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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Patmo - Patow
Abwesenheit Augusts iu Polen zur Verhaftung P.s
im Dez. 1705. P. wurde auf den Königstein gebracht.
Als bald darauf August II. von Karl XII. zum
Frieden von Altranstädt gezwungen wurde, mußte
er in die Auslieferung P.s an die Schweden ein- l
willigen, die im April^707 erfolgte. Beim Kloster
Kasimir bei Posen durch ein Kriegsgericht zum
Tode verurteilt, wurde P. 10. Okt. 1707 grausam
hingerichtet. Mehrere Dichter, darunter Gutzkow,
haben das Schicksal P.s dramatisch bearbeitet. -
Vgl. Iarochowski, P.s Ausgang (im "Neuen Archiv
für sächs. Geschichte", Bd. 3, Dresd. 1882 - 83);
von Vruiningk, Patkuliana aus dem livländ. Hof-
gerichtsarchiv (in den "Mitteilungen aus der liv-
länd. Geschichte", Bd. 14, Riga 1886); Vuchholtz,
Beiträge zur Lebensgeschichte P.s (Lpz. 1893).
Patmo, Insel, s. Patmos.
Patmore (spr. pättmohr), Coventry, engl. Dich-
ter, geb. 2. Juli 1823 zu Woodford (Esser), war
1846-68 Unterbibliothekar am Britischen Museum
und lebt jetzt in Lymington. Seine Gedichtsamm-
lungen "^ainsi'ton ckuroli to^sr anä otiier P06N8"
(Lond. 1853) und "^k6 anF6i in tli6I10U86" (2 Tle.,
1854 u. ö.) fanden großen Beifall. Außerdem schrieb
er uoch "I'aitMü t'oi- evsr" (1860), "Viet0i-i63 ot
1ov6" (1862) u. a. - Eine Gesamtausgabe erschien
als "?06iu8" (2. Aufl., 2 Bde., 1886) mit der Ab-
handlung "0n NnFii8ii iu6trica11a^".
Patmos, von den Italienern im Mittelalter
Palmosa, jetzt Patmo genannt, eine felsige Insel
im Ikarischen Meere, zu den türk. Sporaden ge-
hörig, hat ungefähr 60 kni Umfana und ist als Ver-
bannungsort des Evangelisten Johannes (s. d.) be-
kanllt, der hier in einer Höhle, etwa 2 km vom
Hafen Skala, feine Offenbarung geschrieben haben
soll. Zum Andenken des Apostels gründete auf dein
Gipfel eines Berges südlich von der Höhle, wo auf
der Trümmerstätte eines Artemistempels ein kleines
Kirchlein für den Apostel stand, der griech. Mönch
Christodulos, früher Archimandrit der Klöster auf
dem Latmos (s. d.), das berühmte Kloster des heil.
Johannes, dessen Stiftungsurkunde durch den Kaiser
Alexios I. Komnenos vom Jahr 1088 und dessen
Typikon (s. d.) durch den Stifter von 1091 datiert
ist. Das Kloster, das alle Stürme der Franken- und
Türkenzeit ertragen hat, besitzt eine für kirchliche
Litteratur sehr reiche Handschriftenbibliothek, deren
Katalog der gelehrte Mönch Sakkelion in Athen her-
ausgiebt. - Vgl. Roß, Reifen auf den griech. In-
seln des Agäischen Meers, Bd. 2 (Stuttg. 1843);
Gue'rin, I)68ci'iption äe 1'iis cl6 ?. et äs 1'iis ä<3
8aino3 (Par. 1856); Bomis, Akoluthie des heil.
Christodulos (griechisch, Athen 1884).
Patn, Ortsname in Ostindien, s. Pattan.
Patna (eigentlich Pattana, d. h. Stadt, bei
den Mohammedanern Asimabad), Hauptstadt
der Division P. (61449 tikin mit "881^ 15 063 944
E.) der Provinz Bihar in der indobrit. Lieutenant-
^ouverneurschaft Bengalen, liegt auf dem rechten
Ufer des Ganges an der India-Eisenbahn auf einer
Anhöhe, die sie vor den Überschwemmungen schützt.
Nach Beschreibungen aus älterer Zeit war P. eine
durch zahlreiche Paläste, Hindutempel und Mo-
scheen ausgezeichnete Stadt mit 350000 E. Gegen-
wärtig enthält der Ort enge Straßen, schlechte Häu-
ser, (1891) 165192 E., darunter 124506 Hindu,
40077 Mohammedaner, 541 Christen, und ist im
Winter voll Schlamm, im Sommer voll Staub.
