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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petroleumäther - Petroleumlampen
Produkte von verschiedenem Siedepunkt, z. V. drci
Abteilungen für Petrolcumä'ther, Benzin und Kero-
sin. Aus dem Empfangskasten fließen die Dcstilla-
tionsprodukte in besondere Behälter ab. Die im
Kessel verbleibenden Rückstände werden in andern
Apparaten auf Schmieröle, Vaseline weiter ver-
arbeitet. Das durch Destillation gewonnene Leuchtöl
giebt beim Verbrennen eine rußende, üblen Geruch
verbreitende Flamme und besitzt auch noch nicht die
im Handel gewünschte Farbe. Zur vollkommenen
Handelsware wird es erst durch die chem. Rei-
nigung oder Raffination, die in aufeinander fol-
gender Behandlung mit Schwefelsäure, Natron-
lauge und Wasser besteht.
Für das zum Gebrauch fertige Lampcnpetroleum
ist ein niedriger Entflammungspuukt notwendig,
wenn die Explosionsgefahr beseitigt sein soll. Unter
Entflammungspunkt versteht man denjenigen Tem-
peraturgrad/bei welchem sich die über der Flüssig-
keitsoberfläche gebildeten Dämpfe an einer Flamme
entzünden. Die importierten Ole werden in den
deutschen Hasenstädten in besondern Testbureaus
mittels des Abelschen Apparats (s.d.) auf ihren
Entflammungspunkt geprüft. Derselbe besteht aus
einem cylindrischen, zur Aufnabme des P. bestimm-
ten Gefäß, das durch eine Luftschicht von einem es
umgebenden Wasserbad getrennt ist. Die Wärme
des Wassers (50°) teilt sich durch die Luftschicht hin-
durch langsam dem P. mit. Von Zeit zu Zeit wird
eine kleine Flamme der Oberfläche genähert. Ent-
zünden sich die Dämpfe, so ist die zur selben Zeit ab-
gelesene Temperatur der Entflammungspunkt. Alle
Leuchtöle, die bei weniger als 21" (X entflammen,
werden (nach Kaiserl. Verordnung vom 24. Febr.
1882) für feuergefährlich erklärt und vom Handel
ausgeschlossen, bis sie durch Abdcstillieren der flüch-
tigen Bestandteile einen zulässigen Entflammungs-
punkt erhalten haben. In England gilt 73" I'. ^
22,88° (^. als niedrigster Entflammungspunkt. In
Österreich hält man noch an der veralteten Bestim-
mung des Entzündungspunktes fest, d. h. der Tem-
peratur, bei der sich das flüssige P. entzündet; er
liegt um 5 bis 10° höher als der Entflammungs-
punkt und ist in Osterreich auf 37,5° <ü. festgelegt.
Außer dem Entstammungspunkt, der schon beim De-
stillationsprozeß bestimmt wird, ist von weiterer Wich-
tigkeit für die Qualitätdes P. die Zähflüssigkeit (Vis-
cositüt). Dieselbe muß eine möglichst geringe sein,
wenn das P. vom Lampendocht gut emporgesaugt
werdensoll. Man mißt sie mit dem Englerschen Visco-
simeter, durch welches die Zeit bestimmt wird, in wel-
cher eine bestimmte Menge P. aus einer kleinen Öff-
nung ausflieht. Wichtig für den Handel ist auch die
Farbe des P. Sie zeigt" ungefähr den Grad der Rei-
nigung an und ist deshalb preisbestimmend. Von dem
für Lampenpetroleum geforderten Weiß unterscheidet
man im Handel vier Stufen: ^vater ^vdit6 (erste
Marke), 8up6rtiii6 >v1iit6 (zweite Marke), priino
nkits (dritte Marke), ätanäarä ^vliite (vierte
Marke). Diese Nuancen, die so fein sind, daß sie
mit dem bloßen Auge nicht scharf auseiuander
gehalten werden können, entsprechen den Skalen
von Kolorimetern, von denen die von ^tammer
und Wilson gebräuchlich find. Durch längeres
Lagern wird jedes weiße P. gelb, was auf Ory-
dation beruht. Handelsnamen wie 8ui^iZ1it (Son-
nenlicht), Astralöl, Kaiseröl u. s. w. sollen eine be-
sonders hohe Leuchtkraft ausdrücken, die betreffenden
Produkte haben aber vor andern gut raffinierten
Sorten nichts voraus. Die Leuchtkraft hängt haupt-
sächlich von einer guten Lampenkonstruktion ab
(f. Petroleumlampen).
