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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pfeifenthon; Pfeifenwerk; Pfeifer; Pfeiferdampf; Pfeifergericht; Pfeiferkönig; Pfeiffer

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Pfeifenthon – Pfeiffer

Haltung auf Parkteichen sehr zu empfehlende, schön gefärbte Zierente; 2) die chilenische Pfeifente (Anas chiloënsis King), unterscheidet sich von der vorigen durch schwarzgrün glänzende Oberseite, grauweißes Gesicht, sammetschwarzen Spiegel und rotgelbe Bauchseiten und Steiß. Diese Ente ist bis jetzt nur in zoolog. Gärten anzutreffen. Der Preis für das Paar deutsche P. beträgt etwa 20 M., für das Paar chilenische P. etwa 80 M.

Pfeifenthon, s. Thon.

Pfeifenwerk (Pfeifwerk), s. Orgel.

Pfeifer, ursprünglich diejenigen Spielleute, die Blasinstrumente aller Art spielten, doch zeitweilig, besonders im 14. Jahrh., auch Bezeichnung für die Spielleute überhaupt. Als das Innungswesen in den Städten überhandnahm, folgten auch sie dem allgemeinen Zuge der Zeit. In Deutschland ordneten sich die Verhältnisse der Spielleute im 14. Jahrh. Die Kaiser errichteten zunächst für Österreich ein Oberspielgrafenamt, dessen Vorsteher, der Erbspielgraf, seinen Sitz in Wien hatte und andere ihm untergeordnete Vorsteher über die einzelnen Bezirke setzte. Die erste Urkunde, in der diesem Amtes Erwähnung geschieht, ist vom J. 1431; aufgehoben wurde es 1782. Für das ganze Heilige Römische Reich gab es einen Reichsspielleutekönig. Mehrere Reichsstände wurden mit der Gerichtsbarkeit über die Musiker bestimmter Gebiete belehnt, und diese übertrugen solche dann weiter sog. Pfeiferkönigen, die auch Spielerkönige, Spielgrafen, Musikgrafen genannt wurden. Am besten unterrichtet ist man über die Ausbildung dieser Einrichtungen im Elsaß, wo die Grafen von Rappoltstein (s. d.) und später die Pfalzgrafen von Zweibrücken die Schutzherrlichkeit besaßen und auch noch ein Bestallungsbrief für einen Künic der varenden liute aus dem J. 1400 erhalten ist. Danach hielten die P. an bestimmten Tagen und Orten (zu Alten-Thann, Rappoltsweiler, Bischweiler u. s. w.) mit Aufzügen und Gepränge jährliche feierliche Gerichtssitzungen (Pfeifergerichte, Pfeifertage), von denen Berufung nur an den Schutzherrn galt. Die Elsasser Innung ging 1789 in der Revolution unter. Nach dem Beispiel dieser großen Landesinnungen bildeten sich bald, besonders im 15. Jahrh., auch die kleinern der Stadtpfeifer, zuerst in den Reichsstädten, dann auch in den übrigen Städten. – Vgl. Bacher in den «Sitzungsberichten» der Wiener Akademie (Bd. 35); Maurer, Geschichte der Fronhöfe, Bd. 2 (Erlangen 1862); Barre, Über die Bruderschaft der P. im Elsaß (Colmar 1874).

Pfeifer, Käfer, s. Erdflöhe.

Pfeifer von Niklashausen, s. Bauernkrieg.

Pfeiferdampf, Kehlkopfpfeifen, Roaren, Rohren, beim Pferde eine besondere Form der als Dampf (s. d.) bezeichneten Atmungsbeschwerde. Beim P. liegt der Grund zur Atmungsbeschwerde in einer halbseitigen Kehlkopflähmung, wodurch die Stimmritze verengt wird. Die Folge davon ist eine mit einem pfeifenden Einatmungstone einhergehende Atemnot bei angestrengter Bewegung. Besonders tritt diese ein, wenn das Pferd im Galopp «auf dem Zirkel» (d. h. im Kreise) geritten wird und die gelähmte Seite des Kehlkopfes sich innen befindet. Der P. gehört zu den Gewährsmängeln (s. d.). Man operiert neuerdings mit P. behaftete Pferde von der Luftröhre aus (Kehlkopfoperation). Durch den Luftröhrenschnitt und Einlegen einer Metallröhre hat man schon seit langer Zeit die Tiere bei den höhern Graden des Leidens gebrauchstüchtig erhalten.

