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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Physikalisch; Physikalisch-Technische Reichsanstalt

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Physikalisch – Physikalisch-Technische Reichsanstalt

durch Erwärmung der Verbindungsstelle zweier heterogener Metalle) durch Seebeck. Hieran schloß sich 1632 die Entdeckung der sog. elektrischen Induktion (s. d.) durch Faraday. 1845 zeigte ebenderselbe, daß alle Körper durch hinreichend kräftige Elektromagnete angezogen oder abgestoßen werden, wonach die Körper in paramagnetische und diamagnetische eingