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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Panoramenapparat – Pantänus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Panorama'

Kosmorama (s. d.), zuerst 1808 in Paris aufgestellt; das Europorama von Ruhr (gest. 1842) in Hamburg, Bilder einzelner Gegenden, welche, unter künstlicher Beleuchtung durch Vergrößerungsglastafeln angesehen, in ihrer natürlichen Größe erscheinen; das Georama (s. Globus); das Pleorama, das Wassergegenden so darstellt, wie sie dem Vorüberschiffenden erscheinen; das Cyklorama, das große Flüsse mit ihren Ufern von der Quelle bis zur Mündung vorübergleiten läßt.

Panorāmenapparat, s. Photographie.

Panórmus, der alte Name von Palermo (s. d.).

Panorpa, s. Skorpionsfliege.

Panotypie (grch.), s. Photographie.

Panpresbyterian Council (spr. -tihrĭĕn kaunßil), s. Reformierte Kirche.

Panromanismus, Panlatinismus, eine polit. Richtung, die die Vereinigung der roman. (lat.) Nationen zu einem einheitlichen Staate erstrebt.

Pansen, die erste Magenabteilung der Wiederkäuer (s. d.).

Pansflöte oder Syrinx, Musikinstrument des Altertums, bestehend aus mehrern (bis 8) mit Wachs aneinander geklebten und wie Orgelpfeifen allmählich länger werdenden Flötenrohren, die, der Reihe nach angeblasen, gewöhnlich eine diatonische Tonleiter ergaben. Anfänglich war ihr Umfang nur eine Quarte, später aber eine Oktave.

Pansi, s. Panthai.

Panslawismus, das Bestreben, alle slaw. Völkerschaften zu einem Slawischen Reich unter dem Scepter Rußlands oder (seltener) unter der Hegemonie Polens (nach dessen Wiederherstellung, und dann unter Ausschluß Rußlands) zu vereinigen (politischer P.); sodann ist P. auch die Bezeichnung für das Bestreben der slaw. Völkerschaften nach geistigem Austausch untereinander und nach einer einheitlichen Kulturentwicklung (wissenschaftlicher und litterarischer P.).

Der politische P. bildet den Gegenstand litterar. und publizistischer Erörterungen seit den J. 1830‒40 und wurde dadurch hervorgerufen, daß die kleinern slaw. Völkerschaften einzeln zu schwach waren, um sich ihre Unabhängigkeit oder Gleichberechtigung zu erkämpfen. Die Patrioten suchten daher Hilfe im Gesamtslawentum (damals auf 80 Mill. geschätzt) und richteten ihre Augen besonders auf Rußland, das seit Peter d. Gr. begonnen hatte, in die Geschicke Europas einzugreifen, und gerade damals, in der Zeit der Heiligen Allianz und unter Kaiser Nikolaus, auf der Höhe seines Einflusses stand. In Rußland bildete sich zu derselben Zeit die Partei der sog. Slawophilen (s. d.), welche hofften, daß einst «die slaw. Bäche ins russ. Meer fließen» und Rußland selbst sich dann auf slaw. Principien neu gestalten werde, von denen es sich durch die Reformen Peters d. G. entfernt habe. Eine Förderung fand die Idee des P. in den Einheitsbestrebungen und der darauf folgenden wirklichen Einigung Italiens und Deutschlands. Allein man übersah, daß in diesen beiden Ländern eine nationale Einheit schon längst bestanden hatte. Das Programm der russ. Regierung bildete der P. niemals, wenn sich auch einzelne russ. Generale und Staatsmänner (Fadejew, Tschernajew, Skobelew, Ignatjew) als Panslawisten gerierten und die russ. Politik die panslawistische Agitation für ihre Zwecke ausnutzte und daher begünstigte.

