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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ostrog; Ostrogosh; Ostrolenka; Oströmisches Reich; Ostrov; Ostrow; Ostrowo; Ostrowsk; Ostrowskij; Ostrumelien

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Ostrog – Ostrumelien

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ostritz'

und Kürschnerei. 1 km südlich davon das Kloster Marienthal (s. d.).

Ostróg. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gouvernements Volhynien, im Gebiet des Gorynj, hat 3066 qkm, 146383 E., Getreide-, besonders Weizenbau, bedeutende Rindvieh- und Schafzucht, Branntweinbrennereien und Brauereien. –

2) Kreisstadt im Kreis O., an der Mündung der Wilija in den Gorynj, hat (1893) 15238 E., darunter gegen 10000 Israeliten, 4 russ., 1 kath. Kirche, 3 Synagogen, 15 israel. Bethäuser, Mädchenprogymnasium, Mittelschule für Knaben, Lehrerseminar; Tuchfabriken, Handel mit Getreide, Wolle, Häuten, Bauholz. – O. war die Hauptstadt eines Fürstentums. Der Fürst Konstantin Ostroshskij legte in O. eine hohe Schule an, sowie eine Druckerei, aus der 1581 die berühmte kirchenslaw. Ostroger Bibelausgabe hervorging. (S. Kleinrussische Litteratur.)

Ostrogósh. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Woronesch, rechts am Don, hat 8080,6 qkm, 271249 E.; Getreide-, Zuckerrüben-, Tabakbau, Rindvieh- und Schafzucht, Branntweinbrennereien, Ölmühlen, Gerbereien und Gewinnung von Kreide. –

2) O., im Volksmunde Rybnyj, Kreisstadt im Kreis O., an der Tichaja Sosna, hat (1890) 8188 E., Post, Telegraph, 10 Kirchen, Progymnasium, Stadtbank; Talg-, Tabak-, Seifefabriken, lebhaften Handel mit Getreide, Vieh und Landesprodukten.

Ostrolénka. 1) Kreis im westl. Teil des russ.- poln. Gouvernements Lomsha, im N. an Ostpreußen grenzend, im Gebiet des Narew, hat 1620 qkm, 68258 E., Torf, Bernstein; Ackerbau, Jagd und Fischerei. –

2) Kreisstadt im Kreis O., am Narew und an der Narew-Eisenbahn (Lapy Malkin), Sitz des Kommandos der 6. Infanteriedivision und deren 1. Brigade, hat (1893) 7789 E., in Garnison das 21. und 22. Infanterieregiment, die 11. reitende Batterie und das 16. Kavallerieregiment, Post, Telegraph, 2 kath. Kirchen, Synagoge, Bernsteinfabrik. – Bei O. siegten 16. Febr. 1807 die Franzosen über die Russen; 26. Mai 1831 die Russen über die Polen unter General Skrzynecki, wobei das 4. poln. Infanterieregiment fast ganz aufgerieben wurde.

Oströmisches Reich, s. Byzantinisches Reich.

Ostrov, Stadt, s. Schlackenwerth.

Ostrow. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Pskow, im Gebiet der Welikaja, hat 4973,9 qkm, 143980 E.; Flachs-, Ackerbau, Waldindustrie. –

2) Kreis im südl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Lomsha, nördlich am Bug, hat 1564 qkm, 77140 E.; Ackerbau und Viehzucht. –

3) O., auch Ostrowsk, Kreisstadt im Kreis O. 1, an der Welikaja und an der Eisenbahn Petersburg-Warschau, hat (1891) 4964 E., Post, Telegraph, 7 Kirchen, Ruinen einer alten Festung; Handel mit Holz, Getreide und Flachs. –

4) Kreisstadt im Kreis O. 2, an der Grzybowka und an der Nareweisenbahn (Lapy-Malkin), hat (1890) 8380 E., Post, Telegraph, kath. Kirche; Tabakfabrik und Fabrikation von sog. Ostrower Wasser (eine Art Kölnischen Wassers).

Ostrowo. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Posen, hat 414,26 qkm und 1890: 32787, 1895: 34792 (16741 männl., 18051 weibl.) E., 1 Stadt, 53 Landgemeinden und 39 Gutsbezirke. –

2) Kreisstadt im Kreis O., an den Linien Posen-Kreuzburg, Skalmierzyce-O. (16,5 km) und der Nebenlinie Lissa-O. (96,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht ↔ Posen) mit 8 Amtsgerichten (Adelnau, Jarotschin, Kempen, Koschmin, Krotoschin, O., Pleschen, Schildberg), eines Amtsgerichts, Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hatte 1890: 9718 E., darunter 3328 Evangelische und 1080 Israeliten, 1895: 10328 (5257 männl., 5071 weibl.) E., Postamt erster Klasse, Telegraph, in Garnison das 3. Bataillon des Füsilierregiments von Steinmetz Nr. 37 und die 3. Eskadron des Ulanenregiments Kaiser Alexander III. von Rußland Nr. 1, kath. und evang. Kirche, Synagoge, Gymnasium, höhere Mädchen-, drei Bürgerschulen, Fortbildungsschule, Sparkassen, Vorschußverein, Darlehnskasse und bedeutenden Handel, besonders mit Getreide. –

3) O. (Ostrau), Pädagogium bei Filehne (s. d.).

Ostrowsk, russ. Stadt, s. Ostrow.

Ostrowskij, Alexander Nikolajewitsch, russ. Dramatiker, geb. 12. April (31. März) 1823 in Moskau, studierte daselbst die Rechte, aber ohne seine Studien zu beenden (1843), und wurde Kollegienregistrator am Moskauer Handelsgericht. Er starb 14. (2.) Juni 1886. Von Kindheit an (O.s Vater, ein verabschiedeter Beamter, war für die Kaufleute als Rechtskonsulent thätig) mit dem Leben und den Sitten des russ. Kaufmannsstandes bekannt, verarbeitete er 1847 diese Eindrücke in Feuilletons: «Scenen aus dem Moskauer Kaufmannsleben» und «Skizzen aus dem Moskauer Kaufmannsviertel» («Sceny iz zamoskvorĕckoj žizni» und «Očerki Zamoskvorĕčja») und 1850 in seinem ersten und berühmten Schauspiel «Wir werden schon alles unter uns abmachen» («Svoi ljudi–sočtemsja»), dem eine ganze Reihe anderer, dem Kaufmannsleben entnommener Werke folgten: «Die arme Braut» (1852), «Schuster bleib bei deinem Leisten» (1853), «Armut ist keine Schande» (1854), «Man kann nicht immer so wie man will» (1855) u.a. Das höhere Beamtenleben behandelt «Eine einträgliche Stelle» (1857), das Leibeigentum «Die Pflegetochter» (1859); wieder dem Kaufmannsleben entnommen ist das berühmte Drama «Das Gewitter» (1860), das den Untergang einer Frau im Kampf gegen die sie knechtenden traditionellen Verhältnisse schildert. Weniger Bedeutung haben die histor. Dramen («Chroniken») in Versen und die kleinern Scenen aus dem Kaufmannsleben. In der letzten Periode seines Schaffens war O. in mehrern Stücken Mitarbeiter seines Schülers N. Solowjew, z. B. im Lustspiel «Die Wilde». (Vgl. Dramatische Werke A. N. O.s und N. J. Solowjews, Petersb. 1881.) Seine sämtlichen Werke erschienen in 10 Bänden (Petersb. 1885).

Ostrumelĭen, eine durch den Berliner Kongreß (s. d.) 1878 geschaffene autonome Provinz der Türkei, die im obern Thrazien zwischen Balkan, Rhodope und der Küste des Schwarzen Meers gelegen ist. (S. Bulgarien und die Karte Balkanhalbinsel, Bd. 2, S. 330.) Die Hauptstadt sollte Philippopel sein, die Verwaltung einem christlichen, von der Pforte mit Zustimmung der Großmächte stets auf fünf Jahre ernannten Generalgouverneur übertragen werden. Von Okt. 1878 bis Mai 1879 verwaltete die Provinz als Generalgouverneur der russ. General Stolypin, von Mai 1879 bis Mai 1884 Fürst Alexander Vogorides (s. d.), seitdem Gabriel Krestowitsch (Gavril Pascha). Die Pforte bezog drei Zehntel der Landeseinkünfte und einen Anteil des Ertrags der Zölle. Der durch den Frieden zu San Stefano bereits verwirklichte, durch den Berliner Kongreß wieder vereitelte Gedanke einer Vereini-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 767.