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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Otto Heinrich (Pfalzgraf bei Rhein) - Otto (Paul)
Otto Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, geb. '
10. April 1502, Sohn Pfalzgraf Ruprechts und
Enkel Georgs des Reichen von Bayern, erhielt, früh
verwaist, mit seinem Bruder Philipp 1505 die sog.
junge Pfalz sin Schwaben und auf dem Nordgau),
deren Regierung sie 1522 übernahmen. Als Philipp
tief verschuldet 1541 zurücktrat, übernahm O. H.
dessen Schulden, während zugleich sein übertritt
zur Reformation (1542) ihn der von Bayern zu-
gesagten Unterstützung beraubte. Im Schmalkaldi-
schen Kriege ward das Fürstentum vom Kaiser mit
Beschlag belegt; doch ließ sich O. H. nicht zum Ver-
zicht auf seine Rechte der Nachfolge in der Kur be-
wegen. Der Passauer Vertrag gab ihm sein Land
zurück, und der Tod Friedrichs II. 1556 brachte ihm
die Kurwürde. Da seine Ehe mit Susanna von
Bayern, Witwe des Markgrafen Kasimir, tinderlos
blieb, ordnete er 1557 die Nachfolge in der Kur zu
Gunsten der Linie Simmern. O. H. hat die Uni-
versität Heidelberg im prot.-humanistischen Geist
umgestaltet und in großartiger Weise wissenschaft-
liche und künstlerische Bestrebungen unterstützt. (S.
Heidelberger Schloß.) Er starb 12. Febr. 1559. -
Vgl. Salzer, Beiträge zu einer Biographie O. H.s
(Heidclb. 1886).
Otto von Bamberg, der Heilige, der "Apostel
der Pommern", geb. um 1060 aus adliger Familie
in Schwaben, wurde Kaplan und Geheimschreiber
des Herzogs Wladislaws I. Hermann von Polen und
trat später in die Dienste König Heinrichs IV., wurde
1101 dessen Kanzler, 1102 Bischof von Vamberg.
Auf Bitten des Herzogs Bolesiaw III. von Polen
ging 0.1124 nach Pommern, predigte überall das
Christentum und setzte den Kaplan Ädalbert in In-
lin als Bischof von Pommern ein. 1128 machte er
eine zweite Missionsreise durch Pommern. O. starb
30. Juni 1139 in Vamberg und wurde 1189 ka-
nonisiert. Sein Tag ist der 2. Juli. 1824 ließ ihm
Friedrich Wilhelm III. von Preußen am Ottobrnn-
nen bei Pyritz ein Denkmal setzen. Die ältesten
Quellenschriften über O. finden sich unter dem Titel
"NonumLntll LainI)6rß'6ii8M" in Iasfe's "IMIio-
tkßca i-61'uin L6i'manicai'um ", Bd. 5 (Berl. 1869). -
Vgl. I. A. Zimmermann, Der heilige O., Bischof
von Bamberg (Freib. i. Br. 1875); Friedrich, Die
polit. Thätigkeit des Bischofs O. (Königsb. 1881);
Looshorn, Der heilige Bischof O. (Münch. 1888);
Maskus, Bischof O. I. von Bamberg als Bischof,
Neichsfürst und Missionar (Dissertation, Vresl.
1889); Iuritsch, Geschichte des Bischofs O. von
Bamberg (Gotha 1889). lOtto von.
Otto von Botenlauben, s. Botenlauben,
Otto von Freising, Geschichtschreiber, Sohn
des Markgrafen Leopold IV. von Osterreich und der
Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV., trat in den
geistlichen Stand, widmete sich in Paris den Studien,
trat dann zu Morimont in Burgund in den Cister-
cienserorden und wurde Abt dieses Klosters. Bald
nachher traf ihn (1137) die Wahl zum Bischof von
Freising, welches Bistum er bis an seinen Tod,
22. Sept. 1158, verwaltete. Durch eine allgemeine
Geschichte ("Chronik") bis 1146, die von Otto von
Et. Vlasien bis 1209 fortgesetzt wurde, sowie
durch eine Geschichte Kaiser Friedrichs I. bis 1156,
die Rahewin bis 1160 fortsetzte, erwarb sich O. nnter
"den deutschen Historikern des Mittelalters einen
ehrenvollen Rang. Hinsichtlich der kunstvoll ausge-
arbeiteten Form und der pbilos. Beherrschung und
Durchdringung des Stoffs steht er hoch über den
gewöhnlichen Chronisten, während die Genauigkeit
seiner Angaben zu wünschen übrigläßt. Die erste
kritische Ausgabe beider Werke in den "Nonumsnta
H6rinkllia6 Ki8t0rica. 8cript0r68", Bd. 20 (Hannov.
