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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Oliven; Olivenbaum; Olivenöl; Olivenza; Olivetaner; Olivetanus; Olivetten; Olivil; Olivin

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Oliven – Olivin

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Oliveira-Martins'

der Finanz-Junta in Lissabon, wo er 24. Aug. 1894 starb. O.s viel gelesene Werke teilen sich in allgemein wissenschaftliche und speciell portugiesische. Er schrieb: «Os Lusiadas: ensaio sobre Camões» (Porto 1872; 2. Aufl. 1891), «Portugal e o socialismo» (Lissab. 1873), «O Hellenismo e a civilisação christãa» (1878), «Historia da civilisação iberica» (1879; 3. Aufl. 1886), «Historia de Portugal» (2 Bde., 1879; 5. Aufl. 1890), «O Brazil e as colonias portuguezas» (1880), «Elementos de anthropoligia» (1882), «As raças humanas e a civilisação primitiva» (2 Bde., 1883), «Systema dos mythos religiosos» (1884), «Quadro das instituições primitivas» (1885), «Taboas de chronologia e geographia historica» (1886), «Portugal contemporaneo» (2 Bde., Lissab. 1881), «Historia da Republica Romana» (2 Bde., ebd. 1885), «Portugal nos Mares» (ebd. 1889), «Os filhos de Dom João I» (Porto 1891), «A vida de Nunalvares Pereira» (1892) u.a. – Vgl. M. Barreto, O. M., estudo de psycologia (Lissab. 1892).

Oliven, die Früchte des Ölbaums (s. Olea und Olivenöl). – O. als Teile des verlängerten Marks, s. Gehirn; O. als Form der Bernsteinstücke (s. Bernsteinindustrie).

Olivenbaum, s. Olea.

Olivenöl oder Baumöl, das aus dem Fruchtfleisch und den Kernen der Oliven gewonnene fette, nicht trocknende Öl, das schon seit den ältesten Zeiten einen wichtigen Gegenstand des Handels und der Industrie bildet. Die Verschiedenheit des Bodens, auf dem der Ölbaum kultiviert wird, die Spielart, größere oder geringere Reife der Früchte sowie die Art der Gewinnung bedingen die verschiedene Güte des Öls. Das feinste Speiseöl, das Jungfernöl (huile vierge surfine et fine), wird aus sorgfältig gesammelten reifen, zerkleinerten und entkernten Früchten durch gelinde kalte Pressung gewonnen. Durch Zusatz von lauwarmem Wasser und wiederholtes Pressen gewinnt man ein minder gutes Öl, das noch als Speiseöl brauchbar ist, während das darauf folgende Mahlen der Früchte mit den Kernen, das Auskochen und die heiße Pressung Öle liefern, die als Baumöl Verwendung finden. Unreife und minder gute Früchte werden auch mit den Preßrückständen auf Haufen geschichtet, einer kurzen Selbstgärung überlassen und liefern dann auch Baumöle, von denen die trüben, sauren, aus stark gegorenem Material dargestellten als Tournantöle (s. d.) bezeichnet werden. Den Preßrückständen entzieht man die letzten Ölteile durch Extraktion mit Schwefelkohlenstoff und bezeichnet das gewonnene, dunkel gefärbte und oft übelriechende Öl als Sulfuröl.

Das beste Öl liefern das südl. Frankreich (woher der für alle feinen Sorten gebräuchliche Name Provenceröl) und die Riviera. Andere Produktionsorte sind: Spanien (Malaga, Valencia, Cordoba, Granada, Sevilla), Portugal, Mittel- und Süditalien (besonders Apulien), Istrien, Dalmatien, Griechenland, Nordafrika (Mogador), die Levante, Kalifornien, Chile, Persien und Australien. Feines Provenceröl sieht hellgelblich aus, ist geruchlos, schmeckt angenehm mild, süßlich, nicht brennend oder kratzend im Gaumen, hat ein spec. Gewicht von 0,912 bis 0,917 und erstarrt bei niedriger Temperatur zu einer weißen, krümlichen Masse. Minder gute Baumöle sehen gelb, gelbgrünlich bis grün aus, riechen mehr oder weniger ranzig und schmecken ↔ unangenehm. O. wird häufig mit Baumwollsamenöl, Erdnußöl, Sesamöl und Rüböl verfälscht. In der Medizin dient das O. sowohl innerlich als äußerlich, namentlich zur Bereitung von Pflastern und Salben. Als Brennöl wird es vorzüglich im südl. Europa gebraucht; sehr beträchtlich ist seine Verwendung zur Seifenfabrikation und in den Fabriken zum Schmieren von Maschinenteilen und zum Einfetten der Wolle. Das Salböl der Alten und das Chrisma (s. d.) der Katholiken sind O.

