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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Öfen
setzen. Zweckentsprechender ist der Etagcnofen
(Fig. 5) schon infolge der scharfen Ablenkung der
Rauchgase, wodurch lebhafte Wirbelungen und Mi-
schungen der kalten und wärmern Gase entstehen.
Die Dffnungen 9. werden häufig mit Gittern ver-
sehen, damit die Zimmerluft sich erwärmend durch-
streichen kann, sie werden auch als Nischen zum
Warmstellen von Speisen u. s. w. benutzt.
Um ein schnelles Erwärmen und längeres Nach-
heizen zu erzielen, hat man die beiden Ofenmateria-
lien, Eisen und Thon, in der Weise miteinander
verbunden, daß man den Feuerkasten zur größern
Haltbarkeit aus Eisen, den obern Aufsatz aus Kacheln,
oft aber auch umgekehrt herstellt. Der gußeiserne
Teil dient zur raschen Erwärmung des Zimmers,
der thönerne Teil zur Wärmeaufspeicherung. Oft
bildet auch ein gußeiserner Ofen den Einsatz eines
Kachelofens (Fig. 6). Im erstern Falle ist die Wärme-
aufspeicherung eine sehr geringe, im letztern Falle
ist meist eine Reinigung des Ofens von auflagern-
dem Staube unmöglich. In Fig. 6 umströmt die
Zimmerluft 22 von unten nach oben den eisernen
Einsatz, wodurch ein Erglühen desselben vermieden
und ein schnelles Erwärmen des Zimmers erzielt wird.
Die Nachteile der eisernen O. in der Form des
Kanonen- und Etagenofens, daß sie eine beständige







OW
F'g-
Fig. 7.
aufmerksame Bedienung erfordern, daß ihr Effekt
ein sehr wechselnder ist, hat man durch die Kon-
struktion der sog. Füllöfen zu beseitigen gesucht,
bei welchen ein größerer Vorrat an Brennmaterial
znr allmählichen Verbrennimg gelangt. Man unter-
scheidet Halb füll- oder Regulieröfen und Füll-
oder Dauerbrandöfen; beiden erstern erfolgt die
Beschickung in einem größern Feuerraum, bei den
letztern in einem besondern Füllschacht, aus welchem
das Brennmaterial allmählich in den eigentlichen
Feuerraum nachrutscht. Zur erstern Sorte gehört
der einfache Meidingersche Ofen, welcher sich
durch seine Zweckmäßigkeit und Billigkeit in der
Anlage und im Betriebe auszeichnet. Der außen
mit Rippen versehene, aus einzelnen Ringen zu-
sammengesetzte Cylinder in der verbesserten Form
(Fig. 7) des Eisenwerkes Kaiserslautern hat un-
mittelbar über dem Boden einen Hals, welcher
durch die luftdicht schließende, zur Regulierung des
Zugs seitlich verschiebbare Thür a nach Bedarf ver-
schlossen oder geöffnet werden kann. Die Anordnung
von Rost und Aschenkasten erleichtert das Entleeren
der Asche. Der Cylinder hat oben einen Füllhals d
zum Beschicken und Nachfüllen des Ofens. Zur
Milderung der Wärmestrahlung ist der Cylinder mit
zwei Blechmänteln umgeben, in welchen die am Fuß-
boden lagernden kältern Luftschichten oder von außen
zugeführte Frischluft am Ofen emporströmt. Die
Bedienung dieses Ofens erfordert Aufmerksamkeit.
Man füllt ihn bis unter den Rand des Füllhalfes
mit Anthracit oder Koks in Nußgröße, legt etwas
Anzündematerial auf, dann noch eine Hand voll Koks
oder Kohlen, zündet an und schließt die Füllthür. So-
bald die Füllung in Brand, schiebt man die Regulier-
thür bis auf einen etwa 10 mm breiten Spalt zu.
Gries und backende Kohlen können nur in kleinen
Mengen aufgegeben werden. Durch Nachfüllen kann
das Feuer fortwährend unterhalten werden. Ähnlich
ist auch der fog. Pfälzer Ofen des Eisenwerks
Kaiserslautern eingerichtet (Fig. 8), welcher durch den
Füllschacht 3. für beliebigen Brennstoff geeignet ist.
H. Heim in Döbling bei Wien fertigt Meidingeröfen
recht zweckmäßig unter dem Namen Vestaöfen.
Um jedes Brennmaterial, allerdings nur sür einige
Brennstunden, bei geringerer Schütthöhe (bei größe-
rer nur Koks oder Anthracit) zur Verwendung zu
F'g
Fig. 9.
bringen, eignet sich der dem bessern Kanonenofen
ähnliche, nur mit einem höhern Brennstosfbehälter
ausgeführte Negulierofen, wie er z. V. vom Eisen-
werk Kaiserslautern unter Bezeichnung Kasernen-
ofen sowie von Käuffer & Co. in Mainz (Fig. 9)
geliefert wird. Die Regelung der Verbrennung ge-
schieht durch ein Luftventil in der Aschenthür,
welche, wie die Füllthür, luftdicht schließt. Teilweise
Auskleidung des Feuerraums mit Chamottesteinen,
Rippung der Heizflächen und Ummantelung zeigen
die t). von E. Sturm in Würzburg und H. Kori in
Berlin. Bei dem sog. Irischen Ofen liegen die
Feuerzüge nicht über, sondern hinter dem Feuerherd.
Der Ofen bleibt dabei verhältnismäßig niedrig, giebt
also zweckmäßig die Wärme mehr an die untern
kältern Luftschichten ab. Fig. 10 zeigt eine für Kir-
chen und große Säle gebräuchliche Ausführungs-
form des Irischen Ofens. Verfertiger solcher Ö. sind