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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pfirsichmandelbaum; Pfirt; Pfister; Pfister Magerkäse; Pfitzer; Pfizer; Pfizer

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Pfirsichmandelbaum – Pfizer

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pfirsich'

(Exoascus deformans Fuck.) herbeigeführt wird, hilft ein Einpudern der Bäume mit Schwefelblüte; dieses Mittel muß aber beim ersten Auftreten der Krankheit zur Anwendung kommen. – Vgl. Buche, Anleitung zur Pfirsichzucht (Münch. 1891).

Pfirsichmandelbaum, s. Mandelbaum.

Pfirt, frz. Ferrette, Dorf und Hauptort des Kantons P. (11882 E.) im Kreis Altkirch des Bezirks Oberelsaß am Burgberg und an der Nebenlinie Altkirch-P. (23,8 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Mülhausen), kath. Dekanats und Steueramtes, hat (1890) 521 E., darunter 32 Evangelische, Post, Telegraph, got. Kirche des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts (11. Jahrh.) und Trümmer der Burg Hohenpfirt (Castrum Ferretum), um 1100 gegründet. – Die Grafschaft P. kam durch den Westfälischen Frieden an Frankreich, und Ludwig ⅩⅣ. schenkte sie 1659 dem Kardinal Mazarin als Teil des Herzogtums Mazarin. – Vgl. Quiquerez, Histoire des comtes de Ferrette (Montbéliard 1863); Qoutzwiller, Le comté de Ferrette (2. Aufl., Altkirch 1868); Böhm, P. nebst Umgebung (Mülhausen 1892).

Pfister, Albrecht, vielgenannter Buchdrucker aus der frühesten Zeit dieser Kunst. Ein Bamberger Druck von 1462, «Die vier Historien» (von Joseph, Daniel, Judith und Esther), trägt seinen Namen, ein anderer von 1461, «Boners Edelstein» (ein Fabelbuch), wenigstens den derselben Stadt. Wegen der übereinstimmenden Typen hat man noch elf andere Drucke, manche davon in verschiedenen Ausgaben, dem gleichen Drucker zugewiesen, darunter auch die 36zeilige lat. Bibel, die meist für die erste galt. Ein Teil jener Drucke ist mit einfachen Holzschnitten versehen. Dagegen weisen mehrere von ihnen, und gerade sehr frühe, nach ihrem Inhalt oder dem Fundort auf Mainzer Ursprung hin, wie die zwei Ausgaben des 31zeiligen Ablaßbriefs (1454 und 1455), die Mahnung der Christenheit wider die Türken (gedruckt 1454) u. a. Auch die 36zeilige Bibel, ein Nachdruck der 42zeiligen, läßt durch den sehr engen Anschluß an die letztere in typogr. Beziehung und durch die Frische der Typen in ihren ersten Teilen Herstellung in Mainz und Leitung des Druckes durch Gutenberg vermuten. Es ist daher wahrscheinlich, daß P. ursprünglich Formschneider war, in Mainz mit Gutenberg geschäftlich in Verbindung trat, später wegen der finanziellen Not Gutenbergs in den Besitz des Apparats der 36zeiligen Bibel gelangte (etwa 1458‒59) und mit diesem in Bamberg weiter druckte. Von Interesse ist P. wegen der Bevorzugung volkstümlicher, darunter auch deutscher Litteratur. – Vgl. J. H. Hessels, Gutenberg: was he the inventor of printing? (Lond. 1882); C. Dziatzko, Gutenbergs früheste Druckerpraxis (Berl. 1890).

Pfister Magerkäse, s. Käse (Bd. 10, S. 211 a).

