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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Petzerbaude; Petzholdt; Peu; Peucedanīn; Peucedănum; Peucer; Peucker; Peuple; Peutelstein; Peutinger

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Petzerbaude - Peutinger

Petzerbaude, Petzerkretscham, s. Aupa.

Petzholdt, Jul., Bibliograph, geb. 25. Nov. 1812 zu Dresden, studierte in Leipzig Philologie und gab die «Progymnasmata» des Aphthonius (Lpz. 1839) heraus. Er wurde hierauf vom Prinzen (nachmaligen König) Johann zum Gehilfen bei dessen Dante-Arbeiten sowie zum Bibliothekar für die prinzliche Sekundogenitur-Bibliothek erwählt, übernahm 1842 auch die Aufsicht über die Bibliothek der Gemahlin des Prinzen und wurde 1853 Bibliothekar des Kronprinzen Albert. Er starb 17. Jan. 1891 in Dresden. P.s litterar. Ruf gründet sich hauptsächlich auf den von ihm 1840‒84 herausgegebenen «Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft», das zuerst in kürzerer Fassung 1844 begonnene und 1875 (Dresden) in 5. Ausgabe erschienene «Adreßbuch der Bibliotheken Deutschlands mit Einschluß von Österreich und der Schweiz» und die «Bibliotheca bibliographica» (Lpz. 1866). Außerdem veröffentlichte er eine «Litteratur der sächs. Bibliotheken» (Dresd. und Lpz. 1840), «Urkundliche Nachrichten zur Geschichte der sächs. Bibliotheken» (Dresd. 1855), «Katechismus der Bibliothekenlehre» (3. Aufl., Lpz. 1877; neu bearbeitet von Graesel, 1890), «Katalog der von König Friedrich August nachgelassenen Kartensammlung» (Dresd. 1860), «Bibliographia Dantea ab anno 1865 inchoata» (2. Aufl., ebd. 1880) sowie eine Reihe von Schriften biogr. und bibliogr. Inhalts, besonders auch über den König Johann von Sachsen.

Peu (frz., spr. pö), wenig; peu à peu, nach und nach, allmählich.

Peucedanīn oder Imperatorin, C<sub>16</sub>H<sub>16</sub>O<sub>4</sub> Bitterstoff der Wurzel von Peucedanum officinale L. und Imperatoria ostruthium L. (Peucedanum imperatori Crz.), krystallisiert in Prismen, welche bei 81° schmelzen.

Peucedănum L., Haarstrang, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit gegen 80 auf der nördl. Halbkugel ziemlich weit verbreiteten Arten, ansehnliche Kräuter mit ausdauerndem Wurzelstock und fiederförmig zerteilten Blättern. In Deutschland sind die bekannteste; P. officinale L., der auf Waldwiesen wachsende gemeine Haarstrang, Roßkümmel oder Saufenchel, mit sehr fein in lineale Zipfel zerschnittenen Blättern, gelblichen Blüten und fleischiger Wurzel; P. cervaria L., die Hirschwurz, in Bergwäldern, mit dreifach fiederteiligen Blättern; P. oreoselinum L., die Bergpetersilie oder Grundheil, an Waldrändern und auf grasigen Anhöhen, mit ebenfalls dreifach-fiederteiligen Blättern. Die beiden letzten blühen weiß. Ebenfalls weiße Blüten, aber breitere Fiederabschnitte hat die häufig als besondere Gattung abgetrennte Meisterwurz, P. imperatoria Crz. (Imperatoria ostruthium L.), die besonders in der alpinen Region vorkommt und vielfach der jetzt noch offizinellen Wurzel halber kultiviert wird. Die Wurzel enthält das Peucedanin (s. d.).