1868), besorgte 3öilmans; ein Abdruck davon ersckien
als "()tt0ni8 episcopi?i'i8inF6N8j8 oper"," (2 Bde.,
ebd. 1867), die "<368ta lriäeiici imp6i'Htoi'i8" mit
Rahewins Fortsetzung in neuer Ausgabe durch Waitz
(ebd. 1884). H. Kohl gab eine Übersetzung des 6. und
7. Buchs der Chronik (Lpz. 1881; 2. Ausg. 1894)
und der Thaten Friedrichs (ebd. 1883; 2. Ausg. 1894).
- Vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen
im Mittelalter, Bd. 2 (6. Aufl., Verl. 1894).
Otto, Iul., Komponist, geb. 1. Sept. 1804 zu
Königstein in Sachsen, besuchte 1814-22 die Kreuz-
schule in Dresden, wo ihn Christian Theodor Wein-
lig in der Musik unterrichtete, und 1822-25 die
Universität Leipzig. Dann wurde er Musiklehrer
in Dresden und war 1830-76 Kan^ an der dor-
tigen Krcuzkirche. Er starb 5. März 1877 in Dres-
den. Sein Denkmal (Bronzebüste von Gustav Kietz)
vor der Kreuzschule zu Dresden wurde 1886, ein
zweites Denkmal 1887 in O.s Geburtsstadt enthüllt.
O. hat sich hauptsächlich um den deutschen Männer-
gesang verdient gemacht, indem er sehr glücklich den
Volkston traf, ohne trivial zu werden. Besonderer
Beliebtheit erfreuten sich die humoristischen Kom-
positionen "Gesellen- und Vurschenfahrten" und
"Die Mordgrundbruck". Die ernsten Oratorien
"Hiob", "Der Sieg des Heilands" und "Die Feier
der Erlösten am Grabe Jesu" fanden weniger Ver-
breitung und gelangten, wie seine zahlreichen kirch-
lichen Kompositionen, nicht in den Druck.
Otto, Karl, Ritter von, prot. Theolog, geb. 4. Okt.
1816 zu Icna, wo er studierte, sich 1844 habilitierte
und 1843 außerord. Professor wurde. Er folgte 1851
einem Rufe als ord. Professor der Kirchengerichte
an die evang.-theol. Fakultät zu Wien, wurde 1869
Regierungsrat und 1871 in den erblichen Ritterstand
erhoben, trat 1887 in den Ruhestand und lebt seit
1890 in Dresden. Seine krit. - exegetische Ausgabe
des Iustinus Martyr (Jena 1842-46: 3. Aufl. 1876
-81) bildet die ersten fünf Bände seines Haupt-
werkes, des "001PU3 ^p0i0A6tlU UM cIN'i3tilM0!'UIN
8Ä6cuIi 8ecunäi", dessen sechster bis neunter Band
den Tatianus (1851), Athenagoras (1857), Theo-
philus (1861), Hermias und die übrigen Apologeten
(1872) umfassen. Von seinen andern Arbeiten sind
hervorzuheben: "Ve Npi^ola ad DioFnewm" (Jena
1845; 2. Aufl., Lpz. 1852), "Zur Charakteristik des
heil. Iustinus" (Wien 1852), "Des Patriarchen
Gennadios Konfession. Kritisch untersucht und
herausgegeben" (ebd. 1864), "De ßiaclidu8 in tkeo-
loFia" (ebd. 1871) und "Geschichte der Reformation
im Erzherzogtum Österreich unter Kaiser Marimi-
lian II." (ebd. 1889). Als Präsident der 1879 ge-
gründeten Gesellschaft für die Geschichte des Pro-
testantismus in Österreich leitete er 1880-90 die
Herausgabe ihres "Jahrbuchs" (Wien).
Otto, Paul, Bildhauer, geb. 3. Aug. 1846 in
Berlin, besuchte die dortige Akademie und das
Atelier von K. Vegas, erhielt einen Preis bei der
Konkurrenz für das Wiener Tegetthoff-Monument
1873 und damit die Mittel zu einer ital. Reise,
welche sich indes in einen 13 Jahre dauernden röm.
Ausenthalt verwandeln sollte. Zunächst beschäftigte
sich O. in Rom mit der Gruppe Kentaur und
Nymphe (1874), Leda und Jupiter l1876) und mit
dem Denkmal Wilhelm von Humboldts (Marmor-