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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Odeum - Odin
Industrie und Handel. Obgleich O. vor-
wiegend Handelsstadt ist, baben sich in neuerer Zeit
doch auch Gewerbe und Industrie sehr entwickelt.
Es giebt 14 Dampfmühlen, die zum Teil für den
Export nach der Türkei und Ägypten arbeiten,
3 Maccaronifabriken, 4 Dampfbäckereien, Stärke-
fabrik, Zuckerraffincrie (12,3 Mill. Rubel Umsatz),
Champagnerfabrik, 4 Bierbrauereien, 10 Mineral-
wasser-, lOZündhölzchen-, 3 chem. Fabriken, 12 Eisen-
gießereien und mechan. Werkstätten (am bedeutend-
sten: Vellino Fenderich in Peressyp), 6 Fabriken
landwirtschaftlicher Maschinen, Draht-, Ziegel-,
Seil-, Tabak-, Jute-, Papierfabriken, Talgsiedereien,
Gerbereien u. s. w. - Die Ausfuhr besteht haupt-
sächlich aus Getreide, namentlich Weizen, der in den
klein- und südruss. Gouvernements gebaut und nach
allen Ländern Europas ausgeführt wird; ferner aus
Bauholz, Wolle, Ölsaaten, Alkohol, Zucker, Vieh, Ge-
flügel (Eier); die Einfuhr aus Thee, Baumwolle, Ko-
lonialwaren, Steinkohlen, Maschinen, Chemikalien
und Fabrikaten aller Art. Die Ein- und Ausfuhr O.s
betrugen: 1814: 7,2,1824: 20,1834: 34,2,1844:
84,1893:129,1894:176,1895:146 Mill. Nubel.
Die Hauptträger des Seehandels sind: die Russische
Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel und die
Russische Freiwillige Flotte. Den sonstigen auswär-
tigenVerkehr vermitteln engl.,ital.und dsterr. Schiffe.
Nnter den 6 großen Kreditinstituten ist eine Stelle der
Russischen Reichsbank und eine Filiale des (^äit
I^ounaiZ. Fast alle Staaten sind durch Konsuln, Ge-
neralkonfuln oder kaufmännische Agenten vertreten.
Umgebung. Bemerkenswert sind längs der
Meeresküste, jedes mit Seebad, die Villa Langeron,
Klein-, Mittel- und Grosi-Fontan, die deutsche
Kolonie Lustdorf; ferner die falzwasserhaltigen Li-
mane Kujalnik, Chadschibej und der Liman von
Klein-Liebenthal, mit viel besuchten Bädern.
Geschichte. O. wurde an Stelle der türk. Festung
Chadschibej 2. Sept. (22. Aug.) 1794 auf Befehl
der Kaiserin Katharina II. vom Admiral De Ribas
gegründet und hob sich rasch unter den Gouver-
neuren: Herzog von Richelieu (1803-15), Graf
Langeron (1815 - 22) und Fürst Woronzow (1823
-53). Von 1817 bis 1859 war O. Freihafen. 1854
wurde es von der engl.-franz. Flotte bombardiert,
1877 von der türkischen blockiert. - Vgl.Kochanskij,
O. nach 100 Jahren (russisch, Odessa 1894).
Odeum (lat.; grch. Odeion), im Altertum ein
für Aufführungen und Wettkämpfe in Gesang und
Instrumentalmusik bestimmtes Gebäude, häufig von
kreisrunder Form, das sich vom Theater hauptsäch-
lich dadurch unterscheidet, daß es ein Dach hat.
Der älteste bekannte Bau dieser Art war die von
dem Baumeister Theodorus im 7. oder 6. Jahrh,
v. Chr. am Markte von Sparta erbaute Skias.
In Athen lies; Perikles um 447 v. Chr. ein Odeion
am südöstl. AbHange der Akropolis errichten, das
86 v. Chr. abgebrochen, aber bald wieder aufgebaut
wurde. Ein zweites Odeion am Markt erhielt Athen
vielleicht durch Agrippa, ein drittes durch Herodes
Atticus am Südwestabhang der Burg. Bedeu-
tende Neste davon sind noch erhalten. (S. Athen,
Bd. 2, S. 24 a.) Ferner kennt man ein O. in Ko-
rinth, Paträ und andern griech. Städten. Auch die
Römer nahmen in der Kaiserzeit diese bauliche Form
von den Griechen an (O. des Kaisers Domitian in
Rom). In neuester Zeit bezeichnet man mit dem
Namen O. oder Odeon größere, der Musik, dem
Theater und Tanz. überhaupt geselligen Vergnügun-
z
cn gewidmete Lokale. Besonders bekannt ist das
ariscr Od^on-Theater. fter Stoff.
