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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orsini (Prinzessin) - Oerst.
Innocenz' VIII. Sohn Franceschetto Cybö kaufte er
Anguillara und Cervetri, schloß sich dann, von
Alexander VI. im Besitz dieser Erwerbungen bedroht,
den Gegnern des Papstes an und erzwang so (1493)
einen Vergleich, welcher ihm jene Gebiete als päpstl.
Lchtt gewährte gegen Bezahlung von 35000 Du-
katen. Nachdem er hierauf in Alexanders VI. Dienste
getreten, ging er schon Dez. 1494 zu dem anrücken-
den Karl VIII. von Frankreich über. Nach dem Ab-
zug der Franzosen wurde er deshalb gefangen ge-
setzt und starb 18. Jan. 1497 im Kerker zu Neapel,
ehe seine Familie einen glänzenden Sieg (23. Jan.)
über die Vorgia errungen. Nicola Orsini-
Pitigliano, geb. 1442, gest. Febr. 1510, erlitt im
DiensteVenedigs die schwereNiederlagevom9. April
1509, welche die Republik an den Rand des Unter-
gangs brachte. Nenzo da Ceri stellte sich an die
Spitze der O., als in der langen Zeit bis zum Ein-
treffen Zadrians VI. in Rom der Zwist mit den
Colonna neu ausgebrochen war, kämpfte dann im
Dienste Franz' I. in Südfrankreich und Italien mit
Glanz gegen Karls V. Truppen 1524-27, leitete
insbesondere die Verteidigung Roms gegen Karl
von Vourbon, dann der Engelsburg während der
Plünderung Roms, erhielt beiderenübergabe ehren-
vollen Abzug und starb in Verletta (1536). Paolo
GiordanoO., geb. 1541, von Papst Pins IV. 1560
zum Herzog von Bracciano erhoben, heiratete die
Vittoria Accoramboni (s. d.). - Ohne Begründung,
aber unter Zustimmung der O., rechneten sich die aus
der Champagne stammendenI uv en e l des Nrsins
als ein Zweig der O. seit 1432; diese erloschen mit
Francois Iuvenel des Ursins 9. Okt. 1650; Wappen
und Güter gingen an dessen Großneffen Francois
de Harville über. In Deutschland machen die Fürsten
von Nosenberg Abkunft von den O. geltend. -
Vgl.Imhof, (F6H6Äi0FiaXX illuäti-ium tainiliarum
IW1ia6 (Amsterd. 1710); Litta, I^mi^is celedri
itHlianß, Bd. 8 (Mail. 1819 fg.); weniger zuverlässig
ist: Sansovino,Hi8t0riaäoUacaLH().(Vened. 1565).
Orsmi, Anne Marie de la Tre'mouille, Prin-
zessin, s. Ursins.
Orsini, Felice, Graf von, Haupturheber eines
Attentats auf Napoleon III., geb. 1809 in Meldola
in der ital. Provinz Forü, trat in Bologna als Stu-
dierender dem Geheimbunde zur Republikanisierung
Italiens bei und wurde 1844 zu lebenslänglicher
Galeerenstrafe und Einkerkerung verurteilt, 1846
aber durch die von Pins IX. erlassene Amnestie be-
freit. Hierauf war er 1848-49 bei den Kämpfen in
der Lombardei und in Venedig beteiligt, floh dann
in die Schweiz, begab sich nach Siebenbürgen, wurde
1854 gefangen genommen und nach Mantua ge-
bracht, von wo er 1857 nach London entkam. Hier
reifte sein Plan, den Kaiser Napoleon III. zu be-
seitigen, weil er in ihm das Hindernis der Befreiung
Italiens erblicken zu müssen glaubte. O. gewann
dazu von ital. Flüchtlingen die Sprachlehrer Carlo
di Rudio und Andrea Pieri sowie den Diener
Antonio Gomez. Die Verschworenen begaben
sich einzeln nach Paris, und 14. Jan. 1858, als der
Kaiser mit seiner Gemahlin abends ins Theater
fuhr, schleuderten sie drei mit Kugeln und Knall-
quecksilber geladene Bomben nach seinem Wagen.
Das Kaiserpaar blieb unverletzt, dagegen wurden
von der umstehenden Menge etwa 150 Personen
verwundet, 10 getötet. Die Verschworenen wur-
den festgenommen und O., Pieri und Nudio zum
Tode, Gomez zu lebenslänglicher Zwangsarbeit
verurteilt. Das Erkenntnis ward nur an O. und
Pieri 13. März 1858 vollstreckt. - Vgl. Nemoii-Z
tmä Häv6ntur68 ol I^lick 0., ^vrittkn d^ Kim86lk
(Edinb. 1857); lottere eäitk 6ä inEäits äi I^elics
0. (2 Bde., Mail. 1861).
