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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pelagische Schichten - Pelargonie
den Sieg in der Kirche davonzutragen; es bildete
sich vielmehr namentlich in Gallien eine mittlere
Richtung, deren Anhänger S emi p ela a i an er (s.d.)
hießen, und in der mittelalterlichen Kirche wurde
dieserSemipelagianismus die herrschende Mei-
nung. Die Reformatoren kehrten jedoch zur streng-
sten augustinischen Lehre zurück. Als Melanchthon
später einige Milderungen der behaupteten absoluten
Sündenverderbnis versuchte und dem natürlichen
sreien Willen wenigstens die Fähigkeit, die Gnade
anzunehmen oder abzulehnen, übriglassen wollte, er-
hob sich auch gegen ihn und seine Sckule die An-
klage auf Semipelagianismus, den die Konkordien-
sormel (s. d.) vollständig von der luth. Kirche aus-
zuschließen bemüht war. Später wurden durch den
Pietismus semipelagianische, durch den Rationalis-
mus pelagianische Ansichten aufs neue in die prot.
Kirche eingeführt. Schleiermacher suchte im Zusam-
menhang seiner ganzen religiös - philos. Weltan-
schauung auch den Augustinismus tiefer zu begrün-
den, und die moderne Vermittelungstheologie hat
Schleiermachersche und Melanchthonsche Gedanken
zu verbinden, die orthodoxe Lehre aber entweder leise
zu modifizieren oder geradezu (wie die Erlanger
Schule) nach ihrem eigenen Bedürfnis umzudeuten
versucht, ohne der Anklage des Semipelagianismus
ihrerseits entgehen zu können. - Vgl. G. F. Wig-
gers, Versuch einer pragmatischen Darstellung des
Augustinismus und Pelagianismus (2 Bde., Hamb.
1821-33); I. L. Iacobi, Die Lehre des Pelagius
(Lpz.1842); Wörter, Der Pelagianismus (2. Aufl.,
Freib. i. Br. 1874); Klasen, Die innere Entwicklung
des Pelagianismus (ebd. 1882).
Pelagische Schichten (vom grch. MaZ08,
Meer), die auf dem Boden des offenen Oceans ge-
bildeten Ablagerungen im Gegensatz zu den lito-
ralen, am Ufer abgesetzten Schichten.
Pelagische Tiere, s. Meer.
Pelaglus, Name von zwei Päpsten:
P. I. (555-560), ein Römer, Archidiakonus in
Rom, dann Apocrisiarius (s. d.) im Orient, wäbrend
der Gefangenschaft des Papstes Vigilius dessen Stell-
vertreter, später dessen Leidensgefährte in Konstanti-
nopel, lieh sich unter dem Drucke des Kaisers zur
Verdammung der vom Abendlande anerkannten sog.
Drei Kapitel (s. Dreikapitelstreit) herbei. Hierdurch
kam er in den Verdacht der Ketzerei und es trennten
sich die oberital. Kirchen, namentlich Aquileja und
Mailand, von Rom, bis Gregor d. Gr. sie durch
völlige Verleugnung seiner Vorgänger wieder mit
dem päpstl. Stuhl versöhnte.
P. II. (578-590), aus got. Geschlecht, versuchte
umsonst, die unter P. I. ausgebrochene Kirchenspal-
tung beizulegen und den Erzbischof von Aauileja
wieder für Rom zu gewinnen. Für den heil. Petrus
und seine Nachfolger nahm er die Unfehlbarkeit in
Anspruch und protestierte gegen den Titel Allge-
meiner Bischof, den sich der Patriarch Johannes
Iejunator von Konstantinopel beigelegt hatte.
Pelagius, Stifter der Pelagianer (s. d.).
Pelagmna, Name einer macedon. Landschaft,
die fruchtbaren Hochebenen am obern Erigon (jetzt
6rna oder Karafu) umfassend. P. gehörte ursprüng-
lich zum Päonischen Königreiche, wurde aber mit
diesem unter Alexander d. Gr. mit Macedonien ver-
einigt. Hauptort ist jetzt Monastir.
Pelagomsi, KyraPanagiaoderPelerissa,
griech. Insel im Agäischen Meer, eine der nördl.
Sporaden, gehört zum Nomos Euböa, ist 24 ykni
groß, felsig, hat zwei Klöster und einen tresslichen
Hafen. - P., im Altertum Polyägos, war von
Dolopern bewohnt.