Odeur (frz., spr. odöhr), Wohlgeruch, wohlriechen-
Odeypoor, engl. Schreibung für Udaipur (s. d.).
Hdgartenwirtschaft, s. Egartenwirtschaft.
Veäionsinus orspita.n8 Hemm., s. Dickfuß.
Odiel, größter Küstenfluß der südspan. Provinz
Huclva, zwischen Guadalquivir und Guadiana, ent-
springt an der Südseite der Sierra de Aracena, öst-
lich von Aracena, wird auf feinem Südlaufe durch
den Bezirk der Kupferminen von Tharsis und Ca-
lanas vom Eisenoxyd rot gefärbt, erhält links, unter-
halb Huelva, den Rio Tinto und geht, nach 120 kni
langem Lauf, den Hafen von Huelva und mehrere
niedrige Inseln bildend, in den Golf von Cadiz.
Odillenberg (Ottilienberg), im 8. Jahrh.
^Ititona. genannt, Wasgaugipfel bei Barrim Nnter-
elsaß, im engern Sinne der gegen NO. vorbrin-
gende, nach drei Seiten abfallende Felsgrat des-
selben, auf dessen nördl. Spitze (826 m) Kloster und
Kirche St. Odilien, ein viel besuchter Wallfahrts-
ort, stehen, ursprünglich, wie im Volksmund noch
heute, als Hohen bürg bezeichnet. An Stelle des
Klosters stand die Citadelle der Heidenmauer (s. d.).
Schon zu Karls d. Gr. Zeit befand sich hier ein
Frauenkloster, als dessen Stifterin die Tochter des
elsäss. Herzogs Eticho, die heil. Odilia, die Schutz-
herrin des Elsasses, verehrt wird, deren Gebeine in
der Odilienkapelle der Klosterkirche ruhen. Nach-
dem dasselbe (vielleicht durch die Ungarn) ver-
heert worden war, wurde es durch Papst Leo IX.
neu gegründet, die Kirche 1049 geweiht. Friedrich
Barbarossa widmete dem Kloster besondern An-
teil. Zeugnis sür die hohe geistige Bildung des-
selben war das von der Äbtissin Herrad von Lands-
berg für den Unterricht der Novizen angefertigte,
mit Bildern geschmückte Sammelwerk "llorwL äeli-
cilirum" (1870 mit der Straßburger Stadtbibliothek
verbrannt). In der Folge oft durch Verheerungen
und Brände schwer geschädigt, lag das Kloster zu
Anfang des 17. Jahrh, in Trümmern. 1617 liehen
sich Prämonstratenser daselbst nieder und bauten es
wieder auf. In der Revolutionszeit als National-
gut verkauft, wurde es 1853 von dem Bischof von
Straßburg erworben, der zur Besorgung der Wall-
fahrt Schwestern vom Orden des heil. Franziskus
berief und Gebäude und Kirche neu herstellen ließ.
Am Fuße des O. sind Neste der 1572 verbrannten
Abtei Niedermünster, deren Gründung gleich-
falls der heil. Odilia zugeschrieben wird. - Vgl.
Reinhard, 1^6 niont 8t6.-0äii6 (mit Bibliographie
über den O.; Strahb. 1888); Pfister, 1.6 Dnedö
ineroviuFien ä'^läacs et 1a i6Z6nä6 äs Laiuts-
0äii6 8uivi8 ä'un6 etuäe 8ur 163 9.nei6N8 monu"
M6nt3 äu. mont 8aint6-0äii6 (Nancy 1892).
Odilon-Barrot (spr. -löng barroh), s. Varrot.
Odin, die skandinav. Namensform des Gottes,
den die sächs. Volker Wodan, die oberdeutschen
Wuotan nannten. Die spätern nordischenMytho-
logen stellten ihn in die Mitte ihres Systems. Seine
Verehrung ging durch fast alle german. Stämme.
Zum Beginn unserer Zeitrechnung wurde er be-
sonders von den german. Stämmen am untern
Rhein verehrt, wo ihn röm. Schriftsteller durch ihren
Mercurius wiedergaben. Von hier wanderte er nach
Skandinavien, wo er, durch die Skalden besonders
gefeiert, bald zum höchsten Gotte wurde, der den
nationalen Thor (s. d.) verdrängte. Seine Gattin
ist Frigg (s. d.), d. h. die Geliebte. O. ist von Haus