Pfeifergericht (Judicium tibicinum), eine Gerichtssitzung des Schöffenrats zu Frankfurt a. M., welche ehemals nach altem Herkommen jährlich zur Zeit der Herbstmesse am letzten Gerichtstag vor Maria Geburt im großen Rathaussaale öffentlich abgehalten wurde. Es erschienen während derselben, zwischen der Publikation ergangener Urteile, in feierlichem Aufzug, mit roten Mänteln angethan und begleitet von Pfeifern (Musikanten) Abgeordnete der Städte Nürnberg, Worms und Alt-Bamberg, überreichten einen zierlich geschnitzten hölzernen Becher, ein Pfund Pfeffer, ein Paar weiße lederne Handschuhe nebst einem darauf liegenden Räderalbus (alte Silbermünze mit dem Mainzer Rad auf der einen, einer Weltkugel auf der andern Seite), ein weißes Stäbchen und einen alten weißen Biberhut (welchen letztern Worms jedesmal mit einem Goldgulden wieder einlöste), erbaten Bestätigung ihrer Meßprivilegien, namentlich der Zollfreiheit. Noch 1801 ließ sich Worms seine Zollfreiheit in Frankfurt unter dieser Form bestätigen. (S. auch Pfeifer.) – Vgl. Fries, Vom sogenannten P. in Frankfurt a. M. (Frankf. 1752) und die anschauliche Schilderung, die Goethe im ersten Buch von «Dichtung und Wahrheit» vom P. giebt.

Pfeiferkönig, Pfeifertag, s. Pfeifer.

Pfeiffer, Franz, Germanist, geb. 27. Febr. 1815 zu Bettlach bei Solothurn, studierte 1834‒40 zu München unter Maßmann und Schmeller deutsche Philologie, lebte von 1842 an einige Jahre in Stuttgart, wirkte seit 1846 als zweiter Bibliothekar an der dortigen königl. Bibliothek, bis er 1857 einem Ruf als Professor der deutschen Sprache und Litteratur nach Wien Folge leistete. Er starb 29. Mai 1868. P. hat sich besonders verdient gemacht durch zahlreiche Ausgaben, namentlich auch prosaischer mittelhochdeutscher Texte. In seinen «Deutschen Mystikern des 14. Jahrh.» (Bd. 1 u. 2, Abteil. 1, Lpz. 1845‒57) und der «Deutschordenschronik» des Nik. von Jeroschin (Stuttg. 1854) hat er, vielleicht auf Anregung Wilh. Grimms, zuerst die Eigentümlichkeiten des mitteldeutschen Dialekts erkannt. Er gab ferner heraus Boners «Edelstein», «Barlaam und Josaphat» von Rudolf von Ems, «Wigalois» von Wirnt von Gravenberg, «Mai und Beaflor» (3., 4., 6. u. 7. Bd. der «Dichtungen des deutschen Mittelalters», Lpz. 1844‒48), «Heinzelein von Konstanz» (ebd. 1852), das «Buch der Natur» von Konrad von Megenberg (Stuttg. 1861), die «Predigten des Berthold von Regensburg» (Bd. 1, Wien 1862) und viele andere Denkmäler der ältern deutschen Litteratur. P. begründete eine Sammlung «Deutsche Klassiker des Mittelalters» (Lpz. 1865 fg.) von populärer Tendenz und besorgte darin die Ausgabe Walthers von der Vogelweide (ebd. 1865; 6. Aufl. 1880). U. d. T. «Freie Forschung» erschien Wien 1867 eine Sammlung seiner kleinen Schriften. 1856 begründete P. die von ihm bis zu seinem Tode geleitete Zeitschrift «Germania».

Pfeiffer, Louis Georg Karl, Naturforscher, geb. 4. Juli 1805 zu Cassel, Sohn des kurhess. Juristen Burchard Wilh. P., studierte zu Göttingen und Marburg Medizin und widmete sich, nachdem er noch ein Jahr zu Paris und Berlin verbracht, seit Herbst 1826 in seiner Vaterstadt der ärztlichen Praxis. 1831 ging P. nach Polen, wo er als Stabsarzt im großen Alexanderhospital zu Warschau wirkte. Nach seiner