Orsk. 1) Kreis im füdl. Teil des russ. Gouverne-
ments Orenburg, im Gebiet des Uralstusses mit
der Sakmara, Or u. a., hat 46 449,9 ^km, 166 078
E., Russen, Baschkiren und Kirgisen; Erzlager-
stätten, Kupferhütten, Goldwäschereien, Viehzucht
und Ackerbau. - 2) O., kirgisisch ^man-K^Ia,
Kreisstadt im Kreis O., an der Mündung des Or
in den Ural, hat (1893) 19 849 E., 2 Kirchen,
2 Moscheen; Gerberei, Talg- und Seifensiederei, Zie-
geleien, Handel mit den Kirgisen. O. hieß ursprüng-
lich Orenburg und erhielt den jetzigen Namen erst
nach der Verlegung Orenburgs (s. d.).
Orsöva oder "Orschowa. 1) Alt-Orsova,
ungar. O-Orsova, rumän. Iiu8^a.v3,, Groß-Ge-
meinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (20390 E.)
imungar.Komitat Krassö-Szörö'ny, ander Mündung
der Cerna in die Donau, an der Linie Budapest-
Temesvär-Verciorova der Ungar. Staatsbahnen,
ist Hauptstation der Donau-Dampfschiffahrt und
Sitz eines Hauptzollamtes, hat (1890) 3564 meist
kath. deutsche E., darunter 1087 Griechisch-Orientali-
sche, eine Quarantäneanstalt und Korduangerberei.
O. ist wichtig für den Verkehr zwischen Deutschland,
Osterreich, Ungarn und den untern Donauländern.
Am Fuße des Berges Allion bei O. die Kronkapelle
über der Stelle, wo die ungar. Kroninsignien 1853
wiedergesunden wurden. - 2) Neu-Orsova, türk.
^äa. likied, alte verfallene, ehemals türk. Festung,
Alt-Orsova gegenüber, auf einer Donau-Insel, hat
3000 türk. E., eine kleine österr.-ungar. Infanterie-
besatzung, eine Moschee, ein türk. Kaffeehaus. -1716
wurde Ö. von den Österreichern erobert, denselben
1718 beim Friedensschluß abgetreten und die von
Kaiser Leopold I. angelegte Festung von Karl VI.
verstärkt; 1738 wurde dieselbe von den Türken vier
Wochen lang belagert und mußte 15. Aug. kapitu-
lieren. 1790 wurde sie von den Österreichern zurück-'
erobert, aber im Frieden von Sistova wieder an
die Türkei abgetreten. 1867 blieb bei der Räumung
der übrigen serb. Festungen mit der Zustimmung
Österreichs in O. türk. Besatzung, und erst der Friede
vonSanStefano bestimmte, daßdieFestung bis zum
3. Juni 1878 von den Türken zu räumen sei. Die
Türken übergaben den Platz der österr.-ungar. Regie-
rung 25. Mai 1878, worauf derselbe österr. Besatzung
erhielt. Oberhalb O. befindet sich am rechten (serb.)
Donaüufer, Orsova-Gradina gegenüber, "me Tra-
janstafel, zur Erinnerung an den ersten dacischen
Feldzug Trajans und die Erbauung der Straße längs
des Dönaudefile's 102 n. Cbr. errichtet.
Orfoy, Stadt im Kreis Mors des preuß. Reg.-
Bez. Düsseldorf, links am Rhein, hatte 1890:1904,
1895: 2121 E., darunter 965 Katholiken, Post, Tele-
graph, Reste der ehemaligen Festungswerke, evang.
Prüparandenanstalt, evang. und kath. Kirche; Tabak-
und Cigarrenfabrikation sowie Lachsfischerei. - O.,
ehemals zum Herzogtum Cleve gehörig, wurde von
den Spaniern 1598 unter Mendoza, 1614 unter
Spinola und 1672 von den Franzosen unter Lud-
wig XIV. genommen, der die Festungswerke schlei-
Örfoyseide, s. Seide. lfen ließ.
Oe?'st., hinter naturhistor. Benennungen Ab-
kürzung für Anders Sandöe Örsted, Sohn von
Hans Christian Örsted, geb. 1816 zu Rudkjöbing aus