Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Paësiello; Paēz; Pafēse; Päffchen; pag.; Paganalĭen; Paganīni; Paganismus; Pagăsä; Pagat; Page

806

Paesiello - Page (Diener)

Musikdirektor an der Italienischen Oper in Paris, welche Stelle er auch nach dem Sturze Napoleons behielt. 1832 ward er Dirigent der neu organisierten Privatmusik Ludwig Philipps. Er starb 3. Mai 1839. Von seinen zahlreichen Opern sind hervorzuheben: «Sofonisba», «Griselda», «La Donna cambiata, ovvero il calzolajo» (in Deutschland als «Der lustige Schuster» bekannt), «I fuorosciti», «Camilla», «Sargino» (sein bedeutendstes Werk) und «Achille».

Paësiello, s. Paisiello.

Paēz, José Antonio, Präsident von Venezuela, geb. 13. Juni 1790 in dem Flecken Aragua unweit Nueva-Barcelona, stammte von indian. Eltern, kämpfte im Unabhängigkeitskriege gegen die Spanier und entschied in der Schlacht bei Carabobo 1821 den Sieg, der die Unabhängigkeit der neuen Republik sicherte, die sich Columbia nannte. Auf Bolivar eifersüchtig, stellte er sich an die Spitze der Bewegung gegen die Centralregierung und wurde nach der Trennung Venezuelas von Columbia (1830) Präsident der neuen Republik Venezuela. 1835 legte er seine Würde nieder, wurde aber 1839 von neuem gewählt und erwarb sich in dieser Stellung bis 1843 die größten Verdienste. Bei dem Ausbruch des Krieges zwischen den Farbigen und Kreolen 1846 wurde P. zum Diktator ernannt. Er ließ nach der Beendigung des Krieges (Jan. 1847) Monagas zum Präsidenten wählen, vor dessen Gewaltthätigkeiten er aber 1848 fliehen mußte. Bald kehrte er zurück, wurde gefangen genommen und erst 1850 freigegeben; darauf lebte er meistens in Neuyork, wurde 1861 zurückgerufen und zum Oberbefehlshaber der Truppen ernannt. Er geriet jedoch mit dem Präsidenten Gual in Konflikt, so daß er nebst den Ministern seine Entlassung nahm. Dieser Rücktritt zog eine Volksbewegung zu seinen Gunsten nach sich, und P. übernahm im Aug. 1861 die Präsidentschaft mit diktatorischer Gewalt, sah sich aber alsbald genötigt, selbst auf Leben und Tod mit der Revolution zu kämpfen. P. mußte 23. April 1863 mit den Föderalisten zu Coche bei Caracas einen Waffenstillstand und Vertrag schließen, infolgedessen er 15. Juni 1863 die Präsidentschaft niederlegte und nach Neuyork zurückkehrte, wo er 6. Mai 1873 starb. – Vgl. Autobiografia del General José Antonio P. (Neuyork 1867).

Pafēse, s. Setztartsche.

Päffchen, soviel wie Bäffchen (s. d.).

pag., Abkürzung für page (frz.) oder pagina (lat.), Seite.

Paganalĭen, im alten Italien ein nach der Winteraussaat im Januar gefeiertes bewegliches Fest der alten Gauverbände (pagi). An demselben wurde der Tellus, später der mit ihr zusammen verehrten Ceres ein trächtiges Schwein geopfert, und die Bewohner der zusammengehörigen Fluren versammelten sich zu ausgelassener Lustbarkeit.