Positive Leistungen hat der P. bisher nur auf dem Gebiete der Wissenschaft und Litteratur ↔ aufzuweisen. Die Wiederbelebung der slaw. Nationalitäten und Litteraturen zu Ende des 18. und 19. Jahrh. hatte bei jedem Volksstamm ihre lokalen Ursachen; aber die Forschungen über Sprache, Altertumskunde, Ethnographie, Litteratur des einen Stammes gaben viele Berührungspunkte und Parallelen mit den gleichen Forschungen bei den andern Stämmen, so daß die bezüglichen Arbeiten einen umfassendern und in gewissem Sinne gesamtslaw. Charakter annahmen. – Vgl. Pypin und Spasowicz, Geschichte der slaw. Litteraturen (3 Tle. in 2 Bdn., Lpz. 1880‒84, Einleitung und Schlußabhandlung).

Panster, hohes, unterschlächtiges Wasserrad, das zwei Mühlgänge treibt.

Pantaiding, Ehafttaiding (von Tageding, Tagfahrt, d. i. Verhandlung; Pann soviel wie Bann, Bezirk), Versammlungen der Dorf- oder Hofgenossen, in welchen das geltende Recht gewiesen oder Aufzeichnungen darüber verlesen wurden. Ehafttaiding wurden sie in Süddeutschland genannt, weil solche Weisungen gewöhnlich in den echten Dingen (s. d.) stattfanden.

Pantalĕon (Pantalon, spr. pangtalóng), ein von Ludwig ⅩⅣ. von Frankreich nach dem Erfinder, Pantaleon Hebenstreit (gest. 1750), benanntes Instrument, ein verbessertes Hackebrett, dessen Darmsaiten, mit Klöppeln geschlagen, eine schöne Klangwirkung erzeugten. Das P. ist auf die Erfindung der Hammermechanik des Klaviers (s. Pianoforte) von anregendem Einfluß gewesen.

Pantalĕon, Heiliger, einer der 14 Nothelfer (s. d.), erlitt unter Maximianus den Märtyrertod. Sein Gedächtnistag ist der 27. Juli.

Pantălon (frz., spr. -ong), komische Charaktermaske der ital. Nationalkomödie, soviel wie Pantalone (s. d.), weshalb die Franzosen im 17. Jahrh. den Italiener spottweise P. nannten. Das charakteristische Kleidungsstück des P. ist die lange Hose. Daher wird diese selbst auch P. genannt und früh, namentlich am Hofe Heinrichs Ⅲ. Valois, bei Mummereien getragen. Richelieu tanzte die bekannte Sarabande vor Anna von Österreich in P. von grünem Sammet. Sie schon damals zum Straßenkostüm zu machen, wurde versucht, gelang aber nicht. In der Französischen Revolution trat das P. in polit. Gegensatz zu der royalistischen Kniehose (culotte), daher die spöttische Bezeichnung sansculottes für diejenigen, welche P. trugen. Zum P. wurde die kurze Jacke, die Carmagnole und meist die rote Mütze getragen. Gegen das P. bestand lange ein Widerstreben, obgleich es manche wegen seiner Bequemlichkeit anlegten, bis Friedrich Wilhelm Ⅲ. von Preußen 1797 in Teplitz mit diesem Kleidungsstück erschien und es zur jetzt fast ausschließlichen Bekleidung des männlichen Beines machte. Das P. führte 1792 zur Erfindung der Hosenträger.

Pantalon, Instrument, s. Pantaleon.

Pantalōne, eine komische Charaktermaske der ital. Commedia dell’arte, einen Alten in altvenet. Kaufmannstracht darstellend, d. h. in der Zimarre (langem, kurzärmeligem, schwarzem Mantel) mit roten Strumpfhosen.

Pantänus, der erste bekannte Lehrer der christl. Katechetenschule zu Alexandria (s. Alexandrinische Schule) und Lehrer des Clemens von Alexandria, wirkte in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. und soll später als Missionar nach Indien (d. h. dem südl. Arabien) gekommen sein. Seine Philosophie, ein aus stoischen und platonischen Elementen gewebter

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 848.