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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orangenbaum - Orang-Utan
verlangte. Zwar wurden darauf die Logen auf-
gelöst; aber mit den Logen waren doch die Oran-
giften felbst mit ihren Volksversammlungen und
Demonstrationen nicht verschwunden. Als die nicht
mehr von O'Connell zurückgehaltene Nepealpartei
1848 einen offenen Aufstand versuchte, wirkten die
Orangemen ihr energisch entgegen. Auch nach dem
Mißlingen des Insurrektionsversuchs führte die
gegenseitige Erbitterung oft zu blutigen Auftritten,
wie 12. Juli 1849 bei'Dollys Brae und 14. Juli
1863 zu Belfast. Später rief das revolutionäre
Auftreten der Fenier (s. d.) noch einmal eine ver-
mehrte Thätigkeit der Orangemünner hervor. Aber
die Aufhebung der irischen Staatskirche sowie die
ökonomische Reform der Landbill von 1869 und
1870 und die noch umfassendem Landbills von
1882 und 1887 besiegelten den Verfall der O.
Orangenbaum, Name verschiedener Arten der
Gattung 0itru8 (s. d.).
Orangenblütenöl, Neroliöl, ein herrlich
duftendes, ätherisches Öl, welches durch Destillation
der Blüten sämtlicher Citrusarten mit Wasser ge-
wonnen wird. Im Handel unterscheidet man zwei
Sorten, von denen die N886iie6 d6
Xei-oli LiMi-aäs am meisten ge-
schätzt wird (das Kilogramm davon
kostet 240 M.), die von den Blüten
der bittern Pomeranze abstammt,
während die N88enc6 äs ^leroli?0i-
tu^ai (das Kilogramm davon kostet
150 M.) aus den Blüten der süßen
Varietät gewonnen wird.
Orangenblütenwafser (^yua
iiorum ^ui'Hntii oder ^yua ^^plillo)
wird erhalten durch Destillation fri-
scher Orangenblüten mit Wasser. Cs
zeigt sowohl den Geruch als auch den
Geschmack von Orangenblüten und
war früher offizinell.
Dienngenschalenöl, ätherisches
Öl der Fruchtschalen der süßen und
bittern Orangen, von (üti-ns auran-
tiuin AiFFO und (^!itru8 IiiAHlÄckin.
F/FFo. Zur Darstellung werden in
Sicilien die frischen Fruchtschalcn
einzeln mit der Hand konvex ge-
spannt, wodurch die Ölzellen zer-
platzen und ihren Inhalt gegen
einen vorgehaltenen Schwamm aus-
spritzen lassen. Ist der Schwamm
vollgesogen, so wird er ausgedrückt
und das Öl vom Wasser durch Ab-
setzen geschieden. Die so bereitete
feinste Qualität des Öls führt im
Handel den Namen Icones ^
i'Epon^s; zur Gewinnung von 1 kg-
sind 1000-1500 Früchte erforder-
lich. Eine andere Arbeitsweise ist
in der Umgegend von Nizza in Gebrauch. Man be-
dient sich dort einer, als ecueile ü. pi^uer bezeich-
neten Vorrichtung, welche aus einem napffö'rmigen
Behälter besteht; in diesem liegt als Zwischenboden
ein durchlöchertes, mit centimeterlangen Draht-
nadeln dicht besetztes Blech. Der Arbeiter drückt
die Früchte unter beständigem Umwenden derselben
gegen die Nadeln, wodurch das Öl ausflicßt. Das
so gewonnene, ebenfalls Hochseine Öl führt nach dem
erwähnten Gefäß den Namen I^88enc6 ü. I'^cuelie.
Die auf die eine oder andere Weise zur Gewinnung
dieser feinsten Öle benutzten Schalen werden viel-
fach noch mit Wasser oder Dampf destilliert und
liefern dann noch eine reiche Ausbeute an weniger
feinem Öl. Der Haupthandelsplatz dieses wie der
übrigen Aurantiaceenöle (Citronen-, Bergamottöl)
ist Messina. Die Verpackung erfolgt dort m kupfer-
nen Flaschen von 50 K3 Inhalt. Süßes O. kostet
(1896) 10 M., bitteres 20 M. das Kilogramm.
Orangerie (frz., spr. orangfch'rih), s. Gewächs-
häuser.
Orangetown (spr. örränndsch taun), Hauptort
der Insel Saint Eustache (s. d.).
Orangisten, Bezeichnung für die Mitglieder
der Orangelogen (s. d.).
Orangit, Mineral, s. Thorit.
Orango, die größte der unter portug. Schutz-
herrschaft stehenden Bissagosinseln (s. d.).
Orang-Utan (8imiH oder?itk6eu8), eine Gat-
tung der Menschenaffen, welche sich durch die fast
bis auf den Boden reichenden Arme, den bäufig nagel-
losen Daumen der hintern Hände von den andern
menschenähnlichen, schwanzlosen Affen oder An-
thropomorphen (Gorilla und Schimpanse) unter-
M^V^.'
scheidet. Durch die langen, bis zum Knöchel rei-
chenden Arme und die Struktur seines Gehirns
schließt er sich am nächsten an die Gibbons (HM-
d5tt68) an. In der Jugend ist der Schädel gerundet
und das Gesicht menschenähnlich. Mit der Ge-
schlechtsreife erreicht das gewaltige Tauergebiß
seine Vollendung, während sich bei den Männchen
der Kehlsack, bei einigen Nassen auch breite Wangen-
schwielen herausbilden. Selenka unterscheidet nur
eine einzige Art, I'itliecu8 8. 8imi3. 8Ht^ru8 _I<.
(s. Tafel: Affen der Alten Welt I, Fig. 1, und