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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ofenbruch - Offenbarung
Ofenbruch, s. Gichtschwamm.
Ofenfarbe, der zum Schwärzen der Öfen ver-
wendete Graphit (s. d.).
Ofenhorn, Gipfel des Sankt Gotthard (s. d.).
Ofenpaß, Poststraße (39 km) der Münsterthaler
Alpen im schweiz. Kanton Graubünden, steigt von
Zeruez (1497 m) in: Unterengadin zu dem einsamen
Wirtshaus (1804 m) am Ofenberg (roman. il Fuorn)
hinauf, erreicht über die Alp Buffalora die Paßhohe
Sü Som oder das CierfserIöchlein (2155 in, Wasser-
scheide zwischen Inn und Etsch) und zieht durch das
Münsterthal nach Münster (1248 m) hiuab.
Ofensau, oder kurz Sau, in der praktischen
.Hüttenkunde gebräuchliche Vezeichnnng für solche
in metallurgischen Öfen auftretende metallische Ab-
scheidungen, die nicht ein beabsichtigtes Produkt
darstellen, sondern durch fremde Einflüsse, nament-
lich falschen Osenbetrieb entstehen. So bekommt
man denn Rohschmelzen in der Kupfergewinnung
die Eisensau (s. Kupfer, Vd. 10, S. 812d). Ein nicht
abfließender Nest im Martinofen oder eine ganze
wegen zu niedriger Temperatur erstarrte ("eingefro-
rene") Charge wird ebenfalls als Sau bezeichnet.
Ofenvogel, s. Töpfervogel.
Offenau, Dorf im Oberamt Neckarsulm des
württemb. Neckarkreises, am Neckar, an der Linie
Neckarelz-Iagstfeld der Bad. Staatsbahnen, hatte
1890: 763,1895:818 E., darunter 29 Evangelische;
Wein- und Tabakbau und Saline Clemenshall mit
Solbad.
Offenbach. 1) Kreis in der Hess. Provinz Starken-
burg, hat 376,66 likm, 1890: 93090, 1895: 101956
E., 10 Städte und 25 Landgemeinden. - 2) O. am
Main, Kreisstadt im Kreis O., am linken Ufer
des Maius, 5 km östlich von Frankfurt, mit dem es
durch elektrische Straßenbahn
verbunden ist, an der Linie
Bebra-Frankfurt der Preuß.
Staatsbahnen und der Neben-
linie O. - Dieburg - Reinheim
(39,5 km) der großherzoglich
Hess. Nebenbahnen, Sitz des
Kreisamtes, eines Amtsge-
richts (Landgericht Darmstadt)
nebst Kammer für Handelssachen, Hauptsteueramtes,
einer Handelskammer und Neichsbanknebenstelle,
hatte 1801: 5704, 1880: 28449, 1890: 35085
C'., darunter 11680 Katholiken, 1359 Deutschkatho-
liken und 936 Israeliten, 1895: 39470 (20067
männl., 19403 weibl.) E., in Garnison das 3. Ba-
taillon des Infanterieregiments Prinz Karl Nr. 118,
Postamt erster Klasse, Telegraph, 2 evang., je eine
franz.-reform., kath. und deutschkath. Kirche, Syna-
goge, Isenburgisches Schloß (1770-72), Palais
des Fürsten Isenburg - Birstein, Gymnasium, Real-
schule, höhere Mädchen-, Kunstgewerbe- und ge-
werbliche Fachschule, Handelsschule, Armenhaus,
Stadtbad, Krankenhaus, eine Natron-Lithionquelle
(seit 1888), Wasserleitung, Kanalisation, Gaswerk,
elektrische Beleuchtung. Die Einwohner trieben an-
fänglich fast bloß Ackerban, bis sich mit Übersiede-
lung des Hofs des Fürsten von Isenburg um 1685
eine Hof- und Beamtenaristokratie zu bilden be-
gann. Zu Ende des 17. Iabrh. siedelten sich franz.
Auswanderer an, meist Weber, Strumpfwirker
und Kappenmacher und Posamentierer. Die An-
lage eigentlicher Fabriken begann erst 1774 mit
der Begründung der noch bestehenden Schnupf-
tabakfabrik der Gebrüder Vernard, der die Firma
Johann Andre (s. d.) folgte. Durch den Anschluß
des Großherzogtums an den Zollverein (14. Febr.