Handelsplätze für O. sind Marseille, Messina, Triest, Nizza, Livorno, Genua, Bari, Gallipoli, Malaga u. a. Der Versand erfolgt meist in Fässern von 150 bis 500 kg Inhalt. Das für technische Zwecke bestimmte O. kann durch Zusatz von Rosmarinöl oder Nelkenöl (für Parfümeriezwecke) denaturiert werden und ist dann zollfrei. Deutschland importierte 1895: 3405 t O. in Fässern im Werte von 3 Mill. M. (davon 2474 t aus Italien) und 7064 t denaturiertes O. im Werte von 3,7 Mill. M. (davon 4051 t aus Italien, 1690 t aus der Türkei).

Olivenza, Ciudad und Bezirksstadt der span. Provinz Badajoz, 23 km im SSW. von Badajoz, Grenzfestung gegen Portugal, hat (1887) 8177 E.; Getreidehandel, Wein-, Obst-, Oliven- und Maulbeerbau. 1801 von Portugal an Spanien abgetreten, wurde O. 22. Jan. 1811 von den Franzosen unter Soult erobert.

Olivetaner (lat. Fratres eremitae de Monte Oliveti, Congregatio Sanctae Mariae Montis Oliveti, Mönche von Monte-Oliveto oder vom Ölberg), die Mitglieder einer Benediktinerkongregation in Italien, vom Professor der Philosophie Giovanni Tolomei zu Siena 1313 auf seiner Besitzung bei Siena für den Dienst der heiligen Jungfrau gestiftet und von Papst Johann XXII. bestätigt. Sie nahmen die Regel Benedikts mit einigen Verschärfungen an und gründeten auf einer nahen Anhöhe, dem Monte Oliveto («Ölberg»), ein Kloster. Der Stifter starb 1348. Auch Frauenklöster (Nonnen vom Ölberg) schlossen sich an.

Olivetanus, Peter Robert, reform. Theolog, geb. um 1500 zu Noyon, ein Verwandter Calvins, den er auch in die evang. Richtung einführte, lebte 1533 als Hauslehrer in Genf, wurde aber wegen Verbreitung reform. Grundsätze verbannt. Er begab sich nach Neuchâtel und fertigte hier eine Übersetzung der Bibel (Neuchâtel 1535), welche die Grundlage aller spätern franz.-reform. Übersetzungen bildet. Später ging O. nach Ferrara und starb hier 1538.

Olivetten (frz.), olivenförmige Korallen oder Glasperlen, besonders beim Tauschhandel in Afrika im Gebrauch.

Olivil, C14H18O5+H2O, ein Bestandteil des Olivenbaumgummis, welcher diesem durch siedenden Alkohol entzogen werden kann. Es schmilzt bei etwa 120° und wird durch Chamäleonlösung zu Vanillin oxydiert.

Olivin, Peridot, ein rhombisches, meist in der umstehend abgebildeten Form (Kombination von Prisma, Pyramide, den drei Pinakoiden und den beiden Domen) krystallisierendes glasglänzendes Mineral von olivengrüner bis spargelgrüner Farbe, der Härte 6,5 bis 7 und dem spec. Gewicht 3,2 bis 3,5. Chemisch besteht der O. aus neutralem Magnesiumsilikat mit mehr oder weniger zugemischtem entsprechendem Eisenoxydulsilikat und besitzt die For-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 577.