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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pappelpomade - Pappus
Pappelpomadc, s. Pappelsalbc.
Pappelrose, s. ^Itl^e^ und l^vlU0i-a.
Pappelfalbe, Pappelpomade (Hn^ueuwm
lopuli), früher als zerteilendes Mittel gebrauchte
grünliche Salbe, durch Digestion der zerquetschten
frischen Pappelknospen mit Echweinesett bereitet.
Pappelschwärmer (8in6i-intliu8 po^nii ^.),
ein nicht seltener deutscher Schmetterling aus der
Familie der Schwärmer (s. d.), von 72 bis 95 inin
Spannbreite, mit gezähnten aschgrauen, undeutlich
gebänderten Vorder- und grauen, im Wurzelteil
rotbraunen Hinterflügeln. Die grüne, mit gelben,
schrägen Seitenstreifen und gelbem Echwanzhorn
versehene Raupe lebt vom Juli bis Oktober auf
Laubbäumen, besonders Pappeln, seltener Weiden;
die schwarze Puppe giebt im nächsten Mai oder
Juni den Falter.
Pappelwolllaus, s. Wollläuse.
Pappenheim, Stadt im Bezirksamt Weißen-
burg des bayr. Neg.-Vez. Mittelfranken, Hauptstadt
der grüfl. Standesherrschaft P., an der Altmühl und
der Linie München-Bambcra der Vayr. Staats-
bahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Eich-
statt) und einer gräfl. Domänenkanzlei, hatte 1890:
1748,1895:1625 (5., darunter 201 Katholiken und
25Israeliten, Posterpedition, Telegraph, evang. und
kath. Kirche, zwei grast. Pappenheimsche Schlösser,
Wasserleitung; zwei Brauereien. P. wird als Luft-
kurort besucht. Auf einer Höhe die Ruinen der
Stammburg der Grafen vonPappenhcim mit einem
Römerturm (30 m).
Pappenheim, uraltes schwäb. Adelsgeschlecht,
früher Herren von Calatin genannt, nahmen im
12. Jahrh, den Namen Bab den he im an nach der
von Heinrich I. von Calatin 1031 erbauten Burg
gleichen Namens. Seit Heinrich I. hatte die Familie
das Marschallamt bei den schwäb. und allen fol-
genden Kaisern bis 1800. Das Haus teilte sich 1439
in fünf Linien, die gräfenthalsche, algöwsche, treut-
lingische, stülingsche und aletzheimische Linie. Die
vier erstern sind erloschen. Aus der treutlingischen
Linie wurde namentlich Graf Gottfried Heinrich zu
Pappenheim (s. d.) berühmt, unter dem die Familie
1628 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Mit
seinem Sohne Wolf gang Adam von P., der
1647 im Zweikampf fiel, erlosch diese Linie.
Die Ale tz heim er Linie zerfiel früher in die
katholische, von Wolfgang Philipp stammende und
mit dessen viertem Sohne 1690 erloschene Linie und
in die protestantische, aus der durch Graf Joh. Friedr.
Ferd. von P., gest. 13. Aug. 1792, abermals eine
katholische entstand, die jedoch schon mit dessen zwei-
tem Sohn 1808 wieder erlosch, so daß nur noch der
prot. Zweig fortblüht. Diesem gehörte an Graf
Karl Theodor Friedrich zu P., geb. 17. März
1771; er kämpfte als Wurmscrs und Vellegardes
Adjutant im Türkenkriege, wohnte den drei Feld-
zügen der ersten Koalition gegen Frankreich bei, focht
1793 bei Cateau-Cambre^sis, 1794 bei Charlcroi
und Fleurus, ward bei Landrccy verwundet und
nahm hierauf seine Entlassung. Nach seiner Media-
tisicrung nahm er bayr. Dienste, verteidigte mit einer
Insantericbrigade 30. Okt. 1813 die Kinzigbrücke
während der Schlackt bei Hanau und war 1814
unter Wrede bei der Belagerung von Hüningen und
Schlcttstadt thätig. Nachdem er dem Wiener Kongreß
beigewohnt hatte, ward er 1815 bei der Reorgani-
sation der bayr. Armee, später zu diplomat. Sendun-
gen verwendet. Er starb 29. Aug. 1853 zu München
als bayr. Reichsrat und Gcncralfeldzcugmeister. Er
war in kinderloser Ehe mit einer Tochter des Fürsten
von Hardenberg vermählt. - Ihn: folgte sein Bru-
der Albert, der 1796 Heidelberg gegen die Franzosen
verteidigte. - Sein zweiter Enkel, Graf Ludwig
von P. (geb. 10. März 1862), ist das gegenwärtige
Haupt der Familie. Sie besitzt die Grafschaft P.
