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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Phosphorsaure Ammoniakmagnesia – Photius

ist in dieser Form offizinell. Alle phosphorsauren Salze (Phosphate), die sich in der Natur finden, gehören der dreibasischen Säure an. Verdampft man die Säure bei einer 150° nicht übersteigenden Temperatur, so bleibt eine sirupdicke Masse zurück, die bei niedriger Temperatur Krystalle der reinen Säure abscheidet. b. Vierbasische P. oder Pyrophosphorsäure, P₂O₃(OH)₄ entsteht, wenn zum Sirup verdampfte gewöhnliche P. dauernd auf einer Temperatur von 220° C. erhalten wird. c. Einbasische P. oder Metaphosphorsäure, Acidum phosphoricum glaciale, PO₂(OH), wird erhalten, wenn gewöhnliche P. in einem Platingefäß so lange erhitzt wird, bis die Masse ruhig fließt.

Die P. bildet in Gestalt ihrer Salze (über die wichtigsten derselben s. die unter Phosphate angegebenen Einzelartikel), namentlich des Calciumsalzes, einen wesentlichen Bestandteil des Pflanzenorganismus. Die Pflanzen nehmen das Calciumphosphat aus dem Boden auf; es ist daher eine wichtige Aufgabe des Landwirts, dem Boden die verbrauchte P. wieder zuzuführen. (S. Dünger, Guano, Knochenmehl, Superphosphat, Thomasschlacke.) Mit der pflanzlichen Nahrung geht die P. in den Körper der Menschen und Tiere über, welcher derselben ebensowenig entbehren kann, wie die Pflanzen. Die Hauptmenge der P. dient hier zum Aufbau des festen Knochengerüstes (s. Knochen) und der Zähne, doch enthalten auch andere Organe P. Das phosphorsaure Natrium findet sich z. B. im Blute, in der Milch, der Galle, dem Muskelsaft, dem Harn und in den Geweben, besonders in der Nervensubstanz. Es beteiligt sich an der Bindung der Kohlensäure im Blute, hält manche Substanzen, wie Caseïn und Harnsäure, innerhalb des Blutes in Lösung und steht in enger, wenn auch noch nicht genau erforschter Beziehung zur Zell- und Gewebebildung. Über die Ausscheidung der Phosphate durch den Harn s. Harnsediment.

Phosphorsaure Ammoniakmagnesia, s. Magnesiumphosphat.

Phosphorsaurer Kalk, s. Calciumphosphat.

Phosphortrichlorīd, s. Phosphorchloride.

Phosphortrioxȳd, s. Phosphoroxyde und Phosphorige Säure.

Phosphorvergiftung, nächst der Arsenikvergiftung die häufigste Form der Vergiftungen. Sie entsteht entweder durch absichtliches oder zufälliges Einführen von phosphorhaltigem Rattengift oder von Zündhölzchenkuppen in den Organismus (akute P.), oder durch Einatmen von Phosphordämpfen in den Zündhölzchenfabriken (chronische P.). Die akute P. bewirkt eine rapide hochgradige Verfettung aller lebenswichtigen Organe (Herz, Magen, Leber, Nieren), äußert sich in heftigen brennenden Schmerzen in Hals und Unterleib, häufigem Erbrechen phosphorig riechender, im Dunkeln leuchtender Massen, in heftigem Durchfall, Gelbsucht und Kräfteverfall und führt meist nach wenigen Tagen unter den Erscheinungen der Herzlähmung zum Tode. Als kleinste tödliche Menge wird für den Erwachsenen 0,06‒0,10 g Phosphor angegeben, bei kleinen Kindern können schon einige Milligramm tödlich wirken. Der Phosphorgehalt der Streichhölzchen ist ziemlich schwankend und danach ist auch die tödliche Dosis derselben verschieden; 100 Köpfchen enthalten 0,02‒0,06 g Phosphor. Die Behandlung der akuten P. erfordert schleunigste Entfernung des Mageninhalts durch Brechmittel, Auspumpung des Magens sowie wiederholte Ausspülungen des Magens mit einer wässerigen Lösung von übermangansaurem Kalium und energische Abführmittel; als Gegengift wird das gewöhnliche unreine sauerstoffhaltige Terpentinöl (mehrmals 20‒30 Tropfen in schleimigem Getränk) empfohlen. Ängstlich zu vermeiden sind wegen der größern Löslichkeit des Phosphors in Fetten die bei den meisten Vergiftungen nützlichen Eiweißlösungen und fetthaltigen Substanzen. Die chronische P. führt zu eiterigen Knochenhautentzündungen und zum brandigen Absterben der Unterkiefer, zur sog. Phosphornekrose, welche indes neuerdings durch genügende Ventilation der Arbeitsräume und sonstige Vorsichtsmaßregeln immer seltener wird.

