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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pfette - Pfirsich

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pfersee'

(1890) 5330 E., darunter 821 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, Straßenbahn nach Augsburg; Stahlwalzwerk, Spinnerei, Weberei, Buntweberei, Färberei und Bleicherei, Fabrikation von Putzwolle, Chemikalien, Tricotwaren, Trieurs, landwirtschaftlichen Maschinen und Eisenbahnbedarf. Das Kurhaus Johannisbad ist für Kneippsche Kuren eingerichtet.

Pfette, soviel wie Fette, s. Dachstuhl (Bd. 4, S. 678 b).

Pfeufer, Karl von, Mediziner, geb. 22. Dez. 1806 zu Bamberg, studierte in Erlangen und Würzburg Medizin, ließ sich 1832 in München als Arzt nieder, wurde 1840 Professor und Leiter der Klinik in Zürich, 1844 in Heidelberg, 1852 Direktor der zweiten mediz. Klinik in München. Er starb 13. Sept. 1869 in Pertisau. Gemeinschaftlich mit Henle begründete P. 1844 die «Zeitschrift für rationelle Medizin», in der er mit Henle zuerst den Versuch machte, die physiol. und pathol. Prozesse auf physik, und chem. Vorgänge zurückzuführen, und nahm dadurch einen hervorragenden Anteil an dem Aufschwung der modernen Medizin. Die meisten seiner Abhandlungen erschienen in der «Zeitschrift für rationelle Medizin»; selbständig erschien seine Abhandlung «Zum Schutz wider die Cholera» (Heidelb. 1849; 3. Aufl. 1854). Auch veröffentlichte er «Platens Tagebuch 1796‒1825» (Stuttg. 1860). – Vgl. Kerschensteiner, Leben und Wirken des Dr. Karl von P. (Augsb. 1871).

Pfifferling, Pilz, s. Eierschwamm.

Pfingsten, in der deutschen Übersetzung der Apokryphen und des Neuen Testaments Name des jüd. Erntedankfestes, das im Alten Testamente auch «Fest der Wochen» genannt wird, weil es die durch das Passah (s. d.) eröffneten sieben Erntewochen abschloß, in den Apokryphen und im Neuen Testament aber, weil es am fünfzigsten Tage nach der Darbringung der Erstlingsgarben gefeiert wurde, als der «fünfzigste Tag» (grch. pentekoste [nämlich hemera, «Tag»], daraus P.) bezeichnet wird. Als nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem die Darbringung der Ernteopfer, das Hauptstück der Feier, unmöglich geworden war, gab man dem Feste allmählich die Beziehung auf die Gesetzgebung am Sinai, die in demselben Monat geschehen sein sollte, in den P. immer fiel. Die Erinnerung an die ursprüngliche Bedeutung hat sich in der noch jetzt bestehenden Sitte der Juden, an P. die Häuser und Synagogen zu bekränzen, auch das Buch Ruth zu lesen, erhalten. Für die Christen erhielt der Pfingsttag eine neue Bedeutung dadurch, daß an ihm nach Apostelgesch. 2 der Heilige Geist über die Jünger Jesu ausgegossen und damit die christl. Kirche entstanden war. Ursprünglich wurde in dieser der ganze Zeitraum von Ostern bis P. als eine Freudenzeit festlich ausgezeichnet; aber schon zu Anfang des 3. Jahrh. hatte sich die besondere Feier des diese Zeit abschließenden Pfingsttages befestigt, und seitdem wird derselbe, also immer der fünfzigste Tag von dem mitgezählten ersten Ostertage ab, in allen Teilen der christl. Kirche als Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes gefeiert. Papst Urban Ⅱ. ordnete dafür eine dreitägige Feier an (1094); jetzt sind dem Feste in der kath. und evang. Kirche zwei Tage gewidmet. Neben Weihnachten und Ostern ist P. das dritte christl. Hauptfest. Die uralte Sitte, an P. die Häuser mit Maien (s. d.) zu schmücken, wird in Deutschland noch vielfach geübt.

Pfingstkrankheit, s. Harnwinde.

