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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oxenstjerna (Joh. Gabriel, Graf) - Oxford (Grafschaft und Stadt) 793
in den großen Krieg. Durch franz. und engl. Ver-
mittelung schloß er 1629 mit Polen den sechsjährigen
Waffenstillstand in Stuhmsdorf ab, wodurch es
Gustav Adolf möglich wurde, in Deutschland vor-
zudringen. Als der Kriegsschauplatz in das Herz
von Deutschland verlegt worden war, wurde O. mit
unbeschränkter Vollmacht in allen Staats- und
Militärangelegenheiten am Nhein versehen und
nahm sein Hauptquartier in Mainz.
Auf die Nachricht vom Tode des Königs bei
Lützen (16. Nov. 1632) ging O. nach Dresden und
Berlin, um die Maßregeln wegen Fortsetzung des
Krieges zu verabreden. Hierauf versammelte er die
Stände des schwäb., frank., ober- und niederrhein.
Kreises zu einem Kongreß in Heilbronn (1633) und
wurde hier als Direktor des evang. Bundes aner-
kannt. Nach der Schlacht bei Nördlingen (6. Sept.
1634) ging er nach Frankreich und Holland, um
beide Mächte zur Teilnahme an der Sache der
Evangelischen zu gewinnen, fand aber bei seiner
Rückkehr den Frieden zu Prag, worin der Kurfürst
von Sachsen der Sache des Kaisers beigetreten
war, als vollendete Thatsache vor. O. wußte auch
unter diesen Umständen die Angelegenheiten seiner
Partei zu sichern und kehrte darauf 1636 nach
Schweden zurück. Er legte die ihm anvertraute Ge-
walt nieder und nahm seinen Sitz im Senat ein als
Kanzler des Reichs und einer der fünf Vormünder
der Königin Christine, die er in die Regierungs-
geschäfte einführte. 1645 leitete er die Unterhand-
lungen mit Dänemark zu Brömsebro (s. d.). Nach
der Rückkehr erteilte ihm die Königin die Grafen-
würde. Er starb 28. Aug. 1654. O. gehört zu den
bedeutendsten Staatsmännern Schwedens. Die
Verwaltungsgesetze, die er entwarf und die 1634
von den schwed. Ständen angenommen wurden,
galten für ein Meisterwerk der Staatskunst. Sein
großes, für den Dreißigjährigen Krieg besonders
wichtiges Archiv wurde 1848 vom Staate erworben.
Durch die Akademie der Geschichte und Altertümer
werden seit 1888 "Ili1c3i<an3i6r6n^x6i0x6N8ti6llia3
8klilt6i- ock Li-6tv6x1inS" herausgegeben. - Sein
jüngerer Sohn Erich O., geb. 13. Febr. 1624, wurde
nach dem Tode des Vaters Reichskanzler, starb aber
schon 23. Okt. 1656 in Frauenburg in Prenßen. -
Vgl. E. Fries, Nrick 0. (Stockh. 1889).
Oxenstjerna (spr. -scherna), Joh. Gabriel, Graf,
schwed. Dichter, geb. 4. Juli 1750 zu Skenäs (Söder-
manland), betrat nach absolvierten Universitäts-
studien 1768 die diplomat. Bahn, war 1770-74 Lc-
gationssekretär in Wien und dann Kabinettssekretär,
ward 1786 zum Reichsrats- und Kanzleipräsidenten
aä interim, 1789 zum Obermarschall und 1792 zum
Reichsmarschall ernannt. Der Schwedischen Aka-
demie gehörte er seit ihrer Stiftung (1786) an. Er
starb 29. Juli 1818 zu Stockholm. In O.s Ge-
dichten ("3anüaä6 skritter", 5 Bde., Stockh. 1805
-26; neue Aufl., 3 Bde., ebd. 1836-42) sind be-
sonders die Idyllen ("DaF6N8 8tunä6r", "3Icöi'-
äai-ne"), Epigramme und Episteln gelungen; auch
lieferte er treffliche Übersetzungen von Milton und
Tasso. O. verstand es, in glänzendem, aber auch
elegischem Farbenschmelz den vaterländischen Him-
mel und das vaterländische Volks- und Landleben
zu schildern. - Vgl. C. D. af Wirsw, Niuno at'
skaläen, ri1v3iHÄi-8iiHläen Fi-6lv6 ^. (^. 0. (1885).
