Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

38

Pezza - Pfahlbauten

förmigen gestielten Fruchtkörper entwickeln. Auch der Kleekrebs wird durch eine Pezizaart, P. ciborioides Fr., hervorgerufen, die auf verschiedenen Kleesorten lebt und, wenn auch seltener auftretend, doch immerhin schädlich wirken kann. In ihrer Entwicklung stimmt sie fast genau mit P. sclerotiorum überein. Außer diesen beiden Arten möge von den sklerotienbildenden noch erwähnt werden die P. Kauffmanniana Tich., die den Hanfkrebs verursacht, bis jetzt aber nur aus einigen Gegenden Rußlands bekannt ist.

Pezza, Michele, Brigant, s. Fra Diavolo.

Pf., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Karl Pfeiffer, Konchyologen und Arzt zu Cassel (gest. 1852) und für seinen Sohn Louis Georg Karl Pfeiffer (s. d.).

p. f., auf Visitenkarten, s. Felicitieren.

Pfäfers, früher Pfäffers, Pfeffers, Pfävers, Dorf im Bezirk Sargans des schweiz. Kantons St. Gallen, 3 km südwestlich von Ragatz (s. d.), in 822 m Höhe, auf einer Bergterrasse zwischen Rhein und Tamina, hat (1888) 550 E. und wird beherrscht von den 1655 errichteten Gebäuden der ehemaligen Benediktinerabtei P., die 721 von St. Pirmin gestiftet, 1838 aufgehoben und 1847 in die Kantons-Irrenanstalt St. Pirminsberg verwandelt wurde. Das Bad, 2 km südlich vom Dorfe in 680 m Höhe in der Taminaschlucht gelegen, besteht aus einem großen klosterartigen Kurhaus (1704) mit Trinkhalle und Badehaus, zwei Nebengebäuden und einer Kapelle, und besitzt mehrere Heilquellen, indifferente Thermen mit klarem, geruch- und geschmacklosem Wasser (37,3° C.). Die Quellen treten in der düstern Pfäferser Schlucht hinter dem Kurhaus zu Tage. Die Enge der Klamm, die in der Höhe des Stegs nur 10 m breit ist, die 90‒100 m hohen schwarzen Kalkschieferwände, das Donnern der Tamina machen die Schlucht zu einer der großartigsten der Alpen. Der Sage nach 1038 von einem Jäger entdeckt, aber erst 1242 mit der ersten Badeeinrichtung versehen, werden die Thermen von P. gegen rheumatische, nervöse und skrofulöse Übel angewendet. An der Stelle der alten, bei den Quellen selbst errichteten Gebäude wurden 1420 und 1628 neue Badehäuser und 1704‒16 das jetzige Kurhaus erbaut. Seit 1840 wird ein Teil des Wassers, dessen Menge durch die 1860 erbohrte neue Quelle erheblich vermehrt wurde, nach Ragatz geleitet. Früher Eigentum des Klosters P., gingen der Hof Ragatz, das Bad P. und die Thermen 1838 in den Besitz des Kantons St. Gallen über, von dem die letzten beiden 1868 an den Architekten B. Simon konzessionsweise auf 100 Jahre abgetreten wurden, der sie 1892 seinen Söhnen übertrug. – Vgl. Theophrastus Paracelsus, Vom Ursprung und Herkommen von dem Bade P. (Bas. 1576); Kaiser, Die Therme von Ragatz-Pfäfers (5. Aufl., St. Gallen 1869); J. von Tschudi, Ragatz-Pfäfers und die vereinigten Schweizerbahnen (ebd. 1870); Schädler, Über die Heilwirkung der Therme P. (im «Schweiz. ärztlichen Korrespondenzblatt», 1880); Gsell-Fels, Bäder und Kurorte der Schweiz (3. Aufl., Zürich 1892); Ragatz-Pfäfers (ebd. 1894).

Pfaff, der kupferne oder stählerne Stempel eines Fallwerks, auch ein Amboß mit kugeliger Bahn.

