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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Österreich ob der Enns - Ostfriesische Küstenbahn

eine weitere Summe von 30 Mill. Frs. Durch Ankauf und Bau neuer Strecken erhielt das Netz bald eine große Ausdehnung und hatte 1890 eine mittlere Betriebslänge von 2852,9 km, wovon auf Österreich 1353,5 km entfielen. In der Börsensprache werden die Aktien der Ö. S. in Wien Staatsbahn, in Paris Autrichiens, in Berlin Franzosen genannt. Über Längen und Betriebsverhältnisse der noch im Besitz der Gesellschaft verbliebenen Bahnen s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen.

Österreich ob der Enns, Erzherzogtum, s. Oberösterreich.

Österreich unter der Enns, Erzherzogtum, s. Niederösterreich.

Österrisör oder Risör, Stadt im norweg. Amt Nedenäs, auf einem Vorgebirge zwischen Söndelelvfjord und Sandnosfjord schön gelegen, mit (1893) 3146 E.; Holzausfuhr und Schiffahrt.

Öster Sjön (spr. schön), schwed. Name der Ostsee (s. d.).

Osterspiele, dramat. Darstellungen der Auferstehung Christi, wahrscheinlich die älteste Art geistlicher Schauspiele in und außer Deutschland, wurzeln in einer kurzen dialogischen Stelle der Liturgie des Ostermorgens (nach Mark. 16). Dadurch, daß diese Sätze auf verschiedene Sprecher verteilt wurden, entstand der Keim einer dramat. Form: dem Gespräch des Engels mit den Frauen am Grabe schloß sich bald der Wettlauf der Apostel nach dem Grabe und die Erscheinung Christi vor Maria Magdalena, ebenfalls dialogisch behandelt, an. Aus den so angewachsenen lat. liturgischen Osterfeiern bildeten sich dann, den Rahmen der Liturgie und des Gottesdienstes sprengend, die O. aus, die immer länger und selbständiger und unter dem Einfluß der vagierenden Kleriker immer reicher mit burlesken Scenen ausgestattet wurden (so z. B. die salbenkaufenden Frauen beim Krämer, Teufelsberatungen u. a.). In diese zuerst drang die Landessprache ein, die allmählich im ganzen Spiele herrschend wurde. Die O. wurden namentlich seit dem 15. Jahrh. von den dramatisch dankbarern Passionsspielen (s. d.) verdrängt. Ein Osterspiel ist das Mysterium von Tours aus dem 12. Jahrh.; unter den deutschen sind das aus dem 13. Jahrh. stammende Spiel von Muri (abgedruckt in der "Germania", Bd. 8, S. 273), der Trierer "Ludus de nocte paschae" (hg. in Hoffmann von Fallerslebens "Fundgruben", Bd. 2, Bresl. 1837), das Innsbrucker Osterspiel (in Mones "Altdeutschen Schauspielen", Quedlinb. 1841) und das Wiener Osterspiel (in den "Fundgruben", Bd. 1, Bresl. 1830; Bd. 2, 1837) die ältesten, das Redentiner Spiel von 1464 (hg. von Mone im 2. Bd. der "Schauspiele des Mittelalters", Karlsr. 1846; von Ettmüller, Quedlinb. 1851; übertragen von Freybe, Brem. 1864) das weitaus beste. - Vgl. Milchsack. Die Oster- und Passionsspiele, Bd. 1 (Wolfenb. 1880); Lange, Die lat. Osterfeiern (Münch. 1887); Wirth, Die Oster- und Passionsspiele bis zum 16. Jahrh. (Halle a. S. 1889); Kummer, Erlauer Spiele (Wien 1882).

Eine Unterart der O. sind die Marienklagen, die die Klagen der Marien am Grabe in den Vordergrund stellen. - Vgl. Schönbach, Über die Marienklagen (Graz 1874).

Osterstade, s. Stedinger.

Osterstein, Schloß bei Gera (s. d.).

Osterstreit, s. Passahstreit.

