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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Perugino - Peruzzi (Baldassare)

liche Renaissance-Intarsiaarbeiten an Thüren und Stuhlwerk (s. Tafel: Intarsia, Fig. 1).

Etwa 5 km östlich von der Stadt wurde 1840 die altetrusk. Gräberstadt von P. entdeckt und zwar zuerst das Grab der Volumnii aus dem 3. Jahrh. v. Chr.

Geschichtliches. P. war unter dem Namen Perusia, eine der zwölf alten etrurischen Bundesstädte, alsdann, nachdem durch die Schlacht bei Perusia (309 v. Chr.) Etrurien von dem röm. Konsul Qu. Fabius Maximus zum Frieden gezwungen war, ein Municipium mit den Rechten einer latinischen Kolonie. Um 40 v. Chr. wurde P. der Mittelpunkt des Kampfes zwischen Octavianus und dem Konsul Lucius Antonius, dem Bruder des Triumvirn (Perusinischer Krieg, bellum Perusinum). Bei der Eroberung durch Octavian brannte die Stadt ab, wurde von Octavian wiederhergestellt, weshalb sie den Namen Augusta Perusia annahm. In der Ostgotenzeit war P. die wichtigste Stadt Tusciens (mittellat. Perusium), kam 592 von den Langobarden an das Exarchat, 774 an das Patrimonium Petri (Romania), im 12. Jahrh. an das Herzogtum Spoleto, unterwarf sich im 14. Jahrh. fast ganz Umbrien und ergab sich 1377 dem Papste. Unter franz. Herrschaft (1808-14) war P. Hauptstadt des Depart. Trasimène. Am 31. Mai 1849 wurde die Stadt von den Österreichern genommen, 1859 durch die Schweizertruppen des Papstes erstürmt, wobei viele Ausschreitungen vorkamen, und 1860 von Sardinien besetzt. - Vgl. G. B. Rossi Scotti, Guida di P. (Perugia 1867); Bonazzi, Storia di P. (2 Bde., ebd. 1875-79).

Über den Lago di P. s. Trasimenischer See.

Perugino (spr. -dschihno), Pietro, mit seinem Familiennamen Vannucci, Hauptmeister der umbrischen Malerschule und Lehrer Raffaels, geb. 1446 zu Città della Pieve. Man nennt als seine Lehrer Benedetto Buonfiglio, Pietro della Francesca u. a.; später war er mit Leonardo und Lorenzo di Credi Schüler Verrocchios in Florenz. 1480-95 lebte er vielfach in Rom, wo die Päpste Sixtus IV., Innocenz VIII., Alexander VI. ihn beschäftigten. Er gründete in Perugia eine blühende Schule, arbeitete von 1502 an jahrelang in Florenz, wo er bereits früher thätig gewesen war, dann wieder in Perugia und an manchen andern Orten bis zu seinem 1524 erfolgten Tode. Sein Stil deutet auf verschiedene Einwirkungen hin. Unter dem Einfluß des florentin. Naturalismus hat er z. B. die wenigen noch erhaltenen Fresken in der Sixtinischen Kapelle zu Rom (1480; s. Tafel: Italienische Kunst VII, Fig. 5) gemalt. Später wendete er sich wieder ganz dem umbrischen Stil zu und wurde der Hauptrepräsentant der zarten Anmut und des schwärmerisch-sehnsüchtigen Ausdrucks, bei tiefer, glühender Farbengebung, welche diese Schule auszeichnen. Unter seinen Staffeleigemälden sind berühmt die Grablegung Christi von 1495 (im Palast Pitti zu Florenz), die Himmelfahrt Christi von demselben Jahre (im Museum zu Lyon), Madonna auf dem Thron mit den Schutzheiligen von Perugia (1496; Gemäldegalerie des Vatikan), die Himmelfahrt Mariä (von 1500; in der Akademie zu Florenz), die Vermählung von Maria und Joseph (für den Dom in Perugia, seit 1797 im Museum zu Caen), Kampf zwischen Amor und der Keuschheit (1505; Paris, Louvre); unter seinen Fresken: Christus am Kreuz mit Heiligen (um 1500; im Kloster Sta. Maria Maddalena in Florenz); die Scenen aus dem Alten Testament und der alten Geschichte nebst Allegorien und mytholog. Gestalten, womit er um 1500 die Halle der Wechsler (Collegio del Cambio) in Perugia schmückte; die Geburt Christi (in San Francesco del Monte bei Perugia). In seinen spätern Jahren verliert seine fabrikmäßig geübte Produktion an künstlerischer Bedeutung.