Pfingstkreis, s. Kirchenjahr. ↔

Pfingstrose, s. Päonie.

Pfingstvogel, s. Pirole.

Pfinz, rechter Nebenfluß des Rheins, entspringt im Oberamt Neuenburg des württemb. Schwarzwaldkreises und mündet, 66 km lang, Germersheim gegenüber.

Pfirsich, Pfirsichbaum (Amygdalus persica L. oder Persica vulgaris Mill., s. Tafel: Rosifloren Ⅰ, Fig. 5), ein Steinobstgehölz aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Amygdaleen, über dessen Heimat man nichts Sicheres weiß; in Persien lernten ihn die Griechen durch den Kriegszug Alexanders d. Gr. kennen. Ohne Frucht ist er vom Mandelbaum (s. d.) nur schwer zu unterscheiden. Die ziemlich zahlreichen Spielarten teilt der Pomologe nach der Beschaffenheit der Fruchthaut und nach der Löslichkeit des Steines vom Fleisch in vier Hauptklassen ein: 1) wahre P. (Pêches) mit sammetartig-wolliger Haut und leichtlöslichem Stein, 2) Härtlinge (Pavies) mit ebensolcher Haut und nicht ablösbarem Fleisch, 3) Nektarinen (Nectarines) mit glatter Fruchthaut und leichtlöslichem Stein, und 4) Brugnolen (Brugnons) mit glatter Haut und nichtablösbarem Fleisch. Jede dieser Klassen zerfällt in drei Ordnungen, je nachdem der Stempelpunkt, d. h. die punktförmige Narbe, welche der abfallende Stempel hinterläßt, a. vertieft, b. eben, c. erhöht steht; jede Ordnung umfaßt endlich gesondert die Früchte mit hellem, gelbem oder rotem Fleisch. In Frankreich nennt man alle Frühpfirsiche Avant-pêches, die rotfleischigen (Blutpfirsich) Sanguinoles und Cardinales, die gelbfleischigen (Aprikosenpfirsiche) Abricotées und Alberges, die weißfleischigen mit violetter, oft marmorierter Schale Violettes. In Deutschland ist für Nektarinen auch der Name Brünellen im Gebrauch. Am beliebtesten sind in Deutschland die weißfleischigen echten P. Die besten Sorten sind: Frühe Alexander (Juli), frühe Beatrix (Ende Juli), Schöne von Vitry und Bollweiler Liebling (August), Galande de Montreuil (s. Tafel: Steinobst, Fig. 3) und große Mignon (August bis September), Königin der Obstgärten und Willermoz (Ende September), letztere gelbfleischig, Nektarine von Feligny (August, Fig. 6), Elruges Nektarine (September). Die Vermehrung erfolgt durch Okulation auf die St. Julienpflaume; für Hochstämme okuliert man in die Krone der gewöhnlichen Hauszwetsche. In manchen Gegenden Deutschlands wie auch in Nordamerika und Centralasien vermehrt man noch viel durch Aussaat sorgfältig ausgewählter Pfirsichsteine, erhält dadurch aber neben guten auch viele unbrauchbare Varietäten. Der Pfirsichbaum ist in Deutschland gegen die Einflüsse des Klimas ziemlich empfindlich, da er bei -12°R. erfriert; er liebt daher warme Lage und wird vorzugsweise als Spalier gezogen, das im Winter durch Eindecken in Rohr oder Tannenzweigen geschützt wird; der Boden muß sehr locker und mäßig fruchtbar sein. In Werder an der Havel wird der P. freistehend in Buschform gezogen; als Hochstamm sollte man nur die frühe Alexander, die frühe Beatrix und andere winterharte amerik. Sorten anpflanzen. Der Pfirsichbaum muß einem sehr sorgfältigen Schnitt unterworfen und gegen Angriffe mancher Feinde geschützt werden; gegen die Blatt- und Schildläuse wendet man ein Abspritzen oder Abbürsten mit dem Extrakt aus Bitterholz (s. Quassia) und Seifenwasser an; gegen die sog. Kräuselkrankheit, die durch einen Pilz

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 58.