(190 qkm) im bayr. Kreise Mittelfranken, die reichs-
unmittelbar war, zu dem schwäb. reichsritterschaft-
lichen Kauton Kocher gehörte und unter bayr. Hoheit
kam. Für den Verlust des Reichserbmarschallamtes
sollte das Geschlecht zufolge Beschlusses des Wiener
Kongresses durch einen Landbezirk mit 9000 E. im
ehemaligen Saardepartement unter preuß. Hoheit
entschädigt werden; der König von Preußen über-
nahm im Pariser Frieden von 1815 diese Entschä-
digung, die aber dann in eine Summe Geldes ver-
wandelt wurde. Der König von Bayern bewilligte
1818 dem Haupt der Familie erblichen Sitz und
Stimme in der Kammer der Rcichsräte, 1831 dem
jedesmaligen Stammhauptc das Prädikat Erlaucht.
Pappenheim, Gottfr. Heinr., Graf zu, kaiserl.
Neitergeneralim Dreißigjährigen Kriege, geb.29.Ätai
1594 zu Pappenbeim a. d. Altmühl, besuchte die
Hochschulen zu Altdorf und Tübingen, trat nach
großen Reisen in seinem 20. Jahre zur kath. Kirche
über, diente unter König Sigismund in Polen, dann
in Deutschland unter dem Haupt der kath. Liga,
dem Kurfürsten Maximilian I. von Bayern. Än
der Spitze der bayr. Reiterei zeichnete er fich in der
Schlacht am Weißen Berge 1620 durch feinen un-
gestümen Mut aus, trug viel zur Entscheidung des
Tages bei und wurde selbst schwer verwundet. 1623
vom Kaiser zum Chef eines Regiments Kürassiere,
der berühmten Pappenheimer, ernannt, tämpsio
er 1623-25 mit den verbündeten Spaniern in der
Lombardei und schlug 1626 den in Obcröstcrrciä?
um der Glaubensfreiheit willen entstandenen Bauern-
aufstand durch die Treffen bei Efferdingen, Gmun-
den, Vöcklabruck und Wolfscgg nieder. 1627 durcd-
zog er im Niederfächfifchen Krieg das nördl. Deutsch-
land und half Tilly den Dänenkönig Christian IV.
besiegen. Er hatte 1631 den vorzüglichsten Anteil
an der Erstürmung Magdeburgs; in der Schlacht
bei Vreitenfeld zwang sein voreiliger ungestümer
Angriff auf den rechten schwcd. Flügel, der oben-
drein abgeschlagen wurde, den zögernden Tilly zum
Vorrücken, worauf der Tag mit einer vernichtenden
Niederlage endete. P. entsetzte hierauf das von
Baner belagerte Magdeburg und focht mit Glück
am Niedcrrhein und in Westfalen. Nach Tilly5
Tode mit Wallenstein vereinigt, half er ihm Leip-
zig erobern. Er war auf dem Wege nach dem Nieder-
rhein, um den Spaniern zu Hilfe zu eilen, als er
von Wallenstein nach Lützen zur Teilnahme an der
bevorstehenden Schlacht gegen Gustav Adolf ge-
rufen wurde. P. erfchien mit 8000 Reitern in dem
Augenblick auf dem Schlachtfelde, als der Sieg siä)
den Schweden zuneigte. Voll Begierde, Gustav
Adolf selbst im Kampf zu begegnen, stürzte er sich
in das dichteste Gewühl und stellte das Treffen
wieder her. Er selbst wurde dabei tödlich verwundet
und verschied 17. Nov. 1632 in der Pleißenburg zu
Leipzig. - Vgl. Heß, Gottfried Heinrich, Graf zu
P. (Lpz. 1855).
Pappenkreisschere, i. Buchbinderei.
Pappeumaschine, s. Papier.
Pappschere, s. Buchbinderei.
I>appN8 (botcm.), s. Komvosncn.