Die eigentliche Stadt ist von eiuem Wall umgeben.
Sie besteht aus 9 großen Geschüftsvierteln mit
vielen kleinern Bazaren, Vorstädten und Garten-
anlagen, die sich von Dschafar-Chans Garten im
O. fast 30 km bis Bankipur im W. am Strome
hinziehen. Letztere Vorstadt enthält die besuchteste
Mohammed. Moschee, daneben einen Imambara,
in dem mitunter 100000 Gläubige versammelt sind,
und eine höhere Bildungsanstalt. Anch ist Vankipur
der Sitz der Behörden. P. hat mehrere Werfte, und
der Ganges ist in seiner Nähe oft von zahlreichen
Fahrzeugen belebt. Zu den Fabrikaten von P. ge-
hören feine Töpferwaren, Salpeter, Indigo und
namentlich Opium, dessen Handelsvertrieb hier seinen
Hauptsitz hat. Bedeutend ist die Baumwollfabri-
tation. Gegenüber von P., an der Mündung des
Gandak, liegt der Ort Hadschipur mit 21487 E.,
eine besuchte Wallfahrtsstätte der Hindu und als
solche zugleich Meßort. 14 km oberhalb P. am Gan-
ges liegt Danapur (s. d.). - P. hieß einst Patali-
putra (bei den Griechen Palibothra), war unter
den Königen von Magadha (Bihar), besonders unter
Udaja (450 v. Chr.) und Tschandragupta, die wich-
tigste Stadt Indiens.
Patois (frz., fpr. patöä, von dem mittellat.
Mri6N8i?, vaterländisch), die Dialektsprache des
niedern Volks, Vauernsprache.
Paton (spr. pätt'n), Sir Joseph Noel, schott.
Maler, geb. 13. Dez. 1821 zu Dunfermline, ist einer
der präraffaelitischen Maler. Seine Bilder (Oberon
und Titania, Faust und Margarete, Heimkehr eines
Gardisten aus dem Krimkrieg, Luther zu Erfurt)
zeichnen sich durch phantasievolle Auffassung sowie
durch erschütternden Ernst aus. P. wurde 1866
Hofmaler und 1867 in den Adelsstand erhoben.
Patos (Lagoa dos P.), Strandsee im süd-
lichsten brasil. Staat Rio Grande do Sul, 262 km
lang, bis 67 km breit, steht am Südende der Neh-
rung mit dem Atlantischen Ocean in Verbindung.
Die Fahrstraße führt durch das wenig tiefe, brackige
Wasser nach Porto-Alegre am Nordende.
Patow, Erasmus Robert, Freiherr von, preuß.
Staatsmann, geb. 10. Sept. 1804 zu Mattenchen
in der Niederlausitz, studierte 1823-26 in Berlin,
Leipzig und Heidelberg die Rechte, wurde 1829
Referendar, 1832 Regierungsassessor, 1836 zum
Regierungsrat, 1837 Zum Geh. Finanzrat und vor-
tragenden Rat bei der Staatsbuchhalterei, 1839
zum Geh. Oberfinanzrat und 1840 zum Mitgliede
des Staatsrats ernannt. Mitte 1844 wurde er
Wirkl. Geh. Oberrcgierungsrat und Direktor im
Ministerium des Innern, 1845 im Ministerium des
Äußern, wo er die schutzzöllnerische Richtung des
Zollvereins bekämpfte. P. übernahm 17. April
1848 im Kabinett Camphausen die Leitung des
Ministeriums für Handel, wurde nach Camphcmiens
Rücktritt 25. Juni 1848 zur Disposition gestellt,
doch schon 24. Juli zum Oberpräsidenten der Pro-
vinz Brandenburg ernannt. 1849 in die Zweite
Kammer gewählt, geriet er in Opposition zu dem
Ministerium und schied deshalb im Dezember aus
dem Staatsdienste. Als Mitglied des Staaten-
hauses wirkte P. im Erfurter Parlament für die
Nnionsverfassung. 1852 und 1855 wurde er für
Königsberg (Neumark) in das Abgeordnetenhaus
gewählt und trat hier energisch der Iunkerpartei
entgegen. In dem 6. Nov. 1858 berufenen liberalen
Ministerium Hohenzollern- Auerswald übernahm
P. die Finanzen, bereitete den Deutfch-Französifchen
Handelsvertrag vor und setzte auch, um die Re-