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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Obodriten; Obojan; Obok; Obolos; Obongo; Obornik; Oboval; Obra; Obradovic

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Obojan – Obradović

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Oboe'

pen sowie mit einem Mundstück, mittels dessen sie intoniert wird, versehen ist. Die Zahl der Klappen beträgt 13 oder 14. Der Umfang der O. erstreckt sich vom kleinen h (oder b) bis zum dreigestrichenen d (oder f). Im Militärorchester ist die O., wie allgemein in den Chören der frühern klassischen Zeit, wegen der Schärfe ihres Klanges das melodieführende Hauptinstrument, daher der Name Hautboisten (s. d.). Die O. ist offenbar aus der alten Schalmei entstanden; sie ist nur eine vervollkommnete Diskant-Schalmei. Die Technik des Spiels war schon zu Anfang des 18. Jahrh. entwickelt; damals gab es zwei Hauptarten:

  • 1) O. piccola, unsere jetzige gewöhnliche O., für Sopran und Alt;
  • 2) O. bassa (Grand Hautbois), etwas größer und eine Terz tiefer (in A) stehend;

daneben noch die O. da caccia (s. Englisch-Horn), und die O. d'amore (d'amour, auch longa), gleich der O. bassa eine Terz tiefer stehend als die gewöhnliche O., an Klang etwas schwächer als diese, aber angenehmer, mit einer Schallstürze, die von annähernd kugelartiger Gestalt und größerer Körperweite als bei der gewöhnlichen O., außerdem inwendig ganz hohl und am untern Ende nur von einem ganz kleinen Schallloche (von etwa 2,5 cm Durchmesser) durchbrochen war. Durch diese Gestalt der Mündung ward der Klang lieblicher. Sie ist seit 1680 bekannt. – Oboenschulen schrieben Sellner, Barret, Garnier u.a.

Oboján. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Kursk, im Gebiet des Psjol, hat 3862,9 qkm, 186798 E.; Viehzucht, Ackerbau, teilweise Obstbau, Gärtnerei und Bienenzucht. -

2) Kreisstadt im Kreis O., an der Mündung der Obojanka in den Psjol und an der Obojan. Eisenbahn (Marjino-O.; 32 km), hat (1893) 10978 E., Post, Telegraph, 3 Kirchen, Mönchskloster, Mädchenprogymnasium, 4 Mittelschulen; Getreide- und Viehhandel; 3 Gerbereien.

Obok, Hafen und Hauptplatz der franz. Besitzung O., an der Nordküste der Tedschurabai im Golf von Aden, westlich vom Nas-Bir, 1862 von den Franzosen angekauft, bald wieder aufgegeben, aber 1884 aufs neue besetzt. Obschon ohne sichern Hafen, ist O. wegen der Nähe der Straße von Bab el-Mandeb und durch den Handel mit Schoa wichtig. Das ganze Gebiet O. ist 495 qkm groß. – Vgl. O. et le protectorat de la côte de Somali (Melun 1895).

Obŏlos (grch.), ursprünglich eine Art Stabgeld (kleine, spitze Stücke Eisen oder Kupfer), dessen sich die Griechen im Tauschhandel bedienten. Sechs Stück davon nannte man eine Drachme (s. d.). Später ging die Benennung O. auf das Gewicht und die Münze über; die Prägung erfolgte in Silber und Kupfer. Außer der Drachme, dem sechsfachen O., gab es namentlich noch einen vierfachen, Tetrobolon, einen dreifachen, Triobolon, und einen doppelten O., Diobolon, auch halbe (Hemiobolon), Viertel- und Achtelobolen; der Achtelobol hieß Chalkos. Gewichts- und Münzwert des O. waren verschieden, am bekanntesten sind der äginetische und attische O.; jener hatte den Wert von etwa 18, dieser von etwa 13 Pf. Der Gewichtsobolos schwankte zwischen etwa 0,7 und 1 g. Über den heutigen O. s. Drachme.

Obongo, Eingeborene in Französisch-Kongo (s. d.).