Paganīni, Niccolò, Violinvirtuos, geb. 27. Okt. 1782 zu Genua, wurde von seinem Vater und Giov. Servetto, später von Giacomo Costa unterrichtet. Bei letzterm machte er so glänzende Fortschritte, daß er im Alter von 9 J. öffentlich auftreten konnte. Die höhere Ausbildung auf seinem Instrument erhielt er etwa vom 11. Jahre an durch Aless. Rolla in Parma, wo er auch bei Ghiretti Kompositionsstudien machte. 1797 ließ er sich, in Begleitung seines Vaters, in den bedeutendsten Städten der Lombardei als Virtuos hören. 1799 kam er allein nach Lucca, wo er bei einem am St. Martinstage abgehaltenen Musikfeste den Grund zu seinem Rufe in Italien legte. Seitdem reiste er, Konzerte gebend, in Italien umher. 1805 gelangte er wieder nach Lucca, wo er an der Hofkapelle als erster Soloviolinist angestellt wurde. In dieser Zeit entwickelte sich seine Vorliebe für die G-Saite und das Bestreben, dieser alle nur möglichen Vorteile abzugewinnen. Im Sommer 1808 verließ er Lucca und streifte nun 19 Jahre lang in Italien herum. Einen europ. Ruf erlangte P. erst seit 1828, als er Italien verließ. Er ging zuerst nach Wien und bereiste dann Deutschland, durch die Originalität seiner äußern Erscheinung, die ungeahnte Höhe seiner Virtuosität und die Neuheit seiner Effekte überall das größte Aufsehen erregend. Auch bei seinem Besuche in Paris im März 1831, auf seinen Reisen in Großbritannien und Irland, in den franz. Provinzen, in Belgien und Holland erregte er grenzenlosen Enthusiasmus. Mit Reichtümern beladen kehrte P. 1834 nach Italien zurück. Hier kaufte er in der Nähe von Parma die Villa Gajona an. P. starb an der Kehlkopfschwindsucht 27. Mai 1840 zu Nizza. Seine Kompositionen, die als Widerspiegelung seiner enormen Virtuosität und der durch ihn ersonnenen neuen Effekte von Interesse sind, erschienen meist erst nach seinem Tode. Sie bestehen in Konzerten, Variationen (darunter «Der Karneval von Venedig») sowie in Capricen und Etüden. Einen Teil der letztern haben Liszt und Brahms für Klavier bearbeitet. P.s berühmte Geige (von Joseph Guarneri) wird in Genua aufbewahrt. – Vgl. die Biographien von Schottky (Prag 1830), Bruni (1873) und A. Niggli (Lpz. 1882). ^[Spaltenwechsel]

Paganismus (lat., von pagus, Dorf, davon pagānus, Dorfbewohner), Bezeichnung für Heidentum, eigentlich soviel wie Bauernreligion (s. Heiden).

Pagăsä, im Altertum Stadt in Thessalien, im innersten nördl. Winkel des danach benannten Meerbusens (Golf von Volos). Von hier sollten die Argonauten ausgefahren sein. In röm. Zeit war P. blühende Hafenstadt des westlich, landeinwärts gelegenen Pherä. Bedeutende Mauerreste dieser Periode jetzt bei dem Orte Volo.

Pagat (Bagat, ital.), im Tarokspiel der erste der 21 Taroks oder Trümpfe.

Page (frz., spr. pahsche; mittellat. pagius; von dem grch. paidion, Diminutivum von pais, Diener). Schon die Römer hielten sich schöne Knaben, Sklaven, zu ihrer Bedienung, die, leicht und üppig gekleidet, namentlich bei der Tafel aufwarteten. Im Mittelalter ging die Sitte, die unmittelbare Bedienung von Fürsten, Vornehmen und Damen zum Teil Knaben zu übertragen, von einer andern Grundlage aus. Mit dem Dienste verband sich zugleich die Erziehung und Ausbildung. Aus diesem Grunde brachte nicht allein der niedere Adel seine Söhne auf die Burgen und an die Höfe der Großen, es wurde vielmehr, um überhaupt die Ritterwürde zu erlangen, erforderlich, eine Lehrzeit, erst als P. (oder Diener, varlet oder valet in Frankreich), dann als Knappe (s. d.) durchzumachen. Der P., der gewöhnlich nach dem siebenten Lebensjahre eintrat, lernte die Erfordernisse seines künftigen Standes, den Waffendienst und die höfische Sitte. Mit dem Aufhören des Rittertums und seit der Veränderung im Hofwesen durch das moderne Ceremoniell und eine ausgebildete Gliederung der Hofdienerschaft hat auch das Pagenwesen einen andern Charakter angenommen. Während im 18. Jahrh. in den meisten Staaten Pagenschulen bestanden, in denen die Söhne adliger Familien erzogen wurden und gleich- ^[folgende Seite]