
stützung. 1890 wurde eine neue Schnelldampferlinie
Genua-Gibraltar-Neuyork errichtet und 1892 durch
eine Postdampferlinic Neapel-Ncuyork und eine
Zweigverbiudung Genua-Neapel-Palermo erweitert.
Ebenso trat 1892 neben dem Schnelldampferverkehr
ein Postdampferverkehr Bremen-Neuyork ins Leben;
1893 folgte die Eröffnung der Nolandlinie zwischen
Bremen und Neuyork. Die Erbauung neuer Schiffe
ermöglichte es dem deutschen Fracht- und Passagier-
Verkehr, aus der Weserkorrektion insofern Nutzen zu
ziehen, als die Dampfer der Rolandlinie und der La-
Plata-Linie seit 1893 vom Freihafen Bremen Stadt
abgefertigt werden. Gegenwärtig betreibt der N. L.
21 Schiffahrtslinien, nämlich 6 Linien nach Nord-
amerika (2 Schnelldampfer- und 4 Postdampfer-
linien), 2 Linien nach Südamerika (Brasilien und La
Vlata) sowie eine Zweigverbindung an der brasil.
Küste, 2 Hauptlmien nach Ostasien und Australien und
4 Zweiglinien im Anschluß an die ostasiat. Haupt-
linie, 3 Linien nach England und 3 andere europ.
Linien. Die Flotte zählt 72 Dampfer, darunter
17 Schnell- und Doppelschraubendampfer, mit einer
Maschinenstärke von 191996 Pferdestärken und
217 222 Negistertons Gehalt; mit den Neubauten
beziffert sich der Naumgehalt auf etwa 302000 Re-
gistertons. Außerdem dienen dem europ. Verkehr
80Schleppkähnemitetwa 16000t Gehalt. DerAn
schaffungswert der Schisse beträgt etwa 122 Mill. M.
Im Dienst der Gesellschaft stehen etwa 7000 Seeleute.
1895 wurden befördert 148525 Personen; der Ver-
brauch an Kohlen betrug mehr als 15 Mill. Centner,
an Proviant 5^ Mill. M. Die Schiffe des N. L.
durchliefen im transatlantischen Verkehr 1895 die
Strecke von fast 2,7 Mill. Seemeilen, d. h. mehr als
121mal den Umfang der Erde. Die Gesellschaft be-
sitzt eigene Reparaturwerkstätten in Bremen und
Bremerhaven mit zusammen etwa 1500 Arbeitern,
Proviantamt, Weinkellereien und Dampfwäscherei
in Bremen, serner eine Seemannskasse mit 2 Mill.
M.Kapital, über den Namen s. Lloyd. (S.Karte:
Dampfschiffabrtsverbindungen des Welt-
verkehrs im Atlantischen Ocean, Bd. 4,
S. 748.) - Vgl. Lindeman, Der N. L., Geschichte
und Handbuch (Vrem. 1892).
Norddeutsche Textil - Berufsgenosfen
fchaft, s.
Nordelbingen, s. Nordalbinger.
Norden, s. Himmelsgegenden.
Norden. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bcz. Aurich,
hat 394,75 ykm und 1890: 33002, 1895: 34576
(16724 männl., 17854 weibl.) E., 1 Stadt und 38
Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis N., an
einem zum Nordseebusen Leybucht
führenden Kanal, an derLinie Em-
den-Ievcr und der Nebenlinie N.-
Norddeich (Ostfriesische Küsten-
bahn) der Preuß. Staatsbahncn,
Sitz des Landratsamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht
Aurich), hatte 1890: 6759,1895:
6794 E., darunter 203 Katho-
liken und 253 Israeliten, Post-
amt erster Klasse, Telegraph, Liudgerikirch e mit pracht-
vollem bohem Chor (15. Jahrh.), reform. Kirche,
Mennonitenkirche, kath. Kirche, Synagoge, Krieger-
denkmal, Gymnasium, Gewerbeschule, landwirt-
schaftliche Schule, höhere Mädchenfchule, Spar-,
Vorschußkasse, Filiale der Ostfriesischen Bank, Ge-
nossenschaftsbank; Eisengießerei, Geneverbrennerei,
Fabrikation von Zuckerwaren, Schokolade, Tabak,
Cigarren, Essig, Senf und Cichorien; Sägewerke,
Holzhandel und Märkte. Ostlich von der Stadt das
Schloß des Grafen zu Inn und Knyphausen; west-
lich eine bedeutende Brauerei; 4 km nördlich Nord-
deich, mit Nordcrncy durch Dampfer verbunden.
Nordenberg, Vcngt, schwed. Genremaler, geb.
22. April 1822 zu Kompinkulla in der Provinz
Vlekinge, kam 1843 als Malergehilfe nach Stock-
holm, wo er Mittel fand, akademischen Unterricht
zu benutzen. Er ging dann 1851 nach Düsseldorf
und weilte 1857-59 als Staatsstipendiat in Paris,
Nom und Neapel. Von Tidemand und der Düssel-
dorfer Schule stark beeinflußt, liebt er die Dar-
stellung des bäuerlichen Lebens. Von seinen Bil-
dern sind zu nennen u. a.: Abendmahlsfeier in einer
schwed. Landkirche (1854; Nationalgalerie zu Kri-
stiania), Organist in einer schwed. Dorfkirche (1861-
Museum in Leipzig), Zebntcnempfang in Schonen
(1862), .Hochzeitszug in Wärende (letztere beide im
Stockholmer Nationalmuseum), Heuernte in Schwe-
den, Heimkehr der Jäger (1878), Rettung Schiff-
brüchiger (1883). Seit 1860 in Düsseldorf wohn-