Außer als Leuchtstoff dient das P. zum Kochen
(s. Petroleumkocher) sowie in neuerer Zeit zum Be-
trieb der Petroleummotoren (s. d.). Eine häusliche
Verwendung findet es auch als Vertilgungsmittel
von Ungeziefer. Die bei der Destillation des Rob-
vetroleums verbleibenden Rückstände (rnss. Masut)
bilden, wenn sie nicht auf Schmieröl und Vase-
line weiter verarbeitet werden, einen selbständigen
Handelsartikel. Außer zum Heizen der Destilla-
tionskesscl dienen die Rückstände (besonders in
Rußland) in großer Menge als Heizmaterial für
^ Kessel von Lokomotiven, Dampffchiffen und Fabri-
^ ken; sie werden dem Feuerraum mittels eines Zer-
stäubers (Forsunka, 1869 von Lenz erfunden) zu-
geführt und geben bei rauchfreier Verbrennung einen
! Heizwert, der den einer guten Steinkohle um 20 Proz.
übertrifft. Viele Fabriken in Baku arbeiten aus-
^ fchlichlich auf Mafut und betrachten das Leuchtöl
i als Nebenprodukt. ) 891 wurden aus Baku 96 Mtl.
! Pud diefes Brennstoffs ausgeführt.
! Vgl. Nöldeke, Vorkommen und Ursprung des P.
(Celte 1883); H. Höfcr, Das Erdöl und seine Ver-
wandten (Vraunschw. 1888); Veith, Das Erdöl (P.)
und seine Verarbeitung (ebd. 1892); Noßmäßler,
Die Petroleum- und Schmierölfabrikation (Lpz.
1893).
Petroleumäther, Keroselen, der flüchtigste
Anteil des rohen Petroleums, welcher bei der Raf-
fination zu entfernen ist. Er siedet zwischen 40 und
70° und ist ein vortreffliches Lösungsmittel für
viele organische Substanzen. Dieser Eigenschaft
wegen findet er vielfach technische Verwendung,
z. B. zur Extraktion von Fetten u. dgl.
Petroleumboot, ein Boot, bei dem ein Petro-
leummotor (s. d.) die Triebkraft liefert. (S. auch
Naphthaboot.) M. 28d).
Petroleumglanzlicht, s. Petroleumlampen
Petroleumkocher, Kocheinrichtungen, beidenen
die Speisen durch Petroleumbrenner erwärmt wer-
den. Als solche dienen Flachbrenner, die von einem
blechernen Petroleumkasten gespeist werden. Der
Aufsatz für die Kochtöpfe ist nach den Seiten ge-
, schlössen und zur Beobachtung der Flammen mit
Schaulöchern versehen. Wenn auch die P. wegen
! der geringen Heizkraft der oft rußenden Petroleum-
! flammen unvollkommene Heizapparate sind, fo leisten
sie doch hier und da, z. V. für Sommerwohnungen,
gute Dienste. Auch jede Petroleumtischlampe, auf
welche ein Kocher mit geeignetem Fuß aufgefetzt
wird, kann als P. dienen.
Petroleumkraftmafchiue, soviel wie Petro-
leummotor (s. d.).
Petroleumlampen, Mineralöllampen, im
Gegensatz zu Öllampen (s. d.) diejenigen Lampen,
die sür die verschiedenen flüchtigen Mineralöle, be-
sonders für Petroleum, konstruiert find. Bei den P.
bedarf es keiner Vorrichtung, die den Brennstoff auf
, der Höhe der Flamme erhält; die bloße Saugwir-
kung des Dochtes genügt für diesen Zweck. Die
, einzelnen Konstruktionen der P. sind demnach auf
^ andere Ziele gerichtet: auf möglichste Entwicklung
der Leuchtkraft durch besondere Gestaltung des
! Brenners, auf Hcrabminderung der Explosions-
! gefahr und auf Herabminderung der strahlenden
! Wärme. Die Flamme der Mincralöllampcn for-
dert zur iutensiven Lichtentwicklung einen besonders