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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Paradieswitwe - Paraffinöl

Von den letztern ist die am meisten bekannte braune Art der gewöhnliche Paradiesvogel Paradisea apoda L.), welcher an den Seiten Büschel von sehr langen, zerfaserten hochgelben Federn trägt, einen teuern Putz abgiebt und in neuerer Zeit sogar sehr häufig geworden ist, und der rote Paradiesvogel (Paradisea rubra Vieill., s. Tafel: Paradiesvögel, Fig. 1). Verwandt mit diesen ist der blaue Paradiesvogel, der nach dem ver- storbenen Kronprinzen von Österreich genannte Paradsica Rudolphi C.B.Meyer (s. Fig. 5), eine neuere Entdeckung aus dem Innern von Neuguinea. Der Konigsparadiesvogel (Cicinnuros regius Vieill.) ist ein wenig größer als ein Sperling und besitzt unter den Schultern jederseits einen Busch von sechs bis sieben graulichen Federn, die am Ende breit abgestutzt und smaragdgrün gefärbt sind. Zwei von den Schwanzfedern verlängern sich in sehr lange, nackte, am Ende zu einer platten Spirale eng zu- sammengedrehte Schäfte. Verwandt mit diesem ist die kleinste Art: Schegelia Wilsoni Bernstein (Fig. 3). Zwar zu derselben Gruppe gehörig, aber abweichend gebildet sind Semioptera Wallacei Gray (Fig. 4) von Halmahera und Batjan, und Lophorina superba Vieill. (Fig. 2) von Neuguinea.

Paradieswitwe, s. Witwenvögel.

Paradigma (grch., d. i. Beispiel oder Vorbild), in der Grammatik ein zur Veranschanlichung und Einübung beim Erlernen einer Sprache beispielsweise durchdekliniertes und durchkonjugiertes Wort.

Paradiseĭdae, s. Paradiesvögel.

Parados (frz., spr. -doh), s. Rückenwehren.

Paradóx (grch.), das, was gegen die allgemeine Meinung und Erwartung verstößt; Paradŏxie, die Sonderbarkeit in Meinungen.

Paradoxĭdes, s. Trilobiten.

Paradŏxou ^[richtig: Paradoxon] (grch.),paradoxe Behauptung (s. Paradox). Hydrostatisches P., s. Bodendruck.

Parafe, s. Paraphe.

Paraffīn, eine feste, wachsähnliche Masse, die 1830 von von Reichenbach neben dem Kreosot und andern Körpern unter den Produkten der trocknen Destillation des Holzes, namentlich im Buchenholzteer, aufgefunden wurde und ihren Namen von parum (wenig) und affinis (verwandt) hat, um anzudeuten, daß sie von einer Reihe energischer Reagentien nicht verändert wird. Später wurde gefunden, daß das P. sich auch bei der trocknen Destillation von Torf, Braunkohle, Bogheadkohle, des Abraums der Kohlenfelder (sog. Schale, nicht aber aus der eigentlichen Steinkohle) bildet. Es kommt aber auch fertig gebildet in der Natur vor, und zwar in sehr großer Menge, so 1) in dem Petroleum, das jedoch mit Ausnahme des ostindischen nur geringe Mengen P. (Belmontin, s. d.) enthält; 2) in den unter den Namen Ozokerit (s. d.), Neftgil oder Erdwachs vorkommenden Substanzen, die ganz oder teilweise aus P. bestehen; 3) in dem Bitumen (Erdpech, Erdteer), das sich im bituminösen Schiefer findet. Das ind. Erdöl, das man aus in der Nähe des Flusses Irawadi in Birma gegrabenen Brunnen gewinnt, ferner die Ozokerite vom Kaukasus, von Galizien, Rumänien und Bulgarien und die bituminösen Schiefer von der Insel Trinidad, von Cuba, Kalifornien, Peru, Canada u. s. w. sind gegenwärtig ergiebige Quellen für die Darstellung von P. und von flüssigen Leuchtstoffen.

