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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Notzucht - Novara

empirische Kausalität. Recht behält aber der Determinismus auch nach Kant, sofern er nur die empirische Gesetzlichkeit betonen und ein ursachloses Geschehen aus den Grenzen möglicher Erfahrung ausschließen will.

Notzucht (Stuprum violentum), im Gemeinen Recht Bezeichnung der gewaltsamen Befriedigung des Geschlechtstriebes an einer unbescholtenen Frau oder Jungfrau. Die Halsgerichtsordnung Karls Ⅴ. von 1532 (Art. 119) setzte auf Vollendung dieses schweren Verbrechens wider die Freiheit den Tod durchs Schwert. Das Reichsstrafgesetzbuch §. 177 droht Zuchthaus bis zu 15 Jahren an, wenn jemand durch Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine Frauensperson zur Duldung des außerehelichen Beischlafs nötigt oder sie mißbraucht, nachdem er sie in einen willenlosen oder bewußtlosen Zustand versetzt hat; bei mildernden Umständen Gefängnis nicht unter einem Jahr, bei erfolgtem Tod der Verletzten Zuchthaus nicht unter 10 Jahren oder lebenslänglich. Der N. kommen nahe die Schwächung der Personen in bewußtlosem Zustande (Stuprum nec violentum nec voluntarium: Strafgesetzbuch §. 176²) und die Unzucht mit Kindern. (S. Unzucht.)

Nouart (spr. nuahr), Flecken mit (1891) 600 E. im Arrondissement Vouziers des franz. Depart. Ardennes, 8 km ostnordöstlich von Buzancy gelegen, hat ein Denkmal des hier geborenen franz. Generals Chanzy und ein Eisenwerk. Bei N. schlug 29. Aug. 1870 die Vorhut des 12. Korps die Nachhut einer Seitenkolonne von Mac-Mahons nach Beaumont marschierender Armee.

Nouméa, Hauptort von Neucaledonien, s. Numea.

Noūmenon (grch.), wörtlich das, was (bloß) gedacht wird, bezeichnet in philos. Kunstsprache, im Gegensatz zum Phänomenen oder dem Gegenstande der Sinnenwelt, den Gegenstand des reinen Denkens, oder den Gegenstand, wie er dem bloßen Gesetze des Denkens gemäß erkannt wäre. Da das Grundgesetz des Denkens das Gesetz der Identität ist, so muß ein solcher Gegenstand in absoluter Einheit und Identität gedacht werden; ein solcher ist aber unter den Bedingungen unserer Erfahrung nicht erkennbar und somit liegt das N. jenseit der Erfahrungsgrenze. Je nachdem man nun durch eine von der Erfahrung grundverschiedene rein geistige Anschauung es doch erkennen zu können meint, oder (mit Kant) sich überzeugt hat, daß, da alle uns erreichbare theoretische Erkenntnis eben an die Bedingungen der Erfahrung gebunden ist, ein N. für uns überhaupt unerkennbar ist, hat das N. einen positiven oder einen bloß negativen oder Grenzwert, d. h. es bezeichnet nicht eine gegebene oder überhaupt für uns mögliche Erkenntnis eines Objekts jenseit der Erfahrung, sondern nur eine äußerste Grenze, der unsere, stets empirische Erkenntnis der Gegenstände sich ohne Schranken, aber auch ohne sie je zu erreichen, annähern kann. Das N. berührt sich daher, ja deckt sich nahezu mit dem Ding an sich (s. Ding), dem Absoluten (s. d.) oder Intelligibeln (s. d.)..

Noungonfett, s. Bassiafette.

Nouveauté (frz., spr. nuwoteh), Neuigkeit, Neuheit, besonders neuer Modeartikel.

Nouvelle, La (spr. nuwéll), Hafenstadt von Narbonne (s. d.).

Nouy, Lecomte du, franz. Maler, s. Lecomte du Nouy.