Eine vollständige Beseitigung der Gefahren der chronischen P. wird erst gelingen, wenn die Herstellung von Phosphorzündhölzchen aufgegeben wird und nur schwed. Zündhölzer in Verkehr gebracht werden dürfen. – Vgl. Munk und Leyden, Die akute P. (Berl. 1865); Kleinmann, Die Phosphornekrose (Lpz. 1883).

Phosphorwasserstoff, PH₃, entsteht als ein an der Luft sich entstammendes, sehr giftiges und übelriechendes Gas neben flüssigem P., P₂H₄, beim Erhitzen von Phosphor mit Lösungen von Alkalien. Große Vorsicht ist bei der Bereitung geboten. Leitet man das Gasgemenge durch eine mit einer Kältemischung umgebene Röhre, so scheidet sich darin flüssiger P₂H₄ ab, der beim Aufbewahren sich unter Explosion zersetzt. Mit Jodwasserstoff vereinigt sich der P. zu Jodphosphonium oder Phosphoniumjodid, PH₄J, einer krystallisierten, dem Jodammonium analogen Verbindung. Das Jodphosphonium zerfällt mit Wasser in Jodwasserstoff und reinen, nicht selbstentzündlichen P.

Photinĭa Lindl., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Pomeen, mit gegen 20 meist den wärmern Gegenden Ostasiens zugehörigen Arten. Die in China und Japan einheimische japanische Mispel, P. japonica Benth. (früher Eriobotyra japonica Lindl.), ist schon seit Ende des 18. Jahrh. in Süditalien und Südfrankreich Kulturpflanze; sie hat etwa pflaumengroße, angenehm schmeckende gelbe Früchte (Loquat), die als Obst gegessen werden.

Photismen, s. Phonismen.

Photĭus, Patriarch von Konstantinopel, einer der gelehrtesten griech. Kirchenlehrer, geb. um 820 n. Chr., war zuerst Oberster der kaiserl. Leibwache und Sekretär des Kaisers, wurde 857, nachdem er in sechs Tagen alle priesterlichen Würden durchlaufen hatte, Nachfolger des abgesetzten Patriarchen Ignatius (s. d.) von Konstantinopel. In seinem Streit mit dem röm. Bischof Nikolaus Ⅰ. über den Supremat hielt er 867 mit den Patriarchen des Orients ein Konzil zu Konstantinopel ab, das wesentlich die Trennung der abendländ. und morgenländ. Kirche befördert hat. (S. Griechische Kirche, Bd. 8, S. 347.) Infolge der Thronwechsel in Konstantinopel wurde P. 867 abgesetzt, 878 neu eingesetzt, 886 von Kaiser Leo dem Philosophen in ein armenisches Kloster verwiesen, wo er um 891 starb. In seinem «Myriobiblion», auch «Bibliotheca» betitelt (hg. von Bekker, 2 Bde., Berl. 1824), sind Urteile und Auszüge von 280 heidn. und christl., meist verloren gegangenen Schriften mitgeteilt; sein «Nomocanon» ist die Grundlage des griech. Kirchenrechts; seine «Amphilochien» geben Erörterungen über 300 von Bischof Amphilochius an ihn gestellte theol. Fragen. Außerdem schrieb er ein «Lexikon» (hg. von Naber, 2 Bde., Leid. 1864‒65), Streitschriften gegen die Sekte der