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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paläophytologie - Palaeornis
Farnart No^tei-is Noiiori ^"^., ebenfalls dem
Silur angehörend, dürfte kaum als richtig gedeutet
gelten. Im Devon, besonders aber in der Stein-
kohle und der Dyas, gelangte die Pflanzenwelt zu
höherer Entwicklung, und es sind aus dieser Zeit
zahlreiche und wohlerhaltene Pflanzenreste vorhan-
den. Besonders waren es die Gefäßkryptogamen
und Gymnospermen, die in großer Menge und zum
Teil als waldbildende Pflanzen mit ausgedehnter
Verbreitung auftraten. In den darauf folgenden
Perioden der Trias und des Jura sowie in der untern
Kreide sind immer noch Gefäßkryptogamen und Gym-
nospermeu in bedeutender Anzahl vertreten; nur
ist die Verteilung eine andere, indem besonders vom
Keuper an die Gymnospermen vorherrschen. Die
Angiospermen lassen sich mit Sicherheit erst von der
mittlern und obern Kreide an nachweisen. Nach den
jetzigen genauern Untersuchungen treten die Dikoty-
ledonen wohl eher auf als Monokotyledonen. In
den spätern Stufen der Tertiärperiode werden die
Gefäßkryptogamen und zum Teil auch die Gymno-
spermen, wenigstens der Artenzahl nach, mehr und
mehr verdrängt und die Dikotyledonen und Mono-
kotyledonen gelangen zu ausgedehnter Verbreitung
und bedeutender Artenzahl.
Die Litteratur über botanische P. ist sehr um-
fangreich, die meisten Werke behandeln indes nur ganz
Ipecielle Gebiete; von zusammenfassenden Schriften
sind hervorzuheben: Brongniart, i'roäromO ä'uns
liistoirs ä68 V6F6WUX k088il68 (2 Bde., Par. 1828);
ders., Hi8t0ii-6 ä68 V6^6ta.ux to88ii68 (ebd. 1828
-37); Corda, Beiträge zur Flora der Vorwelt
(Prag 1845); Nnger, 8MuZ6 piantarum lo88i1ium
(Wien 1860-66); Schimper, ^raite äs Mleonw-
I0Z16 veMais (3 Bde., Par. 1869 - 74); Zittel,
Handbuch der P., Bd. 2: Paläophytologie, von
Schimper, fortgesetzt von A. Schenk (Münch. 1879
-89); Renault, <^0ui'8 äs botani^ue ko88ii6 (Par.
1881-85); Saporta und Marion, Die paläontolo-
gische Entwicklung des Pflanzenreichs (Lpz. 1883);
Graf zu Solms-Laubach, Einleitung in die Paläo-
phytologie (Münch. 1887).
2) P. der Tiere, auch Paläozoologie oder
Zoopaläontologie. Die Aufeinanderfolge der
fossilen Reste giebt uns häusig ein ungefähres Bild,
wie sich diese oder jene Tierfamilie im Laufe der
Zeiten umgestaltet hat. Man kann an der Hand die-
ser Reste die Stammesentwicklung eines Tieres stu-
dieren und sehen, daß im allgemeinen ein stetiger
Fortschritt stattfindet. In je ältere Schichten man
hinabsteigt, desto fremdartigern, aber auch einfachern
Formen begegnet man, desto mehr sind ihnen
dauernd Charaktere eigen, die vorübergehend in der
Entwicklung ihrer jetzt lebenden Nachkommen wieder
auftreten; es sind teilweise Formen mit einem em-
bryonalen Typus. In dem Maße, wie man nach oben
aufsteigt, trifft man eine immer mehr um sich greifende
Differenzierung der Tierwelt, die einmal darin ihren
Ausdruck findet, daß die Charaktere immer kompli-
zierter und höher werden, dann aber namentlich auch
darin, daß die Familien an Zahl der Gattungen und
die Gattungen an Artenreichtum immer mehr zuneh-
men. Eine Konsequenz dieser Erscheinung ist es, daß
in ältern Schichten Formen liegen, die als Sam-
inel- oder Kollektivtypen eine Anzahl Eigen-
schaften in sich vereinigen, die später mehr ent-
wickelt auf verschiedene Tierfamilien sich vertei-
len; so stehen die alten Labyrinthodonten oder
