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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nostitz (Aug. Ludw. Ferd., Graf von) - Notabeln
eines schon 1623 gefreicten Freiherrn Otto von N.
auf Falkenau 1631 dessen Freiherrenstand über-
tragen, 1641 den böhm. Grafenstand, 1651 den
Reichsgrafenstand und wurde 1673 mit einem Teile
der Grafschaft Nieneck belehnt.
Graf Friedrich von N. ist der Stammvater des
ältern Zweigs, der durch den Grafen Erwein von
N., geb. 20. Mai 1863, vertreten wird, während der
jüngere Zweig von Graf Friedrichs Bruder, dem
Grafen Johann Nepomuk abstammt. Dieser, geb.
24. März 1768, ward 1796 Oberst, 1800 General-
major, 1809 Feldmarschalllieutenant und beteiligte
sich an allen Feldzügen seiner Zeit. Bei Aspern
kommandierte er eine Infanteriebrigade, bei Leip-
zig einen Teil der Reservekavallerie und 1814
einen Teil der Hauptarmeereserve. Seit 1820 pen-
sioniert, starb er 22. Okt. 1840 zu Prag. .Sein Enkel,
Gras Albert von N., geb. 19. April 1843, ist der
jetzige Vertreter dieses Zweigs.
V. Der Wesische, seit 1711 gräfl. Zweig stammt
aus dem Ransener Aste des Hauses Dammitsch in
Schlesien. Das gegenwärtige Haupt dieser Linie,
Graf Wilhelm vonN., geb. 8. Aug. 1835, ist der
Sohn des Grafen Aug. Ludw. Fcrd. von N. (s. d.)
und Urenkel des ersten Grafen seines Hauses. -
Vgl. Beiträge zur Geschichte des Geschlechts von N.
(Lpz. 1874 fg.).
Nostitz, Aug. Ludw. Fcrd., Graf von, preuß.
General der Kavallerie, geb. 27. Dez. 1777 zu Zessel
bei Öls, trat 1802 in preusi. Dienste, nahm 1810
seinen Abschied, trat aber 1813 als Etabsrittmeister
bei den schles. Ulanen wieder in die Armee und wurde
nach der Schlackt bei Bautzen Blüchers Adjutant.
1825 wurde er Generalmajor. Den Russisch-Türki-
schen Krieg von 1828 machte er im Hauptquartier
des Kaisers Nikolaus mit. 1835 wurde er zweiter
Kommandant von Berlin, 1838 Generallieutenant
und 1840 Chef des 5. Husarenregiments (Blüchersche
Husaren). 1847 verlieh er den aktiven Dienst, er-
hielt 1849 den Rang eines Generals der Kavallerie
und war seit 22. Nov. 1850 Gesandter in Hannover.
1860 trat N. von diesem Posten ab und starb 28. Mai
1866. - Vgl. Das Tagebuch des Generals Grafen
N. (in den "Kriegsgerichtlichen Einzelschriften",
hg. vom Großen'Generalstab, Bd. 5 u. 6, Verl.
1884 u. 1885).
Nostitz-Wallwitz, Hermann von, sächs. Mi-
nister, geb. 30. März 1826 zu Oschatz, studierte in
Leipzig, wurde 1851 Landesbestallter der sächs.
Oberlausih, 1857 Amtshauptmann in Löbau, 1858
Amtshauptmann und 1862 Kreisdirektor in Vautzen,
und war von Okt. 1866 bis Jan. 1891 Minister
des Innern. Vom 1. Nov. 1876 bis 4. Febr. 1882
hatte er dazu noch das Ministerium der auswär-
tigen Angelegenheiten übernommen; auch war er
1876-91 Mitglied des deutschen Bundesrats. 1882
bis Okt. 1895 war er Minister des königl. Hauses.
Xostoo I?"ec/t., Zitteralge, Gallertalgc,
Algengattung aus der Familie der Nostochaceen
(s. d.) mit zahlreichen, über die ganze Erde verbrei-
teten Arten. Die Fäden, deren Zellen perlenschnur-
ähnlich aneinander gereiht und in gewissen Zwischcn-
räumen durch farblose größere Grenz zelten
(s. Tafel: Algen II, Fig. 7b) unterbrochen sind, lie-
gen in einer Schleimmasse, die bei Vorhandenfein
von Wasser zu einem gallertigen Klumpen aufquillt
(Fig. 7 a), trocken dagegen eine olivenbraune häu-
tige Masse bildet. Die häufigste Art ist X. com-
Nun6 I^mc/l., überall auf Rainen, Wegen, Felfen
u. s. w., oft massenhaft. Viele Arten bilden Goni-
dien von Gallertflechten und zwar bleiben die Fäden
dabei ziemlich intakt, fo daß eine folche Flechte aus
der Gattung tollem", aussieht wie eiue Kolouie von
Nostocfäden, die von Pilzhyphen durchzogen ist.
