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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Österley (Karl) - Ostern
wurde dann Schüler Matthäis in Dresden und
reiste 1825 nach Italien. 1829 habilitierte er sich
in Göttingen, wurde 1831 Professor der Kunstge-
schichte und gab mit O. Müller die "Denkmäler der
alten Kunst" heraus. Er ging hierauf nach Düssel-
dorf, um sich unter W. Schadow in der Malerei
auszubilden, und malte dann, nachdem er in Mün-
chen die Freskotechnik erlernt hatte, eine Himmelfahrt
Christi in der Schloßkirche zu Hannover. A. wurde
hieraus zum Hosmaler ernannt, mit der Bestimmung,
zwei Monate des Jahres Vorlesungen in Göttingen
zu halten. 1863 legte er jedoch sein Lehramt an der
Universität nieder, um sich zu Hannover ausschließ-
lich seiner künstlerischen Thätigkeit zu widmen. Er
starb 28. März 1891 in Hannover. Von Ö.s Wer-
ten sind hervorzuheben: Götz von Berlichingen zu
Heilbronn im Kerker (1826), Mdukinds Bekehrung
l1833), Die Tochter Iephthas (1835), Christus und
WM^^us (1844), Beatrice und Dante vor dem
Paradiese (1845), Lenore, nach Bürgers Ballade
(1847), Christus, die Kinder segnend; ferner Samuel
wird dem Tempeldienste übergeben (1850), Die
Mühseligen und Beladenen (1851), Christus am
Kreuz (1852), Die beiden Bräute (1854), Das er-
wachte Dornröschen (1861), Hans Memling im
Hospital zu Brügge von einer Nrsulinerin von sei-
nen Wunden gehellt (1865). Auch schuf er eine große
Anzahl von Bildnissen, so die des Königs Erlist
August und Georgs V. von Hannover.
Ksterley, Karl, Landschaftsmaler, Sohn des
vorigen, geb. 23. Jan. 1839 zu Göttingen, besuchte
die Polytechnische Schule zu Hannover und die Aka-
demie zu Düsseldorf, wo er Schüler von Bendemann
und Deger war. In Lübeck kopierte er 1865 Mem-
lings Altarbild im Dom und malte Partien an der
Wacknitz und Architekturen aus Lübeck. Die seit
1870 sich fast jährlich wiederholenden Studienreisen
nach Norwegen regten ihn zu einer Reihe von Bil-
dern aus der nordischen Landschaft an. Zu nennen
sind: Raftsund (1879; Museum in Breslau), Am
Saltenfjord (1882; Hamburg, Kunsthalle), Loden-
wand i 1885, Berliner Nationalgalerie), Wald-
weiher (Kunstsammlung in Hannover), Fischer im
Fjord (1892). Auch als Porträtmaler ist Ö. thätig.
1879 erhielt er auf der internationalen Kunstaus-
stellung in München die große goldene Medaille.
O. lebt seit 1885 in Vlankenese bei Hamburg.
Osterluzei, Pflanzenart, s. ^r^tolocliia.
Oftermann, Heinr. Joh. Friedr. (russ. Andrei
Iwanowitsch), Gras, rusj. Diplomat, geb. 30. Mai
1686 zu Bochum in Westfalen als Sohn eines Pre-
digers, studierte in Jena, floh wegen eines Duells
von dort nach Holland und trat 1704 in russ. Sec-
dienste. 1711 wirkte er wesentlich mit bei dem Unter-
nehmen der spätern Kaiserin Katharina I., Peter
d. Gr. aus seiner gefährlichen Lage am Pruth zu
befreien. Unter andern wichtigen Verträgen schloß
er den Frieden von Nystad 10. Sept. 1721 ab.
Peter d. Gr. erhob ihn zum Geh. Rat und in den
Freiherrenstand, die Kaiserin Katharina I. zum
Reichsvicekanzler und auf dem Sterbebette zum
Oberhofmeister ihres Regierungsnachfolgers Pe-
ter II. und zum Mitgliede des Regentschaftsrats
während dessen Minderjährigkeit. Die Kaiserin Anna
Iwanowna ernannte 0.1730 zum Grafen und ver-
traute ihm die Leitung des Ministeriums des Aus-
wärtigen an, die Regentin Anna Leopoldowna er-
nannte ihn zum Generaladmiral. Nach der Thron-
besteigung Elisabeths (1741) wurde er jedoch ver-
haftet, zum Tode verurteilt und erst aus dem Blut-
gerüst 27. Jan. 1742 zur Verbannung nach Sibirien
begnadigt, wo er 31. Mai 1747 zu Beresow starb.
