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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Parasol - Parchwitz
von da aus nur Haustorien in die Epidermis, sel-
tener auch in darunter liegende Zellen, treibt. Aber
auch hier ist der Einfluß auf die Wirtspflanze in
der Regel ein schädlicher; hierher gehören z. B. sämt-
liche Meltaupilze, darunter die Traubenkrank-
heit (s. d.) oder Traubenfäule. Ein eigentüm-
licher Parasitismus von Pilzen findet sich bei
den Flechten (s. d.).
Unter den wenigen phanerogamischen P. kann
man solche unterscheiden, die überhaupt kein Chloro-
phyll oder nur sehr weuig enthalten und demnach
organische Verbindungen aus andern Pflanzen ent-
neymen müssen, und solche, die zwar ganz normal
grün gefärbte Blattorgane besitzen, aber die mine-
ralischen Nährstoffe nicht direkt aus dem Boden,
sondern aus den Wurzeln oder Stengeln anderer
Pflanzen aufnehmen. In die erstere' Gruppe ge-
hören die Cuscuta-Arten (s. Ouscuta), serner die
t)rodHuc1i6 (s. d.), die Valanophoraceen und Raf-
flesiaceen. Die meisten dieser Pflanzen treiben
.haustorien entweder in die Stengel oder in die
Wurzeln der Nährpflanzen, gewöhnlich bis in die
Gefäßbündel hinein, und ernähren sich auf diese
Weise auf Kosten jener Gewächse. Andere haben
eine knollenartige Anschwellung ihrer Stengelbasis,
diese verwächst mit einer Wurzel der Nährpflanze
und stellt so ein den Haustorien ähnliches Saug-
organ dar. Das letztere ist z. B. bei den Orobanchcu
der Fall. Bei der zweiten Gruppe, den chlorophyll-
führenden P., liegen die Verhältnisse insofern an-
ders, als diese Gewächse in vielen Fällen wahr-
scheinlich nur anorganische Nährstoffe aus der
Wirtspflanze entnehmen; dahin gehören z. V. die
Loranthaceen und unter diesen die Mistel, die
Arten der Gattungen ^upIii'ÄLig., ^1i68ium, Ri-
uHiMuZ. Die Organe, mittels deren sie jene Stoffe
aufsaugen, sind jedoch ganz ähnlich denen der chloro-
phyllsreien phanerogamen P. gebaut, indem auch
hier die Haustorien oder Saugorgane bis in die
Gefäßbündel oder bis in den Holzkörper der Wirts-
pflanze eindringen.
Die im tierischen Körper lebenden pflanzlichen
P. gehören sämtlich zu den Pilzen. Zu diesen ge-
hören vor allem die Bakterien (s. d.), von denen man
die zeitweise oder ausschließlich im lebenden Körper
vegetierenden im engern Sinne P. nennt, ferner
einige höhere Pilzformen, wie der Soorpilz (s.Oiäiuin
und Schwämmchen), die Entomophthoreen (s. d.),
sowie einige Ascomyceten aus der Gattung Oorä^-
cepZ (s. d.). Die meisten der in den Tieren vege-
tierenden parasitischen Pilze können auch auf Tier-
leichen als Saprophyten sich weiter entwickeln.
über die tierischen P. s. Schmarotzertum.
Parasol (frz., spr. -soll), Sonnenschirm.
Parafolschwamm (^.Fai-icus pi'006i'U3 FeoF.),
eßbarer Pilz, mit sehr großem, von braunen Schup-
pen bedecktem Hut, der oft einen Durchmesser von
25 bis 30 cm und darüber erreicht; der Stiel ist gleich-
falls mit dunkel gefärbten Schuppen besetzt/ wird
bis zu einem halben Meter hoch und trägt einen
breiten weißlichen, leicht verschiebbaren Rmg; die
Lamellen sind weiß, ebenso das zarte wohlschmeckende
Fleisch. Der P. findet sich häufig in lichten Wäldern
und fällt durch seine großen Formen sofort auf.
(S.Tafel: Pilze I. Eßbare Pilze, Fig. 3.)
Paraspädie (grch.), eine angeborene Mißbil-
dung des männlichen Gliedes, die darin besteht, daß
die Harnröhre an der Seite mündet.
Parästhesie (grch.), s. Einschlafen der Glieder.