1828) blühten Handel und Verkehr auf, und jetzt ist
O. die bedeutendste Fabrikstadt (etwa 400 Fabriken)
des Landes, vor allem in Portefeuillewaren. Es
bestehen Gerbereien, Maschinenfabriken, Eisen-
und Gelbgießereien, Trikot- und Börsenwebereien,
Gold- und Silberspinnerei, Schriftgießereien, be-
deutende Fabrikation von Stahl-, Schuh-, Sattler-,
Gürtler- und Cellnloidwaren, Achsen und Wagen,
Tabak, Schmirgel, Posamenten, Glanzleder, Vunt-
und Glanzpapier, Parfümerien, Chemikalien (Anilin,
Vleiweiß u. a.), Leim, Lackfarben, Firnis, Drucker-
schwärze, Wachs- und Stearinkerzen, Wachstuch,
Cichorien, Filz, Hüten und "Offenburger Pfeffer-
nüssen". Die Stadt hat einen Bankverein, eine
Agentur der Bank für Süddeutschland, einen Verein
Kreditreform, städtische und private Sparkasse. Die
Anlage eines Sicherheitshafens in Verbindung mit
der Fortführung der 1890 begonnenen Mainkanali-
sation ist geplant. - O. wird zuerst 977 genannt,
stand anfangs unter kaiserl. Vögten und kam schließ-
lich an die Grafen, später Fürsten, von Isenburg-
Virstein. Mit der Mediatisierung des Fürstentums
Isenburg (1815) wurde O. dem Großherzogtum
Hessen einverleibt. - Vgl. Königfeld, Geschichte
und Topographie der Fabrik- und Handelsstadt O.
(Offenb. 1822); Pirazzi, Bilder und Geschichten aus
O.s Vergangenheit (ebd. 1879); L. Schmidt, Führer
durch O. (ebd. 1891).
Offenbach, Jakob, Komponist burlesk-komi-
scher Operetten, geb. 2l. Juni 1819 zu Köln, von
israel. Abkunft, studierte 1835-37 auf dem Kon-
servatorium in Paris und war dann Violoncellist
in verschiedenen Theaterorchestern, zuletzt in dem
der Operg. comi^us. Seit 1841 veröffentlichte er
mehrere kleine Violoncellkompositionen, die Beifall
erhielten. Er ging 1848 nach Deutschland, kehrte
1850 nach Paris zurück und eröffnete 1855 eine
eigene Vübne, die er V0uif68-?ai'i3i6N3 benannte
nnd wo er seine Operetten zur Aufführung brachte.
Er besuchte mit seiner Truppe mehrmals die franz.
Provinzen, England und einige Städte Deutsch-
lands, später allein auch Amerika. O. starb 5. Okt.
1880 zu Paris. Die bekanntesten seiner Operetten
sind: "Die Verlobung bei der Laterne", "Orpheus in
der Unterwelt" (1858), "Die schöne Helena" (1864),
"Blaubart" (1866), "Die Großherzogin von Gerol-
stein" (1867). Es sind Stücke mit parodistischer
Tendenz, mit scharfem Witz, zuweilen frivol und ge-
mein, immer aber lebendig und flott durchgeführt.
Von ähnlicher Natur ist die Musik, die ohne Rück-
sicht auf Schönheit und Pietät nach drastischem Aus-
druck strebt und zu diesem Zweck, das Beispiel
Aubers überbietend, mit Vorliebe Elemente der
niedrigsten Volksmusik (Cancan u. s. w.) benutzt.
Durch Geist und dramat. Charakter steht aber
O. auch musikalisch hoch über seinen Nachahmern
und ist in der Geschichte der komischen Oper einer
der kecksten Erfinder. Für seine edlern Anlagen zeugen
seine ersten Operetten (besonders "Fortunios Liebes-
lied"), wie auch sein letztes Werk, die romantischen
"Oont63 ä6 Hotlniann" (1880).
Offenbarung, eine göttliche Kundgebung an
die Menschen. Der Glaube an göttliche O. ist so
alt wie die Religion. Schon das heidn. Altertum
glaubte, daß alles höhere Wissen und Können der
Menschen auf göttlicher Mitteilung beruhe, und
hielt nicht nur die Neligionsstister und Seher der