Pelagofa, Inselgruppe im Adriatischen Meere,
die am weitesten nach Südwesten vorgeschobene
Dalmatiens: die größte Insel, P. grande (höchste
Erhebung 8? m), trügt einen großen Leuchtturm und
eine Kirche. Weerschlangen.
?o1a.ini3 dioolor, Plattschwanzschlange, s.
Volants 8a.rcla. d 1^., unechter Vonite (s. d.).
Pelargonie (?6iHrZ0nium ^'Ile?-.), Storch-
schnabel, Gattung der Pflanzenfamilie der Ge-
raniaceen (s. d.), deren sehr zahlreiche (über 500)
Arten fast alle am Kap der Guten Hoffnung ein-
heimisch sind. Sie unterscheidet sich von den ver-
wandten Gattungen durch einen vom obern, brei-
tern Kelchabschnitt am Vlütenstielchen herablaufen-
den röhrigen Sporn. Der Name bezieht sich auf
die dem Storchschnabel ähnliche Form der Frucht.
Weniger durch Schönheit der Blumen als durch
Schnitt und Wohlgeruch der Blätter ausgezeich-
nete Arten sind: keiai'^oniuin criZpuni ^4it. mit
rundlich-herzförmigen, dreilappigen, wohlriechenden
Blättern mit eingefchnittenen, wellenförmig-faltigen,
kraufen, gezähnten Lappen; ?6i3.rZ0niuin oäora-
ti38iinum ^t. (Muskatkraut) mit sehr wohl-
riechenden , langgestielten, rundlich - herzförmigen,
kraus gekerbten Blättern; ?6wrF0nwiu raänia ^4"'t.
mithandförmigen, doppelt-halbgefiederten, scharfen,
am Rande zurückgerollten, balsamisch duftenden
Blättern, die bei Varietät ro86um (Rosengera-
nium) ähnlich riechen wie die Knospen der Cen-
tifolie. Die Blüten der drei letztgenannten werden
in Südfrankreich und Algier zur Darstellung des Ge-
raniumöls (s. d.) benutzt. Auch ?6iarFonium capi-
tawm ^?'t. hat rosenduftige Blätter. I^iai-ZoniuN
huei-citolinm ^'5. besitzt Blätter vom Schnitt der
Eichenblätter. Das Laub der I^wi-Zonium toiusn-
t08um "/ac^. duftet nach Pfefferminze, das des
?e1ar30niuin citi-iäoruin /loi't. nach Citrone. Alle
diese Formen blühen fast ohne Aushören, wo sie Luft,
Wärme und Feuchtigkeit genug finden.
Von den übrigen Arten haben als Ausgangs-
punkte zahlreicher Varietäten und Blendlinge Be-
deutung erlangt: ^siarZoniiiiii inHuinang ^.it. und
?6lar30nwni Zonale Il^M. Die erstere ist gekenn-
zeichnet durch kreisrund-nierenförmige, etwas ein-
geschnitten-gekerbte, filzig-schmierige Blätter und zu
langgestielten Dolden vereinigte scharlachrote Blu-
men mit breit-keilförmigen Vlütenblättern, die an-
dere durch rundliche, an der Basis herzförmige, un-
regelmäßig gelappte Blätter, die gegen die Mitte
hin mit emer schwärzlich-grünen Zone bezeichnet
sind, und durch karminrote Blumen. Ihre Abkömm-
linge, die in zahlreichen einfach- und gefülltblühen-
den Varietäten zu den beliebtesten Florblumen und
Gruppenpflanzen gehören, faßt man unter dem
Namen der Scharlach-(Scarlet-) Pelargonie
zusammen. Eine andere durch Kreuzung gezüchtete
Gruppe sind die Odierpelargonien, an deren
Entstehung ?6i3,rF0niuni ArÄnälüoruni ^. den mei-
sten Anteil zu haben scheint. Sie bilden 40-60 ciu
hohe Büsche mit holzigen Stämmen, ziemlich großen
rundlich-nierenförmigen, mehr oder weniger tief
gelappten, etwas seidenhaarigen Blättern und ziem-
lich großen, zu 5-12 auf achselständigen Stielen
stehenden schönen gesteckten Blumen. Sie eignen
sich nur zur Topfkultur. Eine dritte Gruppe sind die
aus dem?6lar^0uium peitatum ^4?'t. entstandenen