Östersund, einzige Stadt der Provinz und des Läns Jemtland im nördl. Schweden, am östl. Ufer des Storsees, an der Bahn von Stockholm nach Throndhjem, durch eine Brücke (432 m) mit der Insel Frösön verbunden, hat (1893) 5788 E., Artilleriearsenal, hölzerne Häuser und Handel.

Östersunds Län, s. Jemtlands Län.

Ostervigilie, s. Ostern und Vigilien.

Osterwald, Gebirgszug in der Weserkette zwischen Leine und Hamel, im südl. Teil des preuß. Reg.-Bez. Hannover, hat Steinkohlengruben.

Osterwieck, Stadt im Landkreis Halberstadt des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Ilse und der O.-Wasserlebener Bahn (5,2 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt), hatte 1890: 5586 E., darunter 354 Katholiken, 1895: 6377 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, höhere Privatknabenschule, Präparandenanstalt, Wasserleitung; Fabriken für Zucker, Cigarren, Bleiweiß, Handschuhe und künstlichen Dünger sowie Ziegeleien. - Zu O., damals Seligenstadt (Saliganstedi) genannt, gründete Karl d. Gr. 780 ein Bistum, welches 804 nach Halberstadt verlegt wurde.

Oste-Schwinge-Kanal oder Elmer Schiffgraben, s. die Tabelle beim Artikel Schiffahrtskanäle.

Osteuropäische Zeit (O. E. Z.), s. Eisenbahnzeit.

Ostfalen, seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. vorkommender Name der östl. Abteilung der Sachsen (s. d.). Das ostfälische Gebiet reichte von der Lüneburger Heide bis zum Harz und zur untern Unstrut, im Osten bis zur Elbe und untern Saale, im Westen bis über Hildesheim hinaus. Dieses Gebiet hatte zum weitaus größten Teile zum Thüringischen Reiche gehört, bevor es 527 die Sachsen eroberten, und so ist denn der Stamm der O. aus der Verschmelzung dieser mit den eingeborenen Thüringern hervorgegangen. Die Eigenart der O. hat sich in der Mundart bis auf den heutigen Tag erhalten (s. Deutsche Mundarten). Ursprünglich ein Stammesname, bezeichnete der Name O. im spätern Mittelalter nicht ein Verwaltungsgebiet, wohl aber ein von Engern und Westfalen unterschiedenes Rechtsgebiet.

Ostfalkland, s. Falklandinseln.

Ostflandern, belg. Provinz, hat auf 3000 qkm (1892) 961907 E., d. i. 321 auf 1 qkm. 75000 E. sprechen nur vlämisch. Der Süden ist hügelig, nördlich der Lys und der Schelde ist das Land flach. Die Bodenkultur ist hoch entwickelt, besonders der Anbau von Weizen, Roggen, Klee und Rüben. Am fruchtbarsten ist das Land Waes im NO. Von der erwerbthätigen Bevölkerung sind 31 Proz. in der Industrie und zwar fast ausschließlich in Spinnerei, Weberei und Spitzenklöppelei thätig. Hauptadt ist Gent; wichtig sind Eecloo, Aelst, Oudenaarde, Lokeren und St. Nicolas. Geschichte s. Flandern.

Ostfrancien, das fränk. Austrasien (s. d.).

Ostfranken, im frühern Mittelalter soviel wie Austrasien; nach dem Vertrag von Verdun 843 Deutschland (Ostfränkisches Reich) im Gegensatz zu Frankreich; später das Herzogtum Franken am Main im Gegensatz zu Rheinfranken. - Vgl. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reichs (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1887-88).

Ostfränkisch, s. Deutsche Mundarten.

Ostfriesische Küstenbahn, preuß. Staatsbahn (Nebenbahn) von Emden über Norden nach der oldenb. Landesgrenze bei Jever, mit Abzweigung von Georgsheil nach Aurich (87 km), 1883 eröffnet. Eine später erbaute, 5,7 km lange Zweigbahn verbindet Norden mit Norddeich (15. Juni 1892 eröffnet).