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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pfretzschner - Pfullendorf
Pfretzschner, Adolf, Freiherr von, bayr. Staats-
mann, geb. 15. Aug. 1820 in Würzburg, studierte
m München die Rechte, wurde 184? Regierungs-
assessor in Ansbach, 1849 im Finanzministerium
verwendet und 1856 Ministerialrat. Unter dem
Ministerium von der Pfordtcn wurde er 26. Dez.
1864 zum Handelsminister, 1866 zum Finanz-
minister ernannt. Nach dem Tode des Ministers
Hegnenberg-Dux wurde P. 1872 das Ministerium
des konigl. Hauses und des Auhern sowie der Vorsitz
im Ministcrrat übertragen; er trat hier für Auf-
rechterhaltung der bayr. Reservatrechte ein. Seit
1871 war P. als Bevollmächtigter Bayerns Mit-
glied des Bundesrats. Am 4. März 1880 legte er
seine ^lmtcr nieder, wurde gleichzeitig in den Frei-
berrenstand erhoben und in die Zahl der Staatsräte
im außerordentlichen Dienst eingereiht; auch behielt
er den Titel und Rang eines konigl. Staatsministers.
Dem bayr. Reichsrat gehört P. seit 1872 an.
Pfriemen, Pstanzenart, s. 8ai'otk5innu8 vul-
^ri8.
Pfriemengras, Pstanzenart, s. Esparto.
Pfriemenschnäbler(8udu1ir03ti-68),eineEing-
vögelfamilie der ältern (Cuvicrschen) Systematik mit
pfriemenförmigem Schnabel. Man rechnete hierzu
Drosseln, Bachstelzen, Pieper, Steinschmätzer, Pirol,
Goldhähnchen, Zaunkönig u. s. w.
Pfriemenschwanz, s. Haarwürmer (Bd. 8,
Pfrille, Fisch, s. Ellritze. ^S. 614a).
Pfrimm, linker Zufluß des Rheins in Rhein-
besscn, entspringt südlich vom Donnersberge in der
banr. Pfalz und mündet unterhalb Norms.
Pfropfen, s. Veredelung.
Pfropfmesser, s. Gartengeräte (Bd. 7, S. 556 ^).
Pfropfsäge, soviel wie Baumsäge (s. Garten-
geräte , Bd. 7, <^. 556 d). fter Hölzer.
Pfropfung, ein Holzverband, s. Verlängerung
Pfründe (vom lat. praodsnäH), im Kirchen-
recht die Befugnis zum Bezug der mit einem kirch-
lichen Amt verbundenen Einkünfte, dann auch, da
regelmäßig mit jedem kirchlichen Amt (olücwm)
ein bestimmtes Einkommen (densücium) verbun-
den sein soll, das Amt selbst. Neue 'Amter dürfen
nur errichtet werden, wenn die für sie nötige P.
vorhanden ist. Die P. wird in der Regel lebens-
länglich verliehen, entzogen kann sie nur auf dem
Nege des kirchlichen Disciplinarverfahrens wer-
den. Eine Ausnahme bilden die sog. Sukkursal-
pfarreien (s. d.) des franz. Rechts. Früher bestanden
die P. nur in Grundbesitz und das Rechtsverhältnis
des Pfründners wurde als Nießbrauch aufgefaßt.
Heute hat sich die thatsächliche Grundlage der P.
sehr wesentlich verändert, indem in weitem Umfange
an Stelle des Grundbesitzes fixierte Geldbezüge
traten; vielfach garantiert der Staat ein Minimal-
qehalt. Früher bestanden besondere Vorschriften
über die Veerbung der Veneficiaten, kraft deren die
Erben sich nicht aus der P. bereichern sollten, beute
sind diese Vorschriften beseitigt, nur in einzelnen
Diö'cesen muh vom Nachlaß der Veneficiaten eine
Abgabe an den Bischof entrichtet werden.
Pfründenzehnt, s. Decime.
