472
Nubar Pascha – Nucifraga
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Nuba'
F. Müller aber als Übergangsglied von den Negern zur Mittelmeerrasse betrachtet wird.
Nubar Pascha, ägypt. Staatsmann, geb. 1825 zu Smyrna, ward in der Schweiz und in Frankreich erzogen, trat als
armenischer Christ frühzeitig in ägypt. Dienste und wurde unter Mehemed Ali in die Nähe des Hofs gezogen. Nach dem Tode Mehemed Alis (2. Aug.
1849) ging N. P. während der Regierung von Abbas Pascha (1849–54) mehrfach in diplomat. Sendungen nach Europa und bekleidete unter dessen
Nachfolger Said Pascha (1854–63) die Stellung eines Direktors der ägypt. Eisenbahnen. 1867 ernannte ihn Ismail Pascha zum Minister der auswärtigen
Angelegenheiten. Als solcher brachte er die Organisation internationaler Gerichte zu stande und suchte Ägypten nach europ. Muster zu civilisieren.
Durch franz. Einfluß 24. Mai 1874 gestürzt, übernahm er von neuem 8. Juni 1875 das Ministerium des Auswärtigen und des Handels, legte aber 4. Jan.
1876 seine Ämter nieder. In das neue, ganz unter engl. und franz. Einfluß stehende Kabinett trat N. P. 23. Aug. 1878 als Präsident ein, gab aber infolge
der Militärrevolte vom 18. Febr. 1879 seine Entlassung. 1884, nach dem Rücktritt des Ministeriums Scherif Pascha, übernahm er wieder das Präsidium
und das Auswärtige, unternahm Ende Sept. 1886 eine Reise nach London und zeigte sich überhaupt den engl. Ansprüchen gegenüber sehr nachgiebig.
Im Juni 1888 wurde er plötzlich entlassen, 14. April 1894 aber wieder an die Spitze der Regierung berufen; doch nahm er im Nov. 1895 seine Entlassung.
Nubecŭla (lat., «Wölkchen»), das beim Stehen frisch gelassenen
Harns sich absetzende feine Wölkchen aus Blasenschleim und abgestoßenen Blasenschleimhautzellen (Epithelien). Ihm wurde in früherer Zeit
diagnostische Bedeutung zugemessen.
Nubĭen, das bis 1882 dem Vicekönig von Ägypten unterworfene Gebiet von dem Parallelkreis der Katarakte
bei Assuan im N. bis zur Savannenebene von Ostsudan im S., also etwa bis zum Breitengrade von Chartum, und von den Küsten des Roten Meers und
den nordwestl. Grenzen Abessiniens bis in das Innere der großen Libyschen Wüste westlich vom Nil und jenseit des Oasenzugs. (S. Karte:
Ägypten.) Von S. nach N. durchströmt der Nil das Land in einer
S-förmigen Krümmung, deren südl. Bogen die Bajudasteppe und der nördliche die Nubische Wüste umschlingt. Durch letztere führt die
Karawanenstraße von Korosko nach Abu-Hammed. Das ganze Gebiet ist Wüste mit einzelnen Oasen; nur im S. liegt eine Übergangsform von der Wüste
zur tropischen Savanne; das Nilthal selbst ist kulturfähig und hat seßhafte Bewohner, während die andern Nomadenvölker sind. Meistens reicht die
Sand- oder Felsenwüste aber bis dicht an den Nil heran, so daß nur ein sehr schmaler Streifen mit Hilfe von Wasserrädern ertragfähig gemacht werden
kann; dagegen breitet sich das Thal in Dar-Dongola zu einer 220 km langen, fruchtbaren Ebene aus. Die zahlreichen Inseln sind sehr fruchtbar. Datteln,
Gummi, Sennesblätter sind die wichtigsten Produkte. Unter den verschiedenen Stämmen des Landes wird nur das bronzebraune, kräftige Volk als
Nubier (in Ägypten als Barabra, s. d.) bezeichnet, die übrigen Stämme sind teils Hamiten, teils Araber.