Peucer, Kaspar, Gelehrter, geb. 6. Jan. 1525 zu Bautzen, studierte zu Wittenberg, wurde dort 1554 Professor der Mathematik und Astronomie, 1560 Professor der Medizin und Geschichte, Kurator und Rektor der Universität und Leibarzt des Kurfürsten August von Sachsen. Mit der jüngsten Tochter Melanchthons, Magdalena, verheiratet, war er nach Melanchthons Tode das Haupt der milden Melanchthonischen oder Philippistischen Richtung. 1574 gelang es der streng luth. (Dresdener) Partei, die den Wittenbergern Kryptocalvinismus (s. Kryptocalvinisten) vorwarf, den Kurfürsten umzustimmen, so daß er einen großen Teil der Philippisten (Sakramentierer) des Landes verwies und P. während 12 Jahren in Dresden, Rochlitz und Leipzig in strenger Gefangenschaft hielt. Ungebeugt wurde P. 1586 aus seiner Haft befreit, siedelte dann als Rat und Leibarzt des Fürsten von Anhalt nach Dessau über, wo er 25. Sept. 1602 starb. Außer mehrern astron. Abhandlungen, z. B. «De dimensione terrae» und «De nova stella», standen sein «Commentarius de praecipuis divinationum generibus» (Wittenb. 1553 u. ö.) und seine «Elementa doctrinae de circulis coelestibus» (ebd. 1551 u. ö.) in Ansehen. – Vgl. Leupold, Leben Kaspar P.s (Bautzen 1745); Henke, Kaspar P. und Nikol. Crell (Marb. 1865); Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Lpz. 1866).

Peucker, Eduard von, preuß. General der Infanterie, geb. 19. Jan. 1791 zu Schmiedeberg in Schlesien, trat 1810 in die Artillerie, wurde 1811 Offizier und nahm 1812 an dem Feldzuge in Rußland teil. Er avancierte bis 1842 zum Generalmajor und trat im Mai 1848 als preuß. Militärkommissar in die Bundesmilitärkommission zu Frankfurt a. M. Hier wählte ihn Juli 1848 der Reichsverweser, Erzherzog Johann, zum Reichskriegsminister, welches Amt er 5. Aug. desselben Jahres niederlegte, als der Reichsverweser die Huldigung aller deutschen Armeen beanspruchte. In den Septembertagen leitete er die Unterwerfung des Aufstandes zu Frankfurt a. M., worauf er 18. Sept. auf den Wunsch des Königs das Kriegsministerium bei der Centralgewalt von neuem übernahm und bis zum 10. Mai 1849 führte. Nachdem er seine Entlassung genommen, erhielt er den Befehl über das zur Unterdrückung des bad. Aufstandes bestimmte Bundeskorps. (S. Baden, Bd. 2, S. 266 b.) Bereits im Mai 1849 war er zum Generallieutenant aufgerückt, und März 1850 trat er in die Bundescentralkommission. Im Dezember desselben Jahres ging P. als preuß. Kommissar nach Cassel, blieb dort bis zu der Reaktivierung des Bundestags und lebte dann ohne dienstliche Thätigkeit bis zum April 1854 in Berlin, worauf er zum Generalinspecteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens ernannt wurde und sich durch die Organisation der preuß. Kriegsschulen und die Verbesserung der Unterrichtsmethode ein bleibendes Verdienst erwarb. 1858 wurde er zum General der Infanterie befördert, 1872 trat er in den Ruhestand und starb 10. Febr. 1876 in Berlin. Er schrieb: «Das deutsche Kriegswesen der Urzeit in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats- und Volksleben» (3 Tle., Berl. 1860‒64), «Beiträge zur Beleuchtung einiger Grundlagen für die künftige Wehrverfassung Deutschlands» (Frankf. a. M. 1848). Den Namen P.s führt seit 1889 das preuß. Feldartillerieregiment Nr. 6.

Peuple (frz., spr. pöpl), Volk; peuplieren, bevölkern.

Peutelstein, ital. Poddestagno, ehemalige Feste im Thale von Ampezzo (s. d.).

Peutinger, Konrad, Altertumsforscher und Humanist, geb. 15. Okt. 1465 in Augsburg, trat nach der üblichen ital. Bildungsreise 1490 in die Dienste seiner Vaterstadt und erhielt 1497 die wichtige Stellung ihres Stadtschreibers. Als solcher genoß er das besondere Vertrauen Kaiser Maximilians,