Peruguano, s. Guano.

Perun, slaw. Gottheit, s. Perkun.

Perusalpeter, s. Chilesalpeter.

Perusĭa, der alte Name von Perugia (s. d.).

Perusilber, s. Alfénide.

Perusīnischer Krieg, s. Perugia und Augustus (Bd. 2, S. 131 b).

Peruvianischer Balsam, Perubalsam oder indischer Balsam (Balsamum Peruvianum), der aus dem Stamme von Myroxylon sansonatense Kltsch. (s. Myroxylon) durch einen eigentümlichen Schwelungsprozeß gewonnene Balsam. Ende November nach Ablauf der Regenperiode wird die Rinde mittels stumpfer Instrumente weich geklopft, so daß sie nur noch lose am Stamme sitzt; hierauf erhitzt man diese Stellen mittels Fackeln, bis sie äußerlich verkohlt sind, und fängt den nach einigen Tagen austretenden Balsam in wollenen Lappen auf, die, nachdem sie vollgesogen sind, mit Wasser ausgekocht werden. Der Balsam sinkt dabei im Wasser unter, wird in Kalebassen gesammelt und nach dem Hafenplatz gebracht, wo er durch Stehen in Cisternen, Erhitzen, Abschäumen und Absetzen einem weitern Reinigungsprozesse unterworfen wird. Ein Baum kann 30 Jahre hindurch ausgebeutet werden und liefert pro Jahr etwa 2,5 kg Balsam. P. B. ist dickfließend, dunkelbraunrot, hat ein spec. Gewicht von 1,135 bis 1,145, riecht angenehm vanillenartig und schmeckt kratzend bitterlich. An der Luft trocknet der Balsam nicht ein. Bestandteile desselben sind Cinnameïn (Zimmetsäurebenzyläther), freie Zimmetsäure, Harz und Spuren Vanillin. Er dient als Arzneimittel meist äußerlich, findet ferner Anwendung in der Parfümerie und wird auch mitunter in der Schokoladenfabrikation verwendet. Die Ausfuhr Salvadors beträgt jährlich etwa 25000 kg zu 10-30 M. das Kilo. Haupthandelsplätze sind Hamburg, London und Havre. Hamburgs Einfuhr betrug 1893: 13500 kg.

Aus den Früchten desselben Baumes gewinnt man auch durch Auspressen einen weißen P. B., der zeitweise zum Export gelangt, aber in Europa wenig gebraucht wird. Derselbe sieht terpentinartig aus, riecht stark melilotenartig und sondert sich in der Ruhe in eine obere flüssige und eine untere krystallinisch-harzige Schicht, die Krystalle eines indifferenten Harzes (Myroxokarpin) absetzt.

Peruvianische Rinde, s. Chinarinde.

Peruwelz, Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Station der Eisenbahnlinien Basècles-Tournai und der franz. Lokalbahn Somain-P., hat 8249 E., bedeutenden Tabakbau, Wollspinnerei und Baumwollwarenfabrikation.

Peruzzi, Baldassare, ital. Maler und Baumeister, geb. 1481 zu Accajano bei Siena, widmete sich der Malerei, in der er von Sodoma beeinflußt wurde, siedelte 1503 nach Rom über, begann von hier aus im Wetteifer mit Bramante die Antike zu studieren. Sein erstes röm. Bauwerk ist die Villa Farnesina (1509-10), während er gleichzeitig in Sta. Croce in Gerusalemme malte und für Carpi zahlreiche Entwürfe lieferte. Nach Raffaels Tod wurde er 1520 dessen Nachfolger am Bau der