Oxford, Bezeichnung für den untern Teil des
Malms (s. d.) oder weißen Juras, namentlich in
England und im nordwestl. Deutschland. Meist ver-
schiedenartige Kalksteine setzen ihn zusammen; von
Petrefakten finden sich in ihnen namentlich zahlreiche
Ammoniten, Brachiopoden und Korallen.
Oxford. 1) Grafschaft im mittlern England,
zwischen Warwick, Northampton, Buckingham, Berk-
shire und Gloucester gelegen, mit (1891) 185938 E.
auf 1957 hkin. O. wird im S. von dem Oberlauf
der Themse (Isis) begrenzt und von kleinen Flüssen
durchschnitten, von denen die Cherwell und die
Thame die wichtigsten sind. Unter den Kanälen
ist der 140 km lange Oxford- und Virmingham-
kanal, welcher den Trent mit der Themse verbin-
det, wichtig. Hauptprodukte sind Weizen, Gerste,
.haser, Rüben, Obst und Gartenfrüchte und die Er-
zeugnisse der Viehzucht. Die Industrie ist unbe-
deutend. Die Grafschaft schickt drei Mitglieder ins
Parlament. - 2) Hauptstadt der Grasschaft O.,
Municipal-County- und Parlamentsborough sowie
Bischofssitz und erste Universi-
tätsstadt Englands, liegt in einer
im S., O. und W. von Hügeln be-
grenzten, nach N. offenen, wasser-
reichen Ebene, an der Mündung
der Cherwell in die Themse. Den
Hauptzugang von O. bildet die
über den Cherwell führende, etwa
1740 erbaute und seitdem er-
weiterte Magdalenenbrücke, wäh-
rend der Bahnhof der Great-Western-Eisenbahn
nebst einer Zweigstation der London-and-North-
Western - Bahn in die reiüose Umgebung des
Westens einmünden. Die Stadt zählt (1891)
45 741 E., die ihren Erwerb hauptsächlich in der
Universität finden und derselben den sünften Teil
der Vertretung im Stadtrate einräumen. Die wich-
tigsten Straßen sind: High-Street, Vroao-Street
und St. Giles. .hier liegen die meisten College-
gebäude und Kirchen, die O. den Charakter einer
mittelalterlichen Stadt verleihen. Unter den letztern
sind besonders schön die Kathedrale, zugleich Kapelle
für Oki-iät (^urcii (^olIsFs, im Übergangsstil des
12. Jahrh., durch Kardinal Wolsey umgebaut, jetzt
restauriert, mit Glasgemälden von Burne Iones, den
Gräbern Berkeleys und Puseys, die frühengl. I^äv
OIiHpsi und Kapitelhaus, dann 8t. Nar)s (Hurcii
(zweite Hälfte des 15. Jahrh.) mit Turm von 1300
und südl. Vorhalle von 1637, 8t. ?6ter in tk?
I^a8t mit normann. Krypta und Chor, 8t. NicIiN6i'8
Oimi-cii mit Turm der alten Stadtmauer und
(Hurcii ol 3t. ^läaw (14. Jahrh., später umgebaut)
in got. Stile. Vor 8t. Nai^ Nl^äalOn Okurck er-
hebt sich zum Andenken an die 1555 und 1556 ver-
brannten Cranmer, Latimer und Nidley seit 1841
das got. Nart^iZ' Nßiuoi-iai. Unter den ^oiieZe"
selbst sind als Bauwerke hervorragend: (^Iii-ist
Okurck, von Wolsey begonnen, mit eichengeschnitz-
ter Halle (worin wertvolle Porträte); verton (loi-
I6^6 (1417 - 24) mit seiner Kapelle und Biblio-
thek, Oriel ^0116^6, 1630-37 erbaut, ferner N(^v
OoiieAE mit seinen fast ganz unverändert erhalte-
nen Gebäuden vom Ende des 14. Jahrh., 8t. Nar?
Na^äHieii O0II6F6 (1474-81) mit Turm, die Hose
und Thorweg von ^11 8oul3, die frühgot. Kapelle
und Halle von Nxetei- ^oiis^s, Valliol (^oiie^s
(15. Jahrh.), teilweise restauriert und erweitert.
Neuere Bauten, aber auch durchweg von hohem
architektonischem Werte, sind Teile von Oorpus
Otii-izti (1706), von Li-H8"no86 (^olle^ (17. Jahrh.),
Ivedift (^011636 (aus buntem Backstein, 1868-70),