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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pflanzen - Pflanzendekoration

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pfizer'

J. 1851» (1851), «Zur deutschen Verfassungsfrage» (Stuttg. 1862). Vgl. Lang, Von und aus Schwaben, Heft 1 (1885).

Pflanzen, Pflanzenreich, gewöhnlich erklärt als lebende Wesen, die sich ernähren, wachsen und sich fortpflanzen, dabei aber keine willkürlichen Bewegungen besitzen. Diese Definition ist jedoch nicht zutreffend (s. Pflanzenbewegung), und eine scharfe Grenze zwischen Tierreich und Pflanzenreich läßt sich in den niedern Stufen beider Reiche nicht ziehen. Die Gruppe der Myxomyceten unter den Pilzen und die der Diatomeen unter den Algen haben mit den Flagellaten und andern Gruppen des Tierreichs so viele Berührungspunkte, daß es eigentlich mehr konventionell ist, wenn man die erstern den P., die letztern den Tieren zurechnet. Manche Naturforscher bilden aus jenen und andern niedern Gruppen ein besonderes Reich, das Protistenreich. Das Elementarorgan jedes pflanzlichen Körpers, mit dem Wachstum und Vermehrung zusammenhängt, ist die Zelle (s. d.), von solchen Kryptogamen (s. d.), die nur aus einer einzigen Zelle bestehen, bis zu den entwickeltsten, aus unzähligen Zellen zusammengesetzten Phanerogamen (s. d.). In demselben Maße wie die Zusammensetzung ist auch die Differenzierung der einzelnen Organe verschieden; nur die Phanerogamen haben sämtliche Hauptteile, wie Wurzel (s. d.), Stamm (s. d.), Blatt (s. d.) und Blüte (s. d.). Die Art der Fortpflanzung ist ebenso vielartig wie bei den Tieren (s. Zeugung). (Vgl. auch die Artikel: Ernährung der Pflanze, Wachstum der Pflanzen und Systematik.) Die Wissenschaft, die sich mit den P. beschäftigt, ist die Botanik (s. d.).

Pflanzen, kosmopolitische, s. Kosmopoliten.

Pflanzenalbumin, das im Pflanzenreich vorkommende Albumin (s. d.).

Pflanzenalkali, s. Alkali.

Pflanzenalkaloide, s. Alkaloide.

Pflanzenanatomie, s. Histologie.

Pflanzenbasen, soviel wie Pflanzenalkaloide, s. Alkaloide.

Pflanzenbewegung, alle Bewegungen, die von den Pflanzen oder einzelnen Teilen derselben ausgeführt werden. Sie zerfallen in verschiedene Kategorien. Mehrere Gruppen der niedern Algen und Pilze besitzen eine freie Ortsbewegung, lokomotorische Bewegung, wie die Myxomyceten, die Diatomeen oder Bacillariaceen u. a. Eine ähnliche Bewegung zeigen auch die ungeschlechtlich erzeugten Schwärmsporen sehr vieler Algen und Pilze, deren vegetative Teile keine Ortsbewegungen ausführen; dasselbe gilt von den männlichen Befruchtungszellen, den sog. Spermatozoiden, nicht bloß der meisten niedern Kryptogamen, sondern auch sämtlicher Gefäßkryptogamen und Moose (s. Befruchtung). Bei einigen niedern Algen bewegen sich auch die weiblichen Zellen, wie bei manchen Algen aus der Familie der Chlorophyceen. Sämtliche Bewegungen bei den vorgenannten Pflanzen scheinen durch bewegliche Plasmafäden, sog. Cilien, oder ähnliche Fortsätze des Plasmakörpers der betreffenden Zellen ausgeführt zu werden, doch ist die Mechanik dieser Bewegungsvorgänge nirgends vollkommen klar gelegt.

