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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Odontologie; Odontom; Odontophorinae; Odontornythen; Odovakar; Odrau; Odrysen; Odschi; Odschibwe; Odsra; Ödt; Odyniec; Odyssee; Odysseus

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Odontologie – Odysseus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Odontogrāph'

der Cykloidenverzahnung für Zahnräder. Die Zahnflanken werden dabei nicht aus zwei Cykloidenbogen, sondern ans zwei diesen mit großer Genauigkeit angenäherten Kreisbogen gebildet, deren Mittelpunkte und Radien mit dem O. und den zugehörigen Tabellen bestimmt werden.

Odontolŏgie (grch.), Lehre von den Zähnen, Zahnkunde; Odontotechnĭker, Zahnarzt; Odontotherăpie, Zahnheilkunde.

Odontōm (grch.), eine Kiefergeschwulst, welche aus Zahnsubstanz besteht.

Odontophorīnae, s. Baumhühner.

Odontornīthen, Zahnvögel, soviel wie Ichthyornithen (s. d.).

Odovakar, s. Odoaker.

Odrau, czech. Odry, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Troppau in Österreichisch-Schlesien, in einem engen Thal, an der Oder und der Linie Zauchtl-Bautsch der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (111,10 qkm, 10085 deutsche E.), hat (1890) 4031 deutsche E., Schloß des Grafen Franz von Sickingen-Hohenburg (ehedem die befestigte Oderburg); Fabrikation von Tuch, Woll-, Baumwoll-, Leinen-, Seiden- und Gummiwaren.

Odrysen, das südlichste der alten thraz. Völker, hatte seine Sitze weit ausgedehnt am Hebros (Maritza), Tonzus (Tundscha) und Erginias (Ergeno). Ihr König Teres vereinigte um die Mitte des 5. Jahrh. v.Chr. das ganze thraz. Binnenland und Teile der Küste zu einem starken Reiche, das unter seinem Sohne Sitalkes um 430 v.Chr. bis zur Donau, westlich bis zum Nestus sich ausdehnte. Nach Sitalkes Tode (424) regierte sein Neffe Seuthes. Als er gestorben war, sank das Reich der O., und fortdauernde dynastische Streitigkeiten erleichterten es Philipp II. von Macedonien, bis 340 die Oberhoheit über die O. zu gewinnen. Nach Alexanders d. Gr. Tode (323) entstand ein neues odrysisches Reich, das sich später an die Römer anschloß und schließlich zu einem röm. Vasallenstaat wurde. Beim Aussterben des fürstl. Hauses wurde das Gebiet der O. mit andern Landstrichen unter Kaiser Claudius 46 n.Chr. zu der röm. Provinz Thracia vereinigt.

Odschi (O-tschi, Tschi, Tschwi), Negerstamm an der Goldküste im Nordwesten Afrikas, zu welchem die Fanti, Dankira, Wasaw, Aschanti, Assim und Akem gehören. (S. Goldküste.)

Odschibwe oder Odschibewä (engl. Ojibway), Chippeway, Tschippewäer, ein nordamerik. Indianerstamm, der zu der Völkergruppe der nördl. Algonkin (s. d.) gehört und seine Sitze im Becken des Obern Sees hat. Früher in geschlossenem Zuge am La Pointe am Obern See westwärts sich erstreckend, ist der Stamm jetzt zerstreut, teils in den Vereinigten Staaten (Wisconsin, Minnesota, Michigan und Dakota), teils in den angrenzenden Gegenden Canadas und des brit. Amerika vom östl. Ende des Obern Sees bis zum Red-River of the North angesiedelt. Zu ihnen gehören auch die Pottawotomie, Ottawa, Maskegon und Missinsig. Die südl. Gruppen haben sich schon etwas der Civilisation anbequemt, die nördlichen und nordwestlichen verharren im Naturzustand. Die O. sind ausschließlich Waldbewohner und in letzterer Zeit besonders Gegenstand des Studiums geworden wegen ihrer schamanisch-religiösen Gesellschaften, den sog. Mide-wiwin. Man schätzt den Stamm auf etwa 32000 Köpfe. Den letzten Rest ihres Landes verkauften sie 1854 und 1855 an ↔ die Vereinigten Staaten. – Vgl. W. J. Hoffmann, The Mide winin or Grand Medicine Society of the Ojibwa (VIIᵗʰ Annual Report of the Bureau of Ethnology, Washingt. 1891). – Nicht mit den O. zu verwechseln sind die Chepewyan (s. d.).