Nouzon (spr. nusóng), Stadt im franz. Depart. Ardennes, Arrondissement Mézières, Kanton Charleville, Station der Linie Mézières-Charleville-Givet der Ostbahn, hat einen Hochofen, Eisengießerei und Waffenfabrikation und zählt (1891) 6473, als Gemeinde 6741 E.

Nova, ein neu erschienener oder temporärer Stern. (S. Veränderliche Sterne.)

Nova (lat.), Novitäten, Neuigkeiten, neue Waren, neue Muster, neue litterar. Erscheinungen (s. Neuigkeiten).

Nova Bragança de Ceará, Stadt in Brasilien, s. Ceará.

Nova-Friburgo, Neu-Freiburg, Stadt in Brasilien, Staat Rio de Janeiro, Station der Bahn Nictheroy-Areas, 100 km nordöstlich von Rio in einem Thalkessel schön gelegen, hat mehrere Kirchen und zahlreiche Villen. Es wurde 1820 durch kath. Schweizer angelegt.

Novákovič (spr. -witsch), Stojan, serb. Schriftsteller und Staatsmann, geb. 13. Nov. 1842 zu Šabac in Serbien, studierte an der Hochschule von Belgrad, wo Daničić sein Lehrer war, wurde 1865 Gymnasialprofessor, 1869 Direktor der Nationalbibliothek und 1871 Professor der serb. Philologie und Litteraturgeschichte an der Belgrader Hochschule, welche Stellung er bis 1880 mit Unterbrechung der Zeit, wo er Minister war, bekleidete. N., ein Mitglied der Fortschrittspartei, war dreimal Unterrichtsminister (April bis Nov. 1873, Dez. 1874 bis Aug. 1875, Okt. 1880 bis 1883), wobei er sich um die Hebung des serb. Schulwesens große Verdienste erwarb, und einmal (Febr. 1884 bis März 1886) Minister des Innern, sodann 1886‒92 Gesandter in Konstantinopel. 1894 wurde er als Mitglied in den Staatsrat berufen und im Juli 1895 mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt, in dem er neben dem Vorsitz das Auswärtige übernahm. Von seinen zahlreichen Schriften seien hervorgehoben: eine serb. Bibliographie, 1741‒1867 (Belgr. 1869), eine Geschichte der serb. Litteratur (2. Aufl., ebd. 1871), «Selo» («Das altserb. Dorf», ebd. 1892), «Prvi osnovi slovenske književnosti medju Balkanskim Slovenima» («Die Anfänge der slaw. Litteratur bei den Balkanslawen», ebd. 1893), «Srbi i Turci ⅩⅣ i ⅩⅤ vieka» («Serben und Türken im 14. und 15. Jahrh.», ebd. 1893).

Novāläcker, s. Neubruch.

Novalis, s. Hardenberg, Friedr. Leop., Freiherr von.

Novantīk (lat., «neu-alt»), die Antike erneuernd.

Novāra. 1) Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Piemont, grenzt im N. an die Schweiz, im O. an die Provinzen Como und Mailand, im S. an Pavia und Alessandria und im W. an Turin, hat 6561 (nach Strelbitskij 6614) qkm mit (1881) 675926, nach Berechnung (31. Dez. 1894) 748957 E., d. i. 114 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 6 Kreise Biella, Domodossola, N., Pallanza, Varallo und Vercelli. – 2) Hauptstadt der Provinz N., auf einer Anhöhe zwischen der Agogna und dem Terdopio, 12 km westlich vom Ticino, an den Linien Mailand-Turin, Luino-N.-Alessandria, N.-Gozzano-Domodossola (90 km), N.-Varallo (55 km), Arona-N. (37 km) des Mittelmeernetzes und N.-Leregno (55 km), mit Straßenbahnen nach Biandrate und Vigevano, ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs und des Kommandos der Infanteriebrigade «Basilicata», hat (1881) 14785, als Gemeinde 32782, nach Berechnung (31. Dez. 1893) 39500 E., in Garnison das 91. und 92. Infanterieregiment, breite und gerade Straßen, einen Dom, dreischiffiger Renaissancebau auf altroman. Grundlage, mit dem gegenüber- ^[folgende Seite]