Stegocephalen zwischen den Amphibien und Rep-
tilien in der Mitte, so daß man sie keinem der
beiden Nachbartypen zuteilen kann. Aber nicht
immer sieht man einen bloßen Fortschritt in der
Entwicklung der Formen walten; oft kann man be-
obachten, daß, wie im menschlichen Leben, ein Heran-
wachsen, eine Epakme stattfindet, der eine höchste
Entwicklung (Akme) folgt, bis endlich ein greisen-
hafter Verfall (Par akme) immer schneller um sich
greift. Daneben giebt es allerdings auch Formen,
die, als Dauertypen schon im untern Silur be-
ginnend, sich mit geringen oder keinen Verände-
rungen bis zur Gegenwart erhalten haben, Beweis
genug, daß sie unter den verschiedensten Existenz-
bedingungen ausdauern können.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß schon vor der
palä'olithischen Zeit, die mit den silurischen Schich-
ten beginnt, eine ungeheuer lange Reihe von Tier-
generationen existiert haben muß, denn aus dem
Silur allein kennt man etwa 10000 Arten, die sich
fast ausschließlich auf Cölenteraten (Schwämme, Ko-
rallen, Graptolithen), Stachelhäuter (die Cystideen,
einige Blastoideen, Seelilien, Seesterne und See-
igel), Gliederfüßer (zahlreiche Trilobiten), Mollusken
(Cephalopoden, Schnecken, Muscheln), Molluskoiden
(Bryozoen, Brachiopoden) verteilen. Die ersten
höhern Wirbeltiere (Reptilien) erscheinen, zugleich
mit zahlreichern Insekten, in der Steinkohlen- und
Dyasperiode und entfalten sich mächtig im meso-
lithischen Zeitalter (Trias, Jura, Kreide); zu ihnen
gesellen sich in der obersten Trias (Bonebed) die
ersten Spuren von Säugetieren, und zwar von sehr
niedrig organisierten Beuteltieren, während das erste
befiederte Wesen (Archäopteryx, s. d.) im obern Jura
erscheint und in der Kreide der Vogeltypus schon gut
ausgebildet gewesen sein dürfte. Mit dem Beginn
des kä'nolithischen Zeitalters, dem Tertiär, fangen die
Säugetiere an, die leitende Rolle im Tierreich, die
bis dahin den Reptilien zukam, zu übernehmen, bis
frühestens in jungtertiärer Zeit der Mensch erscheint.
Litteratur zur gesamtenP.:Zittel,Handbuch
der P. (5 Bde., Münch. und Lpz. 1876-93); Bronn
und Römer, I^stliaea, FLo^nostica (3 Bde., Stuttg.
1856; 4. Aufl. 1880 fg., noch unvollständig); Quen-
stedt, Handbuch der Petrefaktenkunde (3. Aufl., Tüb.
1885); Steinmann und Döderlein, Elemente der P.
(Lpz. 1890). Von periodisch erscheinenden Schriften
sind hervorzuheben: ^giHLontog'rapnica. (Casi.1846
-82; Stuttg. 1883 fg., hg. von W. Dunker und
H. von Meyer, dann von Dunker und C. A. Zittel
und seit 1885 von Zittel allein), die Publikationen
der I'awLonto^rHpkicNi 80ei6t^ ok I^onäon und
die?al60nt0i0Fi6 krÄn^ai86, sowie sehr zahlreiche
andere, vor allem die neuern periodischen paläonto-
logischen Abhandlungen der großen geolog. Landes-
anstalten von Österreich, Preußen, den Vereinigten
Staaten, Indien u. s. w.
Paläophytologie, s. Paläontologie.
PaläopikrN, s. Olivingesteine.
?a.1a.sorni8, eins der wichtigsten Sittich-
geschlechter, welches zumeist Indien, Ceylon und die
Sunda-Inseln bewohnt (s. Papageien). Eine seit
dem Altertum bekannte Art ist der Alexander-
papagei (?. ^lexHnäi-i Iv., s. Tafel:PapageienII,
Fig. 4), ein 0,34 in langer, häufiger Bewohner Javas
und Vorneos von hauptsächlich grüner Farbe, mit
gelbem Kopf und Becken, schwarzem Zügelstreif und
Bartfleck, graulichroter Brust und Kehle und gel-
bem Fleck auf den Flügeldeckenfedern. Der Schna-
bel ist rot. ?. toi-^naws, s. Halsbandsittich.