Parastichen (grch.) oder Schrägzeilen,
s. Blattstellung.
Parastichön (grch.), soviel wie Akrostichon (s. d.).
Parat (lat.), bereit, fertig.
Paräus, f. Pars, Ambroife.
?a.r Ä.va.noo (frz., spr. awangß), zum voraus.
Paravent (frz., spr. -wang), Windschirm, span.
Wand. ls- Provadia.
Parawadi (Parawady), bulgar. Stadt,
ParaWeinsäure, s. Weinsäure.
Paray-le-Monial (spr. -räh), Stadt im franz.
Depart. Saöne-et-Loire, Arrondissement Charolles,
rechts an der Bourbince und an den Linien Moulins-
Macon und Roanne-Montchanin der Paris-Lyon-
Mittelmeerbahn, hat (1891) 3114, als Gemeinde
3855 E., eine schöne, durch Mönche von Cluny im
12. Jahrh, erbaute Kirche, ein Rathaus aus dem
16. Jahrh.; Holz- und Kohlenhandel. - P. erhielt
seinen Beinamen durch ein ehemaliges Benediktiner-
kloster, jetzt ist daselbst ein Nonnenkloster vom Or-
den der Heimsuchung Maria, wo 1671-90 Marie
Alacoque lebte und den Kultus zum Heiligen Herzen
Jesu stiftete. Seit Juni 1873, wo 10000 Pilger
kamen, ist P. wieder Wallfahrtsort geworden.
Parbleu (frz., spr. -blöh), bei Gott! potztausend!
?ar drioolo (frz., spr. -koll), auf Umwegen,
Schleichwegen. (S. Vrikolschuß.)
Parcerm (portug.), Teilhaberschaft, Halbpacht;
daher Parcerieverträge, die zwischen großen
brasil. Grundbesitzern, namentlich in der Provinz
Säo Paulo, und europ. Auswanderern abgeschlosse-
nen Vereinbarungen, nach denen die angeworbenen
Leute die Feldarbeit, besonders den Kaffeebau, zu
besorgen haben und dafür die Hälfte des Ernte-
ertrags bekommen sollen. Die Anwendung dieses
in Südeuropa seit längerer Zeit unter dem Namen
Mstay ag e (Halbpacht) bekannten Systems (s.Halb-
scheidwirtschaft) hat in Brasilien vielfach Anlaß zn
den größten Mißbräuchen und Betrügereien gegeben.
- Vgl. Lehmann, Die deutsche Auswanderung
(Berl. 1860); Canstatt, Brasilien (ebd. 1877).
?a.rok., Abkürzung im Autographenverkehr,
s. Autographen.
Parchent, s. Barchent.
Parchim, Stadt im Großherzogtum Mecklen-
burg-Schwerin, an der Elde, die in zwei Armen
die Stadt durchstießt und mehrere Mühlen treibt,
und an der Nebenlinie Ludwigslust-P.-Neubranden-
burg der Mecklenb.Friedrich-Franz-Eisenbahn ge-
legen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schwe-
rin), hatte 1890: 9960 E., darunter 50 Katho-
liken und 106 Israeliten, 1895: 10261 E., in Gar-
nison das Dragonerregiment Nr. 18, Postamt erster
Klasse, Telegraph, zwei Kirchen, Synagoge, Kolossal-
standbild des hier geborenen Feldmarschalls Grafen
Moltke (26. Okt. 1876 enthüllt) von Brunow, Gymna-
sium mit Realgymnasium, Bürgerschule, Kreditbank,
Sparkasse, Vorschußverein; Tuchfabriken mit Wal-
kerei und Spinnerei, Leim-, Cichorien- und Cellulose-
fabrik, Brauerei, Loh-, Ol-, Mehl-, Papier- und
Sägemühlen, Ziegeleien. P. ist eine der reichsten
Städte Mecklenburgs und besitzt Waldungen, acht
große Bauerndörfer, zwei Höfe und Mühlen.
Parchwitz, Stadt im preuß. Neg.-Vez. und
Landkreis Liegnitz, an der Katzbach, 5 Km von deren
Mündung in die Oder, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Liegnitz), hatte 1890:1204,1895:1277
E., darunter 337 Katholiken, Post, Telegraph, evang.
und kath. Kirche; Loh- und Weiftgerberei. Nahebei