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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petri (Olaus) - Petro-Bei
und 1890 wurde er für Strahburg, in den Deutschen z
Reichstag gewählt, wo er sich der nationalliberalen !
Partei anschloß. Er stellte sich mit Entschiedenheit !
auf den deutsch-nationalen Standpunkt und wirkte
im Reichstage wie im reichsländischen Landesaus-
schusse in diesem Sinne. Im Juni 1893 unterlag
er seinem Gegenkandidaten Vebcl. !
Petri, Olaus, schwcd. Reformator, geb. 6. Jan.
1493 in Orebro (Provinz Nerike), studierte in Upsala ^
und ging 1516 erst nach Leipzig, dann nach Witten-
berg, um unter Luther und Melanchthon seine Stu-
dien zu beenden. Als Magister kehrte er 1518 nach ^
Schweden zurück, bekam eine Anstellung in Streng-
näs und begann hier seine reformatorische Thätig-
keit. Durch Vermittelung des Königs Gustav I.
wurde er 1524 Stadtschreiber in Stockholm, wirkte
aber daneben als Prediger an der Stadtkirche. 152"!
begann P. seine litterar. Wirksamkeit mit einem,
geistlichen Gesangbuche, dem ersten in schwed.
Sprache. 1526 - 31 gab er eine große Anzahl i
Schriften heraus, in denen er mit Überzeugung und
Wärme die reform. Ideen vertrat. Auch schrieb er
eine schwedische, bis 1520 reichende Chronik, abge-
druckt in dcn "3criptc)i-68 reruin Zuecicarum msäii
aovi", Vd. 1 (Upsala 1818), die durch originelle
Auffassung und vorzügliche Sprache ausgezeichnet
ist. Kurze Zeit (1531 - 33) war P. Kanzler des !
Königs, bei dem er jedoch 1539 völlig in Ungnade
fiel. Er wurde vor ein außerordentliches Gericht ge-
stellt, zum Tode verurteilt, aber begnadigt. 1543
wurde er Pfarrer bei der Stadtkirche in Stockholm ^
und starb 19. April 1552. ,
Sein Bruder Laurentius P. soll 1499 geboren !
sein und auch in Wittcnberg unter Luther studiert
haben. Man kennt von seinen Lcbensumständen,
nichts, bis er 1531 (er war damals Schulrektor in i
Upsala) zum Erzbischof von Upsala erwäblt wurde. !
Als solcher starb er 26. Okt. 1573. Er hat die erste ^
evang. Kirchenordnung Schwedens ausgearbeitet,
die 1571 gedruckt, 1572 angenommen wurde und ^
auch die erste Schulordnung Schwedens enthielt.
Petrie (spr. pihtrl), William Matthew Flin-
ders, engl. Archäolog und Ltgyptolog, geb. 1853 in
Eharlton bei London, beschäftigte sich seit 1874 mit
dem Studium und der Vermessung der brit. Alter- ^
tümer aus kelt. Zeit und schrieb "Incwctiv6 instro
I0F7" (Lond. 1873), "8t0N6d6NF6" (ebd. 1878). Er
ging 1880 zum Zweck einer neuen Untersuchung der
Pyramiden nach Ägypten, die er 1881 und 1882 zu
Ende führte. 1884 unternahm er im Auftrage der zur
Erforschung der altägypt. Ruinenstätten gebildeten
engl.-amerik. Gesellschaft Ii^pt ^xploration I^inä
die Ausgrabung von Tanis, nachdem ihm vorher noch
auf einer Forschungsreise die Entdeckung der griech.
Pflanzstadt Nautratis geglückt war. Seit1888 unter-
nahm er auf eigene Hand mit Unterstützung engl.
Freunde Ausgrabungen in Ltgyptcn und zwar zu-
nächst in der Landschaft Fajum, später in den
Ruinen von El-Amarna und Koptos. Die For-
schungen P.s zeichnen sich durch große Genauigkeit
und die scharfe Beobachtung auch scheinbar neben-
sächlicher Fundstücke aus; für die Geschichte der
ägypt. Kleinkunst sind seine Ausgrabungen epoche-
machend. Seit 1892 ist P. Professor der Ägypto-
logie am Hniv6r8it^ Ooiik^L in London. Die Ergeb-
nisse seiner Forschungen bat P. in einer Reibe von
Abhandlungen veröffentlicht. Eine Übersicht seiner
ägypt. Ausgrabungen gab er indem,fürweitere Kreise
bestimmten Werke: "I'sii ^eai-Z' 61331113 iu N^pt
1881-91" (Lond. 1893). Außerdem veröffentlichte er
"Naeial?0lti'iiit8,190 pnoto^ra^liZ troin N^ptian
illonuinentä" (Lond. 1887), "I^vo liieroZI^pinc
pap^i-i ii'om ^laniZ" (ebd. 1889; zusammen mit Grif-
fith), "Hiztorical 8cai-ad8" (ebd. 1889), "8wä6iit'8
Iliätoi'x ol ^3)^t" (ebd. 1894).