Bei den höhern Pflanzen kommen ziemlich häufig Nutationsbewegungen vor (s. Nutation), besonders deutlich an windenden Sprossen und an Ranken, ferner werden durch äußere Einflüsse, wie durch die Richtung der einfallenden Lichtstrahlen ↔ und durch die Schwerkraft Bewegungen hervorgerufen, die man allgemein als heliotropische und geotropische Bewegungen zusammenfaßt (s. Heliotropismus und Geotropismus); die Lagenveränderungen, die Blüten und Laubblätter infolge des Wechsels von Tag und Nacht ausführen und die man früher als Pflanzenschlaf bezeichnete, schließen sich an die Nutationsbewegungen an, indem auch hier Änderungen in der Turgescenz oder Wachstumsgeschwindigkeit einzelner Partien als Ursache der Bewegung zu betrachten sind. Das Schließen der Blüten und das Zusammenfallen gefiederter Laubblätter bei zahlreichen Pflanzen läßt sich fast stets auf derartige Vorgänge zurückführen, die durch Veränderung in der Beleuchtung hervorgerufen werden. Man bezeichnet diese Erscheinungen jetzt gewöhnlich nicht mehr als Pflanzenschlaf, sondern als nyktitropische Bewegungen. Auch die Bewegungen, die an reizbaren Pflanzen, wie an Mimosa und Dionaea. (s. Insektenfressende Pflanzen), an den meisten Ranken eintreten, wenn ein plötzlicher Stoß oder eine länger andauernde Berührung einen Reiz hervorrufen, lassen sich ähnlich wie die nyktitropischen Bewegungen auf Änderung in der Turgescenz gewisser Gewebepartien, oder auch auf verschiedenes Wachstum gegenüber liegender Seiten des betreffenden Organs zurückführen. (s. Reizbewegungen.)

Die Bewegungen, die sich beim Öffnen vieler reifen Früchte zeigen, werden entweder durch Austrocknen der Fruchthüllen und damit verbundener Gestaltveränderung der letztern bewirkt, oder sie rühren von starken Gewebespannungen her, die beim Lösen der einzelnen Teile der Fruchthülle plötzlich sich auszugleichen suchen, wie z. B. beim Springkraut (s. Impatiens); Gewebespannungen treten eigentlich auch in den trocknen, aufspringenden Pericarpien u. dgl. auf, doch werden sie hier durch verschiedene Quellbarkeit der Zellmembranen hervorgerufen, während bei den Früchten des Springkrauts turgescente Gewebepartien eine Rolle spielen. Fast alle diese Bewegungen, die an Früchten auftreten, dienen dazu, durch Wegschleudern der Samen oder in ähnlicher Weise eine günstige Verbreitung zu erzielen. (s. Aussaat.)

Die Lehre von den Bewegungserscheinungen der Pflanzen, zu denen strenggenommen auch jedes Wachstum gehört, bildet einen besondern Abschnitt der Physiologie der Pflanzen und heißt gewöhnlich Phytodynamik.

Pflanzenchemie oder Phytochemie, der Teil der Chemie (s. d.), der sich mit den in den Pflanzengeweben und ‑Säften fertig gebildet vorkommenden Stoffen beschäftigt. Auch die Lehre von den in den Pflanzen verlaufenden chem. Prozessen, also der chem. Teil der Pflanzenphysiologie, Ernährung und Stoffwechsel der Pflanzen, heißt P.

Pflanzendekoration, die aus transportabeln (in Gefäßen kultivierten) Gewächsen hergestellte Ausschmückung der Innenräume oder der Umgebung von Wohn- und andern Gebäuden. Zur Dekoration der Wohngebäude, Terrassen und Rampen eignen sich besonders einzeln aufgestellte Orangen-, Lorbeer-, Oleander- oder Granatbäume. Balkons und Treppenwangen erhalten außerdem als Schmuck ornamentale Vasen, die entweder mit blühenden Gewächsen oder nur mit je einer Dekorationspflanze (Yucca, Agave) bepflanzt sind. Als P. der Wohnräume gelten Blumentische, Blumenständer, Blu-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 60.