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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pfeifhase - Pfeilgifte
Rückkehr nahm er in Cassel die ärztliche Praxis
wieder auf. P. war in der Zoologie (Mollusken)
und Botanik gleich bedeutend und publizierte eine
große Anzahl zum Teil prachtvoll ausgestatteter
Werke in beiden Wissenschaften. Beiträge lieferte er
in die von ihm mit Mencke seit 1846 herausgegebene
"Zeitschrift für Malakozoologie", die seit 1854u. d.T.
"Malakozoolog. Blätter" fortgesetzt ward. P. starb
2. Okt. 1877 in Cassel.
Pfeifhase (I^om^), Gattung der Hasen (s. d.),
mit dichtem Pelz, kurzen Ohren und Hinterbeinen,
Schwanzstummel äußerlich nicht sichtbar. Etwa ein
Dutzend Arten, von denen der sibir. Alpen-
pfeifhase (1^^0in^8 9.1i)iun8 ^. (7nn.), mit einer
Körperlänge von 25 cm, der bekannteste ist, be-
wohnen den Himalaja (zwischen 11000 und 15000
Fuß Höhe), Ural, das arktische Sibirien und das
nordamerik. Felsengebirge.
Pfeifwerk, f. Orgel.
Pfeil (vom lat. Muni), das Geschoß, welches
vermittelst des Bogens (s. d.) entsendet wird. Der
P. hat einen etwa 1 m langen, dünnen Schaft von
Holz, welcher an seinem vordern Ende eine aus
Knochen, Stein oder Metall bestehende, mit Wider-
haken versehene Spitze, am hintern eine doppelte
bis vierfache Befiederung hat. Während die Spitze
das Eindringen des P. in den Körper des Feindes
erleichtert, erschweren die Widerhaken das Ent-
fernen des P. aus der Wunde. Die Befiederung
regelt die Bewegung in der Lust. P. und Bogen
erhielten sich noch einige Zeit neben den Feuer-
gewehren; selbst in der Gegenwart stößt man noch
bei Naturvölkern auf diese Waffe; häufig wird hier
die Spitze des P. mit Pfeilgiften (s. d.) bestrichen,
die den Tod des Gegners auch bei leichter Verwun-
dung herbeiführen. Straße.
Pfeil (^itta), kleines Sternbild in der Milch-
Pfeil, Joachim Friedrich, Graf, Afrikaforfcher,
geb. 30. Dez. 1857 zu Neurode in Schlesien, ging
scholl 1873 auf Reisen, zuerst im Anschluß an die
Hermannsburger Mission nach Natal. Er durchzog
Südafrika, trieb Landwirtschaft und Viehzucht im
Oranje-Freistaat, auf dem Drakengebirge. 1883 zu-
rückgekehrt, trat er mit Eifer für die Begründung
einer ostafrik. Kolonie ein. Er vegab sich mit Peters
und Iühlke (1884) nach Sansibar, durchzog mit
diesen Usegua und Usagara und war bei der ersten
Erwerbung jener Landschaften thätig, aus denen
allmählich Deutsch-Ostafrika erwuchs. Im Mai 1885
ging er von Usagara nach Kutu, das er durch Ver-
träge für die Ostafrikanische Gesellschaft erwarb, und
fuhr dann den Rufiji hinab. Einige Monate später
überschritt er, wieder von Usagara aus, das Rubeho-
Gebirge, drang in das Land der Wahehe ein und
erforschte (Dez. 1885) als erster Europäer den Lauf
des Ulcmga (den Oberlauf des Rufiji). Vom Dez.
1886 bis Mai 1887 bereiste er den Pangani aufwärts
und durchquerte Usegua von Norden nach Süden.
Im Juli zurückgekehrt, trat er in die Dienste der
Neuguinea-Compagnie, machte eine Forschungsreise
in das Innere Neuguineas und nahm dann eine
Stellung in der Verwaltung des Bismarck-Archipels
ein, wo er Neumecklenburg durchquerte. Krankheit
zwang ihn die Südsee zu verlassen. Nach längerm
Aufenthalt in Java traf er Okt. 1889 in Europa
wieder ein. Juni bis Nov. 1892 bereiste er im Auf-
trage des Syndikats für die Siedelung in Deutsch-
Südwestasrika das Land vom Oranjefluß bis Wind-
hoek und Walsischbai. Außer Berichten und Karten
in Petermanns "Mitteilungen" und andern Zeit-
schriften veröffentlichte er: "Vorfchläge zur prak-
tischen Kolonisation in Ostafrika" (Berl. 1888).