Die Nubä werden zuerst von Eratosthenes als eine große Nation im W. des Nils in der heutigen Bajudasteppe erwähnt; Ptolemäus ↔
unterscheidet Nubi in der Libyschen Wüste und Nubä im O. des Nils. Procop berichtet, der Kaiser Diocletianus habe in den letzten Jahren des 3. Jahrh.
dem Nomadenstamm der Nobatä, welcher in der Umgegend der Großen Oase (El-Chardscheh) weidete, das Nilthal oberhalb Syene (Assuan) bis sieben
Tagereisen weit aufwärts eingeräumt, damit sie Ägypten vor den räuberischen Einfällen der Blemmyer (der Nomadenstämme der Nubischen Wüste,
mit den heutigen Bedschas identisch) schützen sollten. Um die Mitte des 5. Jahrh, fielen diese «Nubades» mit den Blemmyern vereint in Oberägypten
ein, und in der zweiten Hälfte des 6. Jahrh, haben die Blemmyer das Nilthal von Syene aufwärts bis Primis (Ibrim) inne, während die «Nubadi» unter
dem König Silco südlich von ihnen ein großes Reich bis gegen die Insel Meroe (Sennar) und gegen Abessinien hin erobert haben. Seit dem 6. Jahrh.
drang das Christentum nach jakobitischer Lehre bei den Nubiern ein. Ihr Reich ward mächtig und blühend. Ihr König residierte in der Stadt Donkola
(dem jetzigen Alt-Dongola). Die einzelnen Provinzen wurden von besondern Statthaltern regiert. Vom 7. bis zum 14. Jahrh. blühte das christliche N.;
zahlreiche Kirchen und Klöster wurden im Nilthal, namentlich in der Provinz Dongola, gebaut, deren Ruinen noch erhalten sind. Auch die beiden andern
großen Südreiche waren christl. Staaten und gehörten derselben Sekte wie die kopt. Kirche an. In späterer Zeit wird daher der nubische Name in
kirchlicher Beziehung zuweilen auf alle drei Reiche ausgedehnt. Seit dem Anfang des 14. Jahrh. unterlag das nubische Reich den andringenden Arabern
und zerfiel in eine Reihe von kleinen Staaten. 1820 wurde es von Ismail Pascha, einem Sohne Mehemed Alis von Ägypten, erobert. Seitdem blieb es bei
Ägypten, bis zum Aufstand des Mahdi (s. d.) im J. 1882. – über die Litteratur s.
Ägypten.
Nubilität (vom lat. nubĭlis), Mannbarkeit.
Nubilös (lat.), umwölkt, wolkig.
Ñuble (spr. nju-), Provinz in Chile, von Linares (N.), Maule (SW.) und Concepcion, im
O. aber von Argentinien begrenzt, hat auf 9210 qkm (1893) 163659 E., d. i. 18 auf 1 qkm. Hauptflüsse sind der Rio N., der den von SO. nach NW.
fließenden Itata aufnimmt, und der Rio Perquilanquen, ein Nebenfluß des Rio Maule. Der größere östl. Teil wird von der Cordillere und deren Ausläufern
eingenommen, der kleinere westliche ist eben, aber zum Teil sandig und wenig fruchtbar. Sehr gut gedeiht der Wein. – Hauptstadt ist
Chillan (s. d.).
Nucha (neulat.), der Nacken (s. d.).
Nuchá. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements
Jelisawetpol in Transkaukasien, im N. gebirgig, im S. eben, hat 3808,7 qkm, 118753 E., Armenier, Tataren, Lesghier;
Acker-, Seiden-, Obstbau, Fischerei, Weberei von Seidenstoffen, Teppichen u.a. –
2) Kreisstadt im Kreis N., in 748 m Seehöhe, am Kisch-tschaj (Zufluß des Alasan), hat (1890) 26835 E., 1
russische, 3 armenische Kirchen, 31 Moscheen; bedeutenden Seiden- und Obstbau und ist Hauptort der Ausfuhr von Rohseide. N. war seit Mitte des
18. Jahrh. Hauptstadt des Chanats N. oder Scheki und kam 1819 zu Rußland.