Die deutsche Paraffinfabrikation gründet sich auf die Verarbeitung einer als Schwelkohle bezeichneten Braunkohle und zerfällt in zwei Hauptarbeiten, nämlich 1) in die Bereitung des Teers und 2) in die Verarbeitung des Teers auf P., wobei auf dem Princip der fraktionierten Destillation beruhend

neben P. Olfabrikate wie Solaröl (s. d.), Hydrocarbür (s. d.), helle bis rote und dunkle Paraffinöle gewonnen werden. Das P. wird den schwersiedenden Ölen, die es gelöst enthalten, durch Abkühlen und Auskrystallisieren entzogen und in Filterpressen unter einem Druck von 80 bis 100 Atmosphären entölt, mit leichten Teerölen unter Druck gewaschen und schließlich mittels Teerkohle oder Entfärbungspulver (Rückstände der Blutlaugensalzfabrikation) entfärbt. Das P. ist ein Gemenge verschiedener Kohlenwasserstoffe aus der Gruppe der Äthane (s. d.). In gereinigtem Zustande ist es eine feste,

harte, klingende, weiße, geruch- und geschmacklose Masse von 0,869 bis 0,943 spec. Gewicht. Der Schmelzpunkt ist je nach dem Ursprunge des P. sehr verschieden. P. aus Bogheadkohle schmilzt bei 45,5° C., aus Torf bei 46,7°, aus ind. Petroleum bei 61°, aus Ozokerit zwischen 60 und 90°. Bei der in der Provinz Sachsen in großartigstem Maßstabe betriebenen Verarbeitung der Schwelkohle werden P. gewonnen, deren Schmelzpunkt innerhalb der Grenzen von 27 bis 56° liegt. Von diesen werden in neuerer Zeit nur die über 50° schmelzenden zu Kerzen verarbeitet, die P. von niederm Schmelzpunkt (Weichparaffine) finden Verwendung bei der Herstellung der Zündhölzchen und für andere Zwecke. Den Paraffinkerzen giebt man einen Zusatz von 5 Proz. Stearinsäure, wodurch ihnen die durchscheinende Beschaffenheit erteilt wird. Außer als Kerzenmaterial wendet man das P. an als Schmiermittel für Maschinen, zur Extraktion gewisser Wohlgerüche aus Blüten, zum Konservieren von Holz und Fleisch, zum Dichten der Wein- und Bierfässer, zum Einfetten des Leders, zum Satinieren und Polieren der Glanzpapiere, zur Bereitung des Ceresins, zum Wasserdichtmachen von Geweben, zur Bereitung der Masse der feinern Zündrequisiten u. s. w. Eine Modifikation des P. ist die Vaseline (s. d.). Die Produktion von P. in Deutschland betrug 1893 gegen 8 Mill. kg mit einem Durchschnittswert von 59,52 M. für 100 kg. Weit größer ist diejenige Englands und Amerikas, von denen letzteres allein 50 Mill. kg jährlich nach Europa ausführt.

Paraffinbad, eine dem Ölbade (s. d.) ähnliche Vorrichtung der chem. Laboratorien, die statt des Öls das leicht schmelzende, aber erst bei hohen Temperaturen flüchtige Paraffin enthält. Letzteres hat vor dem Öl den Vorzug weit geringerer Veränderlichkeit beim Erhitzen an der Luft. (S. auch Bad, chemisch.)

Paraffine, s. Äthane.

Paraffinierte Schießbaumwolle, Schießbaumwolle (s. d.), welche durch Imprägnieren mit Paraffin gegen äußere Einflüsse unempfindlicher gemacht ist; sie steht nicht mehr grau, sondern hellbraun, seifenartig aus und brennt, wenn entzündet, ruhig ab. Vielfach werden auch diejenigen Schießwollkörper, welche als Zündpatronen für nasse Schießwolle dienen sollen und selbst trocken bleiben müssen, nur äußerlich paraffiniert.

Paraffinöl, eine Lösung von Paraffin in Solaröl, welche bei der Paraffinfabrikation als Nebenprodukt gewonnen wird. Es findet Verwendung als Schmiermittel für Maschinen, zur Bereitung