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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nordmannen - Nordostseekanal
reich", ebd. 1875; 2. Aufl., Stuttg. 1884; 2. Gesang:
"Unter dem Krummstab", Wien 1877), "Unterwegs"
(Wien 1884) u. a. Aus seinem Nachlasse gab E. Ran-
zoni "Gedichte" mit biogr. Einleitung heraus (Wien
1889; 2. Ausg. 1892).
Nordmannen, s. Normannen.
Nordmark, s. Altmark.
Nordmarsch, s. Langeneß.
Nordoftkap, s. Tscheljuskin.
Nordöstliche Baugewerks - Berufsgenos-
senschaft, s. Baugewerks-Berufsgenossenschaften.
Nordöstliche Durchfahrt, Seeweg längs der
nördl. Küsten von Europa und Asien durch die
Beringstraße zum Stillen Ocean. (S. Nordenskiöld
und Nordpolerpeditionen.)
Nordöstliche Eisen- und Stahl-Berufs-
genossenfchaft für die Provinzen Brandenburg
mit Berlin, Pommern, Ost- und Westpreußen. Sitz
ist Berlin; Sitz der 4 Sektionen: Berlin, Lands-
berg a. W., Stettin, Elbing. Ende 1894 bestanden
2775 Betriebe mit 57 822 versicherten Personen,
deren anrechnungsfähige Jahreslöhne 51199 993 M.
betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf
726125 M., die Ausgaben auf 570939 M., der
Reservefonds (Ende 1894) auf 1391445 M. Ent-
schädigt wurden (1894) 419 Unfälle (7,25 auf 1000
versicherte Personen), darunter 34 Unfälle mit töd-
lichem Ausgang, 16 mit völliger Erwerbsunfähigkeit.
Die Summe der gezahlten Entschädigungen, ein-
schließlich der Renten für Unfälle aus frühern Jah-
ren, belief sich (1894) auf 433 856 M. (S. Berufs-
genossenschaft.) >^s. Atmosphäre.
Nordostpasfat, der Passat der nördl. Kalbkugel,
Nordoftseekanal, der die Kieler Föhrde der
Ostsee mit der Elbbucht der Nordsee verbindende
Schiffahrtskanal. Schon zur Zeit der Hansa wurde
die Herstellung eines Kanals durch Holstein erwogen,
und gegen Ende des 14. Jahrh. (1381-98) baute
Lübeck den Stecknitzkanal von der Trave nach Lauen-
burg an der Elbe. Hamburg stellte 1525-50 unter
Benutzung der Alster und Beste vorübergehend eine
noch kürzere Verbindung nach der Ostsee her. Auch
Wallenstein trug sich nach seiner Ernennung zum
kaiserl. Admiral mit dem Plane, einen Kanal durch
Holstein zu bauen, und Cromwell gedachte einen Kanal
von der Elbe durch die Elde und den Schweriner
See nach Wismar an der Ostsee zu führen. Unter
dem Dänenkönig Christian VII. wurde 1777 - 84
der Eiderkanal (s. d.) gebaut. Dieser genügte aber
dem Bedürfnis der Handelsschiffahrt nur sehr un-
vollkommen. Die preuß. Regierung nahm 1864 die
Herstellung eines geeigneten Kanals wieder auf und
beauftragte den Geh. Oberbaurat Lentze mit der
Ausarbeitung eines Entwurfs für einen Kanal,
der auch zur Durchfahrt der größten Kriegsschiffe
jener Zeit brauchbar fein sollte. Der Lentzesche Ent-
wurf, der den Kanal von Brunsbüttel-St. Mar-
garethen an der Elbe über Rendsburg nach Eckern-
förde führen wollte, gelangte nicht zur Ausführung,
zumal General von Moltke auf die Schaffung des
Kanals weniger Wert zu legen erklärte, als auf ein
starkes Heer und eine starke Flotte. 1878 regte
der Hamburger Reeder Dahlström durch Wort und
Schrift von neuem die Ausführung des von dem
Wasserbauinspektor Boden verbesserten und ver-
billigten Lentzeschen Entwurfs an. Oi-.^ur.Vartling
aus London legte März 1880 einen neuen Entwurf
zum Bau eines N. vor, der aber mehr den Inter-
essen Englands als denen Deutschlands gedient
haben würde. Da beschloß dieRcichsrcgicrung, dic
Ausführung felbst in die Hand zu nehmen.
