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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ölgas - Olgopol
in Kriegszeiten, in nur einer Klasse gestiftet, wird an
Männer, Frauen und Jungfrauen verliehen. Das
Ordenszeichen ist ein mattsilbernes, in Kleeblattform
auslaufendes Kreuz, belegt mit einem roten Kreuz,
auf welchem ein silbernes Mittelschild mit den ver-
einigten goldenen Namenszügen des Stifters und
seiner Gemahlin. Das Band ist schwarz mit zwei
karminroten Seitenstreifen.
Olgas, Fettgas, aus Fetten dargestelltes Gas,
das an Stelle von aus Kohlen dargestelltem Leucht-
gas da verwendet wird, wo der Absatz zu klein ist,
um die Anlage einer Leuchtgasfabrik rentabel zu
inachen. Namentlich für die Beleuchtung der Eisen-
bahnwagen wird das Ö. ganz allgemein benutzt,
weil es hier in komprimiertem Zustande bei gerin-
gem Raumbedarf eine hohe Leuchtkraft besitzt. Der
Prozeß der Ölgasbereitung besteht darin, daß die
zur Darstellung dienenden festen oder flüssigen
Stoffe in einer gußeisernen Retorte in einem Ofen
auf etwa 900" erhitzt und in Gas verwandelt wer-
den, welches durch einfache Scrubber und Reini-
gungsapparate von mechan. Beimengungen befreit
und in einem Gasbehälter aufbewahrt wird. Das
Ö. wird erzeugt aus tierischen und Pflanzenfetten,
Rohnaphtha, Naphtharückständen, Braunkohlenteer-
ölen, fetthaltigen Niederschlägen aus den Abfall-
und Waschwässern der Wollwäschereien und Tuch-
fabriken, aus Pechen, Harzen, Harzölen sowie aus
dem bei den Braunkohlengeneratoren sich nieder-
schlagenden Teer. Das O. hat etwa folgende Volu-
menzusammensetzung : Wasserstoff 9,7 Proz., Sumpf-
gas (Methan) 47 Proz., schwere lichtgebende Koh-
lenwasserstoffe 37,7 Proz., Kohlenoxyd 4 Proz.,
Kohlensäure 1,6 Proz. Es ist kohlenstoffreicher als
das Kohlengas, besitzt eine Dichte von 0,6 bis 0,8,
verbrennt mit weißer Flamme und entwickelt eine
3- bis 4mal so starke Leuchtkraft als Kohlengas. Eine
Ölgasflamme von im Mittel 36 1 stündlichem Ver-
brauch giebt einen Leuchtwcrt von 10 bis 12 Nor-
malkerzen, während hierzu von Kohlengas 120-
140 1 erforderlich sind. Dem geringern Konsum
entsprechend ist demzufolge auch die Menge und
Wärme der Verbrennungsgase und somit die Ver-
unreinigung der Luft eine geringere. Das rohe Ö.
enthält nur wenig Kohlensäure und Schwefelwasser-
stoff, Ammoniak fehlt darin gänzlich. Die Reini-
gung ist infolgedessen sehr einfach und gründlich zu
erreichen. Die nachstehenden Abbildungen (Fig. 1
Längsschnitt durch die Retorten, Fig. 2 Querschnitt
durch zwei Systeme) veranschaulichen einen Ölgas-
erzeugungsofen nach System Pintsch. Durch ein
Einlaufrohr N gelangt das flüfsige Öl zunächst in
die Oberretorte 1^, in welcher es in Dampsform
übergeführt wird. In der Unterretorte II.., die noch
wärmer ist als die Oberretorte, werden die entstan-
denen Öldämpfe in permanentes 5. verwandelt.
Von 1^2 geht das Gas nach der Vorlage V und von
da, wie bei der Steinkohlengaserzeugung, durch
Kondensator und Reinigungsapparat nach dem
Gasbehälter. II. ist der Rost zur Erzeugung eines
direkten Feuers, A der Abzug der Feuergase nach
dem Schornstein, 8 der Schornsteinschieber, der durch
den Handhebel H bewegt wird.
Wegen seiner hohen Leuchtkraft wird neuerdings
das O. dazu verwendet, gewöhnliches Steinkohlen-
leuchtgas leuchtkräftiger zu machen; es wird zu die-
sem Zwecke in die Reihe der Gasgeneratoren ein
Ölgaserzeuger eingeschaltet, wodurch dem Stein-
kohlenleuchtgas eine entsprechende Menge ö. bei-
gemengt wird. Bei der Benutzung des O. zur
Waggonbeleuchtung (Systeme Pintsch-Verlin, Rie-
dinger-Augsburg u. a.) wird das dem Gasometer
entnommene Ö. mittels Kompressionsmaschinen auf
Fig. 1.
10 Atmosphären komprimiert und in einen Haupt-
recipienten gedrückt, von wo aus es durch Rohre
den einzelnen unter den Waggons befestigten Re-
cipienten zugeführt wird. In diesen letztern Re-
cipienten herrscht ein Druck von 6 Atmosphären,
weshalb zwiscbcn Rccipicnt und Flaunne ein Gas-
Fig. 2.
regler (s. d.) eingeschaltet werden muß. Nach System
Pintsch bestehen allein etwa 200 Anstalten, die etwa
50000 Eisenbahnwagen mit Ö. versorgen. Außer-
dem dient O. zur Beleuchtung von Otrahenbahn-
wagen, Dampfschiffen, Bojen u. s. w.; auch zum
Betrieb von Gasmotoren wird O. gleich dem Stein-
kohlengas verwendet. i
Algemälde, s. Ölmalerei. l,
Slgerberei, soviel wieSämischgerberei, s. Leder-
fabrikation.
Olgopöl, Oljgopolj. 1) Kreis im südöstl.
Teil des russ. Gouvernements Podolien, zwischen