Pfitzer, Ernst Hugo Heinr., Botaniker, geb. 26. März 1846 zu Königsberg, studierte in Königsberg, Berlin und Heidelberg, habilitierte sich 1868 in Bonn und wurde 1872 ord. Professor der Botanik in Heidelberg. Von seinen Arbeiten sind zu nennen: «Über die Schutzscheide der deutschen Equisetaceen» (Königsb. 1867), «Beiträge zur Kenntnis der Hautgewebe» (Berl. 1870), «Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Bacillariaceen» (Bonn 1871), «Über die Geschwindigkeit der Wasserbewegung in der Pflanze» (Berl. 1877), «Grundzüge einer vergleichenden Morphologie der ↔ Orchideen» (Heidelb. 1882), «Morphol. Studien über die Orchideenblüte» (ebd. 1886), «Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen» (ebd. 1887), «Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Orchideenblüte» (Berl. 1888), «Die Orchidaceen» (in Engler und Prantl, «Natürliche Pflanzenfamilien», Lpz. 1888‒89), «Verfahren zur Konservierung von Blüten und zarten Pflanzenteilen» (Berl. 1889, Patentschrift), «Übersicht des natürlichen Systems der Pflanzen» (Heidelb. 1894).

Pfizer, Gust., Dichter und Kritiker, geb. 29. Juli 1807 zu Stuttgart, studierte 1825‒30 in dem Stift zu Tübingen, wo er auch längere Zeit als Repetent thätig war. Von 1835 an hielt sich P., mit litterar. Arbeiten beschäftigt, in Stuttgart auf, wurde 1846 Professor am dortigen Gymnasium und trat 1849 in den württemb. Landtag. Er starb 19. Juli 1890. Aufsehen erregte er zuerst durch die Herausgabe seiner «Gedichte» (Stuttg. 1831), denen er, nachdem er Italien besucht hatte, eine zweite Sammlung (ebd. 1835) folgen ließ. Sodann schrieb er: «Martin Luthers Leben» (Stuttg. 1836), dem sich ein größeres Gedicht: «Der Welsche und der Deutsche, Äneas Sylvius Piccolomini und Gregor von Heimburg, histor.-poet. Bilder aus dem 15. Jahrh.» (ebd. 1844) sowie die «Geschichte Alexanders d. Gr. für die Jugend» (ebd. 1846) und «Geschichte der Griechen für die reifere Jugend» (ebd. 1847) anschlossen. Auch übernahm er 1836 die Leitung der als Beiblatt zum «Ausland» erscheinenden «Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslandes» und 1838 die Redaktion des lyrischen Teils des «Morgenblattes». Neue Gedichte, namentlich das größere Gedicht «Die Tatarenschlacht», veröffentlichte er in seinen «Dichtungen epischer und episch-lyrischer Gattung» (Stuttg. 1840). Anonym erschien von ihm die Sammlung «Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich» (Berl. 1876).

Pfizer, Paul Achatius, Politiker und Publizist, Bruder des vorigen, geb. 12. Sept. 1801 zu Stuttgart, studierte zu Tübingen Philosophie und Jurisprudenz und ward 1827 Oberjustizassessor bei dem Gerichtshof zu Tübingen. 1831 trat P. aus dem Staatsdienst und wurde von Tübingen in die württemb. Zweite Kammer gewählt, in der er sieben Jahre lang als das hervorragendste Mitglied der liberalen Opposition wirkte. Gleich den andern Abgeordneten der Opposition verzichtete er 1838 auf eine Wiederwahl. 1848 trat P. in das liberale Märzministerium als Kultusminister ein, wurde auch als Abgeordneter in die Deutsche Nationalversammlung gewählt, legte aber wegen körperlicher Leiden schon im Aug. 1848 seine Ministerwürde nieder. Im Herbst 1851 kehrte er als Oberjustizrat nach Tübingen zurück und trat 1858 in den Ruhestand. Er starb 30. Juli 1867 zu Tübingen. Von P.s Schriften sind hervorzuheben sein nach Form und Gehalt ausgezeichneter «Briefwechsel zweier Deutschen» (Stuttg. 1831; 2. Aufl. 1832), worin er eine Trennung Österreichs von Deutschland und Verzichtleistung der kleinen Fürsten zu Gunsten Preußens forderte; «Gedanken über das Ziel und die Aufgabe des deutschen Liberalismus» (Tüb. 1832), «Über die Entwicklung des öffentlichen Rechts in Deutschland durch die Verfassung des Bundes» (Stuttg. 1835), eine scharfe Kritik der Verfassung und der Bestrebungen des Deutschen Bundes, die P. in einen Kriminalprozeß verwickelte; «Gedanken über Recht, Staat und Kirche» (2 Bde., ebd. 1842), «Deutschlands Aussichten im

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 59.