Pfaff, Leopold, österr. Jurist; geb. 12. Nov. 1837 zu Hermannstadt in Siebenbürgen, studierte in Wien, habilitierte sich daselbst 1860, wurde 1861 supplierender, 1862 ord. Professor an der Rechtsakademie in Hermannstadt, 1869 in Innsbruck, 1872 in Wien. Er veröffentlichte: «Geld als Mittel pfandrechtlicher Sicherstellung, insbesondere das sog. pignus irregulare» (Wien 1869), «Zur Lehre von Schadenersatz und Genugthuung nach österr. Recht» (ebd. 1880), «Kommentar zum österr. allgemeinen bürgerl. Gesetzbuche» (mit F. Hofmann, Bd. 1 u. 2, ebd. 1877 fg.), gab mit demselben Arndts «Lehrbuch der Pandekten» seit der 10. Auflage heraus, mit Unger und von Walther die «Sammlung von civilrechtlichen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs» (Bd. 21 fg., Wien 1886 fg.).

Pfaffe (vom grch. páppas, d. i. Vater), ursprünglich in der kath. Kirche der Ehrenname eines jeden Geistlichen; gegenwärtig wird der Ausdruck meist in verächtlichem Sinne gebraucht.

Pfaffengasse, früher Bezeichnung für den Landstrich längs des Rheins, in dem die Bistümer Chur, Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer, Worms und die Erzbistümer Mainz und Köln lagen.

Pfaffenhofen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat 559,33 qkm und (1890) 34423 (16699 männl., 17724 weibl.) E. in 77 Gemeinden mit 338 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt P., an der zur Donau gehenden Ilm und der Linie München-Ingolstadt der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Neuburg) und Rentamtes, hat (1890) 3444 E., darunter 46 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, Pfarrkirche, Spital und Armenhaus. – Historisch merkwürdig ist P. durch den Sieg der Österreicher unter Batthyáni über die vereinigten Franzosen und Bayern im österreichischen Erbfolgekrieg 15. April 1745 sowie durch den Sieg der Franzosen unter Oudinot über die Österreicher 19. April 1809.

Pfaffenhütchen, die Früchte von Evonymus (s. d.).

Pfaffenlaus, volkstümlicher Name des Kaulbarsches (s. d.).

Pfaffenröhrlein, s. Taraxacum.

Pfäffers, Dorf in der Schweiz, s. Pfäfers.

Pfaffe vom Kalenberg, s. Kahlenberg.

Pfäffikon. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Zürich, hat 161,7 qkm und (1888) 17371 E., darunter 449 Katholiken, in 12 Gemeinden. – 2) Dorf und Hauptort des Bezirks P., 18 km östlich von Zürich, an der Linie Effretikon-Hinwil der Nordostbahn, hat (1888) 2900 E., darunter 98 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, elektrische Beleuchtung, Kunstmühle, Sägewerk, Reste ehemaliger Befestigungen; Baumwoll- und Seidenindustrie, Roßhaarspinnerei, Kabelfeld- und Obstbau, Kunstgärtnerei. Der 3 qkm große Pfäffiker See, südlich von P., der seinen Ablauf, die Pfäffiker Aa, dem Greifensee zusendet, ist bekannt durch seine Pfahlbauten, von denen die des Torfmoors von Robenhausen am Südende die merkwürdigsten sind.

Pfahl, in der Heraldik dasjenige Heroldsstück in vertikaler Richtung, welches, horizontal dargestellt, Balken (s. d.) genannt wird. (S. Tafel: Heraldische Typen Ⅰ, Fig. 23 u. 29.) – P. ist auch eine kürzere Bezeichnung für den Pfahlgraben (s. d.).

Pfahlbauten, die Ansiedelungen, die man in vorgeschichtlicher Zeit auf Pfählen in Seen, Sümpfen und Flüssen errichtete, um so vor Raubtieren oder Angriffen feindlicher Nachbarn gesichert zu sein. Besonders die Schweizer Seen sind sehr reich an solchen P. mit unendlich großer Menge von archäol. Fundstücken. Erst im Winter 1853/54 entdeckte man durch Zufall die ersten P. Der Züricher See hatte damals