Pfuel, Ernst von, preuß. General und Staats-
mann, geb. 3. Nov. 1779 zu Berlin, besuchte seit
1793 die I^cols iuiiiwii-6, trat 1797 in die Armee
und machte den Feldzug von 1806 als Adjutant des
Prinzen Hohenlohe mit. Nach dem Frieden von
Tilsit ohne Stellung, ging er als Hauptmann 1809
in österr., 1812 in russ. Dienste, war 1813 und 1814
Chef des Generalstabs bei Tcttenborn und trat
1815 in das preuß. Heer zurück, diente als Oberst
unter Blücher und war nach der Kapitulation von
Paris Kommandant daselbst. Nach dem Frieden
blieb er mehrere Jahre als Oberst im Generalstab
zu Berlin und errichtete dort die erste Militär-
schwimmanstalt, die noch seinen Namen trägt. 1821
zum Chef des Generalstabs des 8. Armeekorps er-
nannt, stieg er 1826 zum Generalmajor und Bri-
gadecommandeur, 1831 zum Commandeur der
16. Division auf. 1831 wurde er als konigl. Be-
vollmächtigter nach Neuchätel gesandt, wo es ihm
gelang, die Unruhen beizulegen. P. wurde 1832
Generallieutnant, 1837 kommandierender General
des 7. Armeekorps, 1843 General der Infanterie,
1847 Gouverneur von Berlin. Als solcher zeigte
er sich bei der Märzrevolution 1818 seiner Stellung
nicht gewachsen und wurde dnrch General Prittwitz
ersetzt, während er in vertraulicher Sendung nach
Paris ging. Im Mai 1848 wurde er an Stelle des
Generals von Willisen mit unumschränkter Voll-
macbt nach der Provinz Posen geschickt, um den
Aufstand mit Waffengewalt zu unterdrücken, was
auch gelang. Nach der Entlassung des Auerswald-
schen Ministeriums erhielt P. den Auftrag, cm
neues Kabinett zu bilden, worin er selbst 17. Sept.
1848 zum Ministerpräsidenten und Kriegsminister
ernannt wurde; bald darauf bat er infolge der
tumultuarischen Excesse vom 3l. Okt. um seine Ent-
lassung. 1858 trat er in das Haus der Abgeord-
neten ein und schloß sich der liberalen Partei an.
Er starb 3. Dez. 1866 in Berlin. P. schrieb "Bei-
träge zur Geschichte des letzten russ.-franz. Krieges"
(Berl. 1814), das Förster aus P.s Nachlaß u. d. T.
"Der Rückzug der Franzosen aus Rußland" (ebd.
1867) in erweiterter Form neu herausgab.
Pfuhl, Johs., Bildhauer, geb. 20. Febr. 1846 zu
Löwenberg in Schlesien, war Schüler von Schievel-
bein und der Berliner Kunstakademie. Seine hervor-
ragendsten Werke sind: das Marmordenkmal Steins
in Nassau (1872), ein 70 m langer Relieffries aus
dem Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und
1871 für die Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde,
eine Statue des Grafen Eberhard zu Stolberg-Wer-
nigerode für Landeshut (1879), das Standbild
Friedrichs d. Gr. für das Kriminalgerichtsgebäude
in Berlin (Moabit), das Reiterstandbild Kaiser
Wilhelms I. in Görlitz (1893), das Standbild des
Kriegsministers Grafen von Roon ebenfalls für
Görlitz, sowie mehrere Büsten (Goethe, Vismarck,
Blücher, Zieten, Stein u. a.). Neben seinen Monu-
mentalarbeiten realen Inhalts schuf P. unter andern
auch eine kolossale Idealgruppe: Perseus befreit die
Andromeda, welche 1881 auf der großen Berliner
Kunstausstellung mit der Goldenen Medaille aus-
gezeichnet und vom Staate angekauft wurde. 1891
wurde dieselbe, in Bronze ausgeführt, als Zierde
eines Monumcntalbrunnens in Posen ausgestellt
und bei dieser Gelegenheit P. zum Professor ernannt.
Er lebt in Charlottenburg bei Berlin.
Pfuhlschnepfe, s. Schnepfe.
Pfullendorf. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis
Konstanz, hat (1890) 9718 E. in 19 Gemeinden. -
2) Hauptstadt des Amtsbezirks P., an den Neben-
^ linien P.-<^chwakenreuthe (15,9 Km) der Bad. und
P.-Altshausen (25,i km) der Württemb. Staats-
bahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Konstanz), hat (1890) 2425 E.,
darunter 81 Evangelische, Post, Telegraph, schöne