Der Dahlström-Vodensche Entwurf wurde durch
den Geh. Oberbaurat Vänsch umgearbeitet und vom
Reichstage und dem preuß. Landtage 1885/86 fast
einstimmig angenommen. Der zu den auf 156
Mill. M. veranschlagten Baukosten von Preußen
vorweg gewährte Beitrag von 50 Mill. M. (ohne jede
Verzinsung) ist in Rücksicht auf die Nebenvorteile
übernommen worden, die dem preuß. Staate, ins-
besondere Schleswig-Holstein, durch diesen Kanal zu-
fallen; dort werden große Moor- und Heideflächen
teils entwässert, teils durch die beim Bau ausgehobene
Erde (im ganzen 80 Mill. cdm) melioriert. Nach
Westen mündet der 98,65 km lange Kanal (s. um-
stehenden Plan) bei Vrunsbüttel in die dort genü-
gend tiefe und einem feindlichen Angriff nicht sofort
ausgesetzte Elbe, von Curhaven, Helgoland, Vre-
merhaven und Wilhelmshaven 30, 95, 147 und
157 km entfernt; für die östl. Mündung lonnte aus
militär. Ursachen nur die Kieler Föhrde, wo die Mün-
dung des alten Eiderkanals beiHoltenau auch für den
N. gewählt wurde, in Frage kommen. (S. Karte:
Kiel und Kieler Föhrde.) Der Kanal durch-
schneidet die Marsch und den langsam ansteigenden
Heiderücken bis Grünenthal, das in 25 m Höhe auf
der Wasserscheide zwischen Elbe und Eider liegt, folgt
dann dem Laufe der Gieselau und erreicht bei Audorf
die Obereiderseen. Nun folgt er der Richtung des
Eiderkanals, dessen Krümmungen mehrfach abschnei-
dend, bis zur Holtenauer Mündung. Einige der
schärfsten Krümmungen des N. haben 1000, die
meisten 3-6000 m Halbmesser. Auch sind, abge-
sehen von den durchschnittenen Seen, sechs Aus-
weichestellen angelegt, so daß die größten Schiffe
aneinander vorbeifahren können. Der Wasserspiegel
ist auch an den schmalsten Stellen - in den Ein-
schnitten (s. umstehendes Profil) -67 m, die Sohle
durchweg mindestens 22 m breit. Die Tiefe beträgt
9 m. Die Sohle beginnt westlich von Rendsburg
nach Brunsbüttel zu zu fallen; man beabsichtigt
nämlich, zur Ebbezeit die dortigen Schleusen zu
öffnen, um das aus den Entwässerungsgräben in
den Kanal kommende Wasser abzulassen und gleich-
zeitig den Kanal mit Ostseewasser von der Holte-
nauer Schleuse aus zu spülen. Der Fall der Sohle
entspricht der so beabsichtigten täglich zweimaligen
Senkung des Wasserspiegels.
Jede der beiden Mündungen hat zwei durch eine
unten 15,5, oben 12,5 m dicke Mauer getrennte
Schleusen für die Einfahrt und für die Ausfahrt.
Jede der vier Schleufen hat 150 m nutzbare Länge und
25 m nutzbare Breite, die Holtenauer haben 9,80 m,
die Brunsbütteler 10,2? m Tiefe. Gegen die höchsten
Hochwasser wird jede Schleuse durch Sturmthorpaare,
gegen unbeabsichtigtes Ablaufen des Wafsers zur
Zeit besonders tiefen Niedrigwassers durch die in-
nern Thorpaare gesichert. Mittlere Thorpaare end-
lich erlauben allmählichen Ausgleich bei gröhern
Niveaudifferenzen, die übrigens an der Ostsee nicht
zu erwarten sind. Dort stehen sämtliche Thore in
der Regel offen, da der Wasserstand der Ostsee nach
dem Ergebnis Iijähriger Beobachtungen an 300
Tagen jedes Jahres nur innerhalb der Grenzen von
uti 0,5 m schwankt. An die Schleusen schließen sich
nach innen und außen Leitwerke zur Erleichterung
des Ein- und Ausfahrens. Auf Drehbrücken über-
schreiten den Kanal die Eisenbahnen St. Marga-
rethen-Heide und Neumünster-Rendsburg, letztere