(S.Tafel: Flechten I, Fig. 1.)
Nostochaceen, Algenfamilie aus der Gruppe
der Cyanophyceen (s. d.), deren wichtigste Gattung
X08t0t! (s. d^) ist.
Nostradamus, berühmter Astrolog, hieß eigent-
lich Michel de Notredame und stammte aus
einer ehemals jüd. Familie. Er wurde 14. Dez. 1503
zu St. Remy in der Provence geboren, studierte Me-
dizin, beschäftigte sich dann mit Quacksalberei und
zuletzt mit Astrologie. Seine Prophezeiungen, die er,
aus seiner Abgeschiedenheit zu Salon, in gereimten
Quatrains in zehn " Onwi'i68" (Lyon 1555 u. ö.)
herausgab, erregten durch ihren Ton und ihre Dunkel-
heit großes Aufsehen. König Heinrich II. von Frank-
reich machte ihm ansehnliche Geschenke, und Karl IX.
ernannte ihn zu seinem Leibarzt. Er starb 2. Juli
1566 zu Salon. Noch 1781 wurden seine Prophe-
zeiungen von dem päpstl. Hofe verboten, weil der
Untergang des Papsttums darin verkündet wird. -
Vgl. Haitze, Vis ä? NiciiLl N. (Air 1712).
Nostrifizieren (vom lat. noäter, unfer), in die
akademische Gemeinschaft einer bestimmten Univer-
sität aufnehmen; davon das Substantiv Nostri-
fikation.
Xota. (lat.), Merkmal, Kennzeichen, Note, kurze
Aufzeichnung für etwas zu Merkendes; kurze Rech-
nung; in Nota geben, einen Auftrag erteilen;
in Nota nehmen, einen Auftrag vormerken; fich
etwas !rä notain nehmen, sich etwas merken.
Nota, Alberto, ital. Lustfpieldichter, geb. 15. Nov.
1775 zu Turin, studierte die Rechte, arbeitete
als Anwalt und bekleidete später mehrere Staats-
stellen, wurde 1820 Intendant zu Bobbio, 1823 zu
San Remo, später Zu Pinerolo, endlich General-
intendant zu Casale und Cuneo. Er starb 18. April
1847 zu Turin. Das komische Element in seinen
Lustspielen ist schwach, die Verwicklung meist sehr
einfach, und die Ereignisse sind dem gewohnlichen
Leben entnommen. N.s besten Stücke sind Charakter-
lustspiele ("1^ luLinFnierH", "II plOFLttiZta" u. a.),
in denen er sich Moliere und Goldoni zum Muster
genommen hat, doch hat er auch viele Stücke im Ge-
schmack Ifflands verfaßt ("I priini M88i al mal
c03tuni6", "I^äucN^ione e n^tui-a" u. a.). Die Stücke
N.s erschienen gesammelt in "(^onieäis" (7 Bde.,
Flor. 1827-28; 4 Bde., Tur. 1837-42), "leHtro
comico" (8 Bde., Tur. 1842-43 u. ö.). Viele seiner
Lustspiele wurden ins Französische (von Scribe und
Bayard), Spanische, Deutsche (z. B. von K. Blum),
Schwedische und Russische übersetzt.
Notabeln (srz.), durch Vermögen, Bildung und
höhern Rang ausgezeichnete Männer. Als die
Neichsstände (s. ^tg^-FLi^raux) in Frankreich der
Monarchie beschwerlich wurden, beriefen die Könige
an deren Stelle Vertrauensmänner aus der Reihe
der N. (^886indi663 663 ^0tal)i63), die in höherm
Grade vom Hofe, der sie ausgewählt, abhängig
waren. Doch sank auch diese beschränkte Form der
Volksbefragung gegenüber der wachfenden Allein-
geltung der Monarchie in Vergessenheit. Erst als
die Zerrüttung der Finanzen unheilbar geworden
war, bewog der Minister Calonne Ludwig XVI.,
seine Zuflucht zu den N. zu nehmen. Die Versamm-
lung, aus Geistlichkeit, Adel, Parlament und Stadt-