Obornik. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 1094,83 qkm und 1890: 48242, 1895: 48777 (23361 männl., 25416 weibl.) E., 4 Städte, 103 Landgemeinden und 66 Gutsbezirke. –

2) Kreisstadt im Kreis O., auf dem rechten Ufer der Warthe, an ↔ der Einmündung der Welna und der Nebenlinie Posen-Schneidemühl der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Posen) und Reichsbank-Warendepots, hatte 1890: 2875, 1895: 3056 E., darunter 1310 Evangelische und 311 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, zwei kath., evang. und altluth. Kirche; Fabrikation von Stärke und Drainröhren, Holzhandel.

Obotrīten (Abotriten, Bodrizen, häufig auch Obodriten geschrieben), ein slaw. Volksstamm, der zwischen Trave und Warnow saß. Karl d. Gr. leisteten sie Hilfe gegen die Sachsen; unter Heinrich I. und Otto I. wurde die deutsche Herrschaft über diese Lande ausgedehnt und in Oldenburg (Stargard) an der Küste der Ostsee, Fehmarn gegenüber, ein Bistum gegründet, dem auch die O. unterstellt wurden. 983 schüttelten die O. dieses Joch ab und zerstörten die Kirchen, doch führten dann ihre Fürsten Gottschalk um 1050 und dessen Sohn Heinrich das Christentum wieder ein. Heinrich nannte sich König und hatte zwischen Deutschen und Dänen eine im wesentlichen unabhängige Stellung, auch die deutschen Ansiedler in Nordalbingien gehorchten ihm. Nach seinem Tode 1127 und der Ermordung seines Sohnes Kanut 1131 erhob sich das Heidentum wieder trotz der eifrigen Mission des Vicelin, und erst Heinrich der Löwe vollendete die Unterwerfung und Bekehrung in wechselnden Kämpfen gegen den Fürsten Niclot und seine Söhne. Die Gründung von Lübeck, wohin das Bistum Oldenburg verlegt wurde, sodann der Bistümer Ratzeburg und Schwerin 1170 und zahlreiche Ansiedelungen von deutschen Banern befestigten die deutsche Herrschaft. – Vgl. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme (Münch. 1837); L. Giesebrecht, Wend. Geschichten (3 Bde., Berl. 1843); W. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 u. 2 (5. Aufl., Braunschw. und Lpz. 1881–85); R. Usinger, Deutsch-dän. Geschichte 1189–1227 (Berl. 1863).

Obovāl (neulat.), verkehrt-eiförmig.

Obra, linker Nebenfluß der Warthe in der preuß. Provinz Posen, entspringt nordwestlich von Koschmin, durchfließt kanalisiert den 82 km langen, bis 8 km breiten und 330 qkm großen Obrabruch. Der Obrakanal führt auf der östl. Seite zur Warthe und reguliert im W. die O., welche bei Schwerin mündet. Der Hauptabfluß des Bruches erfolgt durch die Faule O. oder den Obrzyckofluß, der, vom Rudensee ab auf 30 km schiffbar, rechts in die Oder geht.

Obrádović (spr. -witsch), Dositheus, serb. Schriftsteller, geb. 1739 in Jakovo bei Temesvar, trat als Jüngling in das Kloster Opowo, führte aber dann ein bewegtes Wanderleben in Dalmatien, anf dem Berge Athos und in Smyrna, wo er drei Jahre lang die theol. Vorlesungen des Griechen Hierotheos hörte, in Albanien, Wien, Italien, Konstantinopel, überall als Lehrer thätig und selbst die alten und neuern Sprachen und Litteraturen eifrig studierend. 1783 kam er als Erzieher zweier Rumänen nach Halle, hörte selbst philos. und theol. Vorlesungen und begann zugleich in Leipzig seine Erlebnisse(«Zivot i piklučenija») drucken zu lassen, denen dann noch zwei andere Bücher, darunter «Äsops Fabeln» (1788), folgten. Diese und die spätern Schriften O.s waren epochemachend für die serb. Litteratur, weil darin zum erstenmal die wirkliche serb. Volkssprache statt der bisherigen kirchenslaw. Büchersprache angewendet wurde. Nachdem O. dann

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 510.