Pctrifizieren (grch.-lat.), versteinern; Petri-
fikati 0 n, Versteinerung.
Petrikanal (Canale de Santi Petri),
Meerenge zwischen Spanien und der Insel Leon mit
Eadiz (s. d.); am Südende desselben sind Insel und
Castello de Eanti Petri.
Petrikau, russ. Petrokow, poln. I^iotrl"^.
1) Gouvernement inl südwestl. Teil von Russisch-
Polen, grenzt im S. an Galizien, im SW. an Preu-
ßisch-Schlesien, im W. an das Gouvernement Ka-
lisch, im N. an Warschau, im O. an Nadom und
Kjelzy und hat 12 249,i (ikm mit 1106 900 E., d. i.
90 auf 1 sikm. Die Oberfläche ist eben, im S. hü-
gelig , der Boden sandig oder mit Lehm gemischt.
Hauptflüssc sind die Piliza an der Ost- und die Warta
an der Westgrcnze. Die Mineralschätze bestehen aus
Steinkohlen, Eisen, Zink, Cement und Galmei.
60 Proz. der Bodcnflä'che sind mit Wald bedeckt. Die
Bevölkerung besteht ausPolen, Deutschen, Juden und
wenig Russen. Römisch-katholisch sind 75, griechisch-
katholisch 0,i6, evangelisch 12, mosaischer Konfession
12 Proz. In industrieller Beziehung nimmt P. den
ersten Rang unter den poln. Provinzen ein. Gewon-
nen wurden (1887) gegen 120 Mill. Pud Steinkohle,
1 Mill. Pud Eisenerz, 2 Mill. Pud Gußeisen, herge-
stellt 2 Mill. Pud Eisengeräte. P. hat 1858 Fabriken
mit 53 000 Arbeitern und eine Produktion von
94 Mill. Rubel. Dabei fallen auf Baumwollfpinne-
rci 30, auf Wollweberei 13, Wollspinnerei 11 Mill.
Rubel. Hauptcentrum der Industrie ist Lodz, dann
folgen Zgersch, Tomaschow, Pabianizy. Vorhanden
sind 287 Wn Eisenbahnen; ferner 3 Knaben-, 2 Müd-
chcngymnasien, 1 Special- und 569 niedere und
Elementarschulen. Das Gouvernement, 1866 gebil-
det, zerfällt in 8 Kreise: P., Vendin, Vresiny, Czen-
stochau, Lask, Lodz, Nowo-Nadomsk und Rawa. -
2) Kreis im östl. Teil des Gouvernements P., im
Gebiet der Piliza, hat 2087,6 hlcin, 153 531 E., Acker-
bau, Holzbearbeitung u. s. w. - 3) Hauptstadt des
Gouvernements und des Kreises P., an der Strada
und an der Eisenbahn Warschau-Wien, hat (1888)
24589 E., 7kath., I russ., 1 cvang. Kirche, 4Klöster,
schönes Rathaus, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium,
wenig Industrie und Handel. Im 15. und 16. Jahrh,
wurden in P. poln. Reichstage gehalten und die
Könige gewählt; später war es Sitz des Tribunals für
Großpolen. 1702 wurde es von den Schweden ge-
nommen; 1796 wurden hier die Konföderierten von
den Russen geschlagen. ftrus (Apostel).
Petri Ketteufeier, Petri Stuhlfeier, s. Pe-
Petrilla, s. Petrosöny-Dilsa.
Petrinifche Briefe, s^Petrus (Apostel).
Petrinja, selbständige ^tadt im Komitat Agram
in Kroatien und Slawonien, rechts an der Kulpa,
Sitz eines Gerichtshofs, hat (1890) 4691 meist kath.
kroat. E., in Garnison 1 Bataillon des 101. ungar.
Infanterieregiments "Sergius Alerandrowitfch,
Großfürst von Rußland", Schloß, Lehrerbildungs-
anstalt, Unterreal-, Obst- und Weinbauschule;
Seidenbau und Handel, besonders mit Hornvieh.
Petro-Alexandrowsk, rusf. Festung im
Amu-darja-Vezirk (s. d.).
Petro-Bei, s. Mauromichalis.