Pfeiler, freistehende Stützen von Stein oder
Mauerwerk, welche zur Unterstützung von Gebälken,
Bogen und Gewölben dienen. Runde P., wenn sie
gewisse Verhältnisse, Basis und Kapital haben,
nennt man Säulen (s. d.). Wenn sie in Verbin-
dung mit Säulen als Pilaster (s. d.), Lisenen (s. d.),
Anten (s. d.) u. dgl. austreten, werden die Formen
der Säule auf sie übertragen. Anderer Art sind die
Strebepfeiler, die am äußern oder im Innern
der Gebäude angebrachten Verstärkungen der Um-
fassungsmauer, welche den Zweck haben, dem Seiten-
schub von Gewölben oder Bogen zu widerstreben,
ein vorzugsweise in der Gotik auftretendes Motiv.
- Über Brückenpfeiler f. d.; über den P. von
Dehli s. Eisenfunde.
P
P
P
feilerbau, s. Bergbau (Bd. 2, S. 758a).
keilförmig, s. Blatt (Bd. 3, S. 86 a).
'eilgifte, eine Anzahl verschiedener, von den
wilden Völkerschaften der Tropengegenden zum Ver-
giften ihrer Pfeile benutzter giftiger Zubereitungen,
deren sie sich bei Kriegszügen und zur Erlegung der
Tiere bedienen. Meist sind es Pflanzen aus den
Familien der Loganiaceen, Apocynaceen und Urti-
caceen, die benutzt werden, seltener animalische Gifte,
wie Pflanzen- und Leichengift aus faulenden Tieren.
Schon im Altertum wurden P. benutzt, in Europa
verschwanden sie erst mit Einführung der Schuß-
waffen. Von den jetzt noch verwendeten P. ist
die Herkunft nicht überall bekannt. Am besten
untersucht sind folgende. 1) Asiatische P.: Das
Tieuts (Tjettek) oder Upas-Radscha, das be-
sonders auf dem Malaiischen Archipel im Gebrauch
ist, stammt von 8tr^c1in08 lisuts ^eschen., einer
Schlingpflanze, aus deren Wurzelrinde es ausge-
kocht wird. Das Antjar, Upas-Antjar oder
Pohon-Upas, ist der eingedickte Milchsaft der
Ninde von ^ntiHris toxicHlia ^eschen., meist mit
verschiedenen Zusätzen. Das Ipoh (Ipoh mallaje)
von Malaka kommt vermutlich von^svotia. uorii-
tniia. KnFsieT-. Das Bikh, Bish oder Visha, ein
stark wirkendes Pfeilgift von Nepal und Himalaja,
wird aus den Knollen verschiedener Aconitumarten
bereitet. Von Arten derselben Gattung stammt auch
das Pfeilgift der Aino. 2) Afrikanische P.: Das
Pfeilgift der Somal, Wabajo oder Waba'l, rührt
hauptsächlich von einigen Arten der Apocynaceen-
gattung ^eoeantQki'a. (nicht von Oari88a), ebenso
wahrscheinlich die noch wenig bekannten P. der Wa-
teita, Wakamba, Wanika, Waschamba, Massai und
anderer Stämme der Kilima-Ndscharo-Gegend. Das
Pseilgift der Monbuttu ist aus fünf Ingredienzen
zusammengesetzt, von denen der Säst von Nr^tki-o-
PQ106UN 8MN66I186 ^)t)n. sowie eine Strychnosart
allein giftig wirken. Die P. der Niloten werden
von Euphorbiaarten (besonders I^updordia, canäe-
I^druin ^Vemans) gewonnen. Das Inöe oder
Gombi von Senegambien und Guinea stammt aus
dem Samen von 8tropIiaiitQu8 1ii8piäu8 ^)0. Die
Stammpflanze des Kombi oder Kombe West-
afrikas und des Sambesigebietes ist stropnantkuk
koiudk 0^'v. Die Vergdamara und Ovambo be-
reiten ihr Pfeilgift, Echuja, aus dem Milchsaft eines
rofa blühenden Strauches, ^.äsnium Losiinii^riurQ
F^ns. Das Pfeilgift der Buschmänner ist dagegen
tierischer Herkunft, es ist teils Leichengift, teils
stammt es von den Larven eines Küfers, viam-