Seine beiden Söhne, welche kinderlos starben,
adoptierten den Enkel ihrer an den General Tolstoi
verheirateten Schwester, der seitdem Ostermann-
Tolstoj hieß.
Oftermann-Tolstoj, Alexander Iwanowitsch,
Graf, geb. 1770, kämpfte 1790 mit Auszeichnung
in den Feldzügen gegen die Türkei und Polen. Als
unerschrockener Heerführer focht er 1806 und 1807
und besonders 1812 und 1813 gegen Frankreich,
und nahm rühmlichen Anteil an den Schlachten von
Borodino, Tarutino, Bautzen und besonders der
von Kulm (29. Aug. 1813), wo er an der Spitze des
Gardekorps einem doppelt stärkern Feinde (Mar-
schall Vandamme) widerstand und den linken Arm
verlor. Nach dem Frieden wurde er Befehlshaber
des Grenadierkorps und nahm 1825 seinen Abschied.
1831 machte er mit Fallmerayer eine Reise in den
Orient. Er starb 12. Febr. 1857 auf feiner Villa
Petit-Saconner am Genfer See. Bei Kulm wurde
ihm 1835 ein Denkmal errichtet.
Ostermesse des deutschen Buchhandels, s. Buch-
Ostermonat, s. April. Mndlermesse.
Ostern, Osterfest, das Fest der Auferstehung
Jesu (lat. ^68wm reLurrectioius). Die deutsche Be-
nennung O. kommt von einem altdeutschen heidn.
Feste (s.Ostara). Auch die Gebräuche der Ostereier
(s. Osterei), des Osterfeuers, des Osterwassers,
sowie die kirchlichen Ost erspiele im Mittel-
alter und ebenso die OsterMärchen, womit die
Geistlichen in jener Zeit von der Kanzel die Zuhörer
bis zum lauten Lachen (Ostergelächter, ii8U8
M8ebali8) zu belustigen pflegten, scheinen auf ur-
sprünglich heidn. Sitten zurückzudeuten. Das Oster-
fest ist das älteste von allen christl. Festen; es reicht
mit Pfingsten (s. d.), ebenso wie der Sonntag, bis
in die Zeit der Apostel hinauf, und wurde schon in den
ersten christl. Jahrhunderten durch besonders große
Feier ausgezeichnet. O. galt als die froheste Zeit
des ganzen Jahres, deshalb wurden zu O. von den
christl. Kaisern die Gerichtsverhandlungen eingestellt
und leichtere Verbrecher begnadigt; Sklaven wurden
von ihren Herren sreigclassen und Arme beschenkt.
Alle Arbeit ruhte. Die Festfeier wurde eingeleitet
durch die vorangehende Osterwoche (s. Karwoche),
in der täglich Gottesdienste gehalten, der Grün-
donnerstag (s. d.), Karfreitag (s. d.) und der Kar-
samstag (Osterabend, Großer Sabbat) aber als be-
sonders wichtige Fest- und Fasttage hervorgehoben
wurden. Eine höhere Wichtigkeit erhielt diese Woche
noch durch die Ausnahme der Neubekehrten in die
Gemeinde. Denn am Palmsonntage wurde den
Katechumenen das Apostolische Symbolum (s. d.)
übergeben, am Donnerstag legten sie es öffent-
lich als ihr Bekenntnis in der Kirche ab (daher
äi68 comMsiitiuin) und in der nächtlichen Vigilie
vor dem Ostertage wurden sie getauft. Mit dieser
besonders festlichen Ostervigilie, während deren
schon unter den ersten christl. Kaisern die Straßen
mit Fackeln und riesigen Wachskerzen taghell er-
leuchtet wurden, begann überhaupt die Freuden-
seier und man gab sich den Osterfreuden (vo-
miniem ZÄudia) um so freier hin, je drückender
man die Strenge des vorangegangenen Fastens
empfunden hatte. In der griech. Kirche wird die
Ostervigilie auch jetzt noch und zwar mit großer
Pracht gefeiert; sogar der Osterkuß (s. d.) hat sich