Odsra, südarab. Stamm, s. Asra.

Ödt (Oedt), Marktflecken im Kreis Kempen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an der Niers und der Nebenlinie Hüls-Viersen der Krefelder Eisenbahn, hatte 1890: 3236 E., darunter 45 Evangelische und 22 Israeliten, 1895: 3293 E., Post, Telegraph; Fabrikation von Sammet- und Seidenwaren, Zwirn, Leinweberei, Färberei, Bleicherei, Gerberei, Brennerei.

Odynĭec (spr. -etz), Anton Eduard, poln. Dichter, geb. 1804 im Kreise Oszmiana in Litauen, besuchte die Universität Wilna, begleitete 1829 und 1830 Mickiewicz (s. d.) auf der Reise durch Deutschland und Italien und beschrieb sie in seinen Reisebriefen («Listy z podróży», 4 Bde., Warsch. 1875–78). In Dresden begann O. seine Übersetzungen aus Walter Scott («Jungfrau vom See» u.a.), Byron («Korsar», «Mazeppa», «Braut von Abydos» u.a.), Moore («Feueranbeter» u.a.), Schiller («Jungfrau von Orleans», Balladen); er setzte sie nach seiner Rückkehr nach Litauen 1837 fort, wo er auch publizistisch thätig war (Redaktion des «Kurjer Wileński»). Seit 1866 lebte er in Warschau und starb daselbst 15. Jan. 1885. Seine eigenen Gedichte und dramat. Versuche bieten nur einzelnes Gelungene; Sammlungen erschienen Warschau 1875 u.ö.

Odyssee, das eine der beiden Homerischen Epen, s. Homer und Odysseus.

Odysseus, bei den Römern Ulixes, eine der bedeutendsten Gestalten in dem Sagenkreise vom Trojanischen Kriege, ein treuer Spiegel des griech. Nationalcharakters mit seinen Vorzügen und Schattenseiten, in der Odyssee verherrlicht, war der Sohn des Laërtes und der Antikleia, Gemahl der Penelope, Vater des Telemachos, König von Ithaka. Auf einem Besuche bei seinem Großvater Autolykos erhielt er auf der Jagd eine Wunde am Knie, an deren Narbe ihn später seine Amme Eurykleia wiedererkannte. Zum Zuge gegen Ilios vermochte ihn Agamemnon nur mit Mühe zu überreden. Er versuchte vorher die Auslieferung der Helena in Güte zu bewerkstelligen und reiste deshalb nach Ilios; allein vergebens. O. nahm nun mit zwölf Schiffen als Führer der Kephallenier teil. Mit Diomedes vereinigt, tötete er den Dolon und den Thrakerfürsten Rhesos, auch entführte er mit ihm nach späterer Sage das Troja schützende Palladium aus der Stadt. Er vermittelte zwischen Agamemnon und Achilleus und gewann nach des letztern Tode dessen Waffen, weshalb Aias sein Feind wurde. Unter Führung des O. stiegen die Helden in das hölzerne Roß, aus welchem er mit Menelaos zuerst zu schwerem aber siegreichem Kampfe nach der Wohnung des Deïphobos eilte.

Noch reichern Stoff gaben der Sage und Poesie seine zehnjährigen Irrfahrten nach dem Falle von Ilios, welche die Odyssee ausführlich beschreibt. Zuerst wurde er an die thrazische Küste zu den Kikonen verschlagen, wo er 72 Gefährten verlor. Dann kam er zu den Lotophagen an der libyschen Küste, dann zu den Kyklopen. Hier verzehrte Polyphem sechs Gefährten des O., und dieser entging demselben Geschick nur dadurch, daß er Polyphem berauschte und ihn im Schlafe seines einzigen Auges beraubte, weshalb nun O. von Poseidon, dem Vater des Polyphem, verfolgt wurde.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 534.