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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nordenskiöld - Norderney
ein hoher Grad von praktischer Brauchbarkeit nicht '
abzubrechen, was auch ihr Vorkommen in vielen
Armeen und Marinen erklärlich macht.
Nordenskiöld (spr.-schöld), Nils Adolf Erik,
Freiherr von, Geognost und Polarfahrer, geb.
18. Nov. 1832 inHelsingfors, begleitete seinen Vater
Nils N., Chef des finländ.Berg- und Hüttenwesens,
auf Reisen in Finland und im Ural, studierte inHel-
singfors, begab sich 1857 nach Stockholm, wo er 1858
Professor und Vorsteher der Mineralog. Samm-
lungen wurde. N. nahm darauf an allen wissen-
schaftlichen arktischen schwed. Expeditionen teil, von
denen die beiden ersten (1858 und 1861) unter der
Leitung Torclls, die beiden folgenden (1864 und
1868) unter N.s Anführung ausgeführt wurden.
Die drei ersten Expeditionen hatten nur kleine nor-
weg. Fahrzeuge zur Verfügung- zu der vierten aber
rüstete der Staat den stark gebauten, von dem Ka-
pitän Freiherrn von Otter befehligten Postdampfcr
Sofia aus, der 19. Sept. 1868 81° 42' nördl. Br.,
den nördlichsten bis dahin von einem Fahrzeuge be-
wchten Punkt, erreichte. Durch diese Expeditionen
wurde die spitzberg. Inselgruppe genauer erforscht.
In den Zwischenzeiten beschäftigte sich N. mit der Be-
arbeitung der mitgebrachten geolog. Schätze. (Über
die genannten Reisen Torells und N.s vgl. Die
schwed. Expeditionen nach Spitzbergen und Bären-
Eiland; aus dem Schwedischen übersetzt von Pas-
sarge in der "Bibliothek geogr. Reisen und Entdeckun-
gen", Bd. 5, Jena 1869.) Für die Reichstags-
periode 1870 - 72 wurde N. von Stockholm in die
Zweite Kammer gewählt, wo er in liberalem Geiste
wirkte. 1870 drang er in Grönland auf dem Binnen-
cise etwa 45 km vor, auch entdeckte er die drei größ-
ten bis jetzt bekannten Meteoriten, die er auf 500,
200 und 90 Ctr. schätzte, an der Südseite der Disko-
Insel und kehrte mit reichen Sammlungen nach
Schweden zurück. Diese Reise beschrieb N. unter
dem Titel "IledoF^reiäs kör 6ii expeäition tili
Qrönwnä ^ 1870" (Stockh. 1871). Die fünfte
schwed. Expedition ging unter seiner Leitung Mitte
Juli 1872 von Tromsö ab und überwinterte an
der Mosselbai auf Spitzbergen (79° 53' nördl. Br.
und 16° 4' östl. L. von Greenwich), von wo er mit
einigen Begleitern Frühjahr 1873 auf Schlitten erst
nach den nördlich von Spitzbergen gelegenen Sieben-
inseln und dann von da über das Binneneis des
Nordostlandes nach der Winterstation zurückfuhr.
1875 fuhr N. durch das Karische Meer nach der
Mündung des Ienissei und wiederholte diese Reise
1876. Den größten Ruhm erwarb sich indessen N.
durch die Durchführung der Nordostdurchfahrt ent-
lang der Nordtüste Sibiriens 1878-79 auf dem
DampferVcga. DcrKönig vonSchweden,derKaus-
inannOskar vonDicksonund der sibir.Grubenbesitzer
A. Sibiriakow unterstützten die Expedition, die 4. Juli
1878 von Göteborg abging. Teilnehmer waren der
Lieutenant Palander (Kapitän der Vega), Lieute-
nant Vrusewitz, der Botaniker Kjellman, der Zoo-
loge Stuxberg, der Arzt Almquist u. a. Nachdem
die Vega unter vielen Gefahren die Nordküste Si-
biriens umfahren, fror sie Ende Sept. 1878 unter
67,5" nördl. Br. und 173" 23' westl. L. von Green-
wich nordwestlich von der Veringstraße ein und
tonnte erst 18. Juli 1879 ihre Reise fortfetzcn, zu
gleicher Zeit als die Ieannette unter Kapitän de Long
den mißlungenen Versuch machte, durch die Vering-
straße nach dem Norden vorzudringen. Anfang
Sept. 1879 traf N. in Japan ein und fuhr von
hier durch den Sueskanal nach Europa zurück.
Der König von Schweden erhob ihn April 1880 in
den Freiherrcnstand. Der Bericht über seine epoche-
machende Reise erschien zugleich in mehrern Sprachen
(deutsch u. d. T. "Die Nmsegelung Asiens und
Europas auf der Vega", 2 Bde., Lpz.^1882; "VeZa.-
6xp6äition6N8 vetenLkapüZH i3icttiiF6i86l", 5 Bde.,
1882-87; Bd. 1 auch deutsch, Lpz. 1883; "Studien
und Forschungen", ebd. 1885, sowie "N.s Vega-
fahrt", bearb. von Erman, 2. Aufl., ebd. 1890).
Am 23. Mai 1883 ging N. in Göteborg auf dem
schwed. Postdampfcr Sofia abermals zur See und
landete 1. Juli im Auleitsivitsjord in Westgrön-
land, von wo er 4. Juli bis 4. Aug. auf der
grönländ. Eiswüste weiter vordrang als irgend
jemand vor ihm. Am 17. Aug. wurde die Rückreise
angetreten, und nachdem er der erste gewesen, dem
es geglückt, durch das die Eüdosttüste versperrende
Eis zu dringen und an der Küste zu landen, traf er
am 9. Sept. in Reykjavik ein. über diefe Reise ver-
öffentlichte er "Grönland. Seine Eiswüsten im In-
nern und seine Ostküste" (Lpz. 1886). Seine letzten
Publikationen galten der ältern Kartographie. Sein
"^acLiiuii6-Htl5l3 rill 1<^!'t0Zr^6ii8 ^läLt^liiäwria"
(Stockh. 1889) enthält die wichtigsten (51 Haupt- und
84 Nebenkarten) Karten, die vor 1600 gedruckt sind.
Von dem "Faksimile-Atlas" erschien auch eine engl.
Ausgabe. Zum amerik. Jubiläum veröffentlichte N.
"lliära^ tili ^oixIenZ iUäätH KartoFrati" (Stockh.
1892) mit den ältesten Karten von Nordamerika.
- Vgl. Die Nordpolarreisen Adolf Erik N.s 1858
-79 (autoris. deutsche Ausg., Lpz. 1880).
Nordenskiöld-Meer, Teil des Nördlichen Eis-
meers an der Nordküste Sibiriens, zwischen der östl.
Taimyrhalbinsel und den Neusibirischen Inseln,
vom 120. und 130.° östl. L. von Grecnwich durch-
schnitten. In dasselbe münden Chatanga, Anabara,
Olenek und Lena. Nordenskiöld umschiffte in der zwei-
ten Hälfte des Aug. 1878 die südl. Gestade des N.
Norderdithmarschen, s. Dithmarschen.
Norder-Fehnkanal, s. die Tabelle znm Artikel
Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629) und
Vcrum.
Norderney, 13 km lange und bis 2 Km breite
Nordseeinsel an der Küste von Ostfriesland, gehört
zum preuh. Reg.-Vez. Aurich der Provinz Hanno-
ver, hat 20 c^km Fläche und im gleichnamigen Dorfe
auf der Eüdwestecke in etwa 644 Häusern 1895:
3988 E., meistens Fischer und Schiffer. Die Ost-
hälfte von N. besteht aus 10-15 m hohen Sand-
dünen, zwischen denen fruchtbares, angebautes
Land liegt. Am Eüdrande steht seit 1874 ein 60 m
hober Leuchtturm. N. hat seit 1801 eine Eeebade-
anstalt, die jetzt von den deutschen Nordseebädern
am besuchtesten ist (jährlich etwa 16000 Kurgäste),
da es im NW. und N. ausgezeichneten Strand, kräf-
tigen Wellenschlag, mildes Klima und gutes Trink-
wasser besitzt. Ferner giebt es gut eingerichtete, fis-
kalische Warmbad ehäuser und in den Dünen das
1886 eröffnete stattliche Nationalhospiz für 250 Kin-
der (auch Ninterstation). Das Bad ist vom 1. Juni
bis 15. Okt. geöffnet, doch ist jetzt für Skrofulöse
und Brustlcidendc auch eine Winterkur eingerichtet.
Während der Ebbe kann man vom Lande durch das
seichte Watt zu Fuß nach N. gehen, übrigens sind
Dampferverbindungen mit Geestemünde (Vremer-
haven), Hamburg, Emden und Norddeich an der
nahen Küste, wo die 6 km lange Eisenbahn von Nor-
den endet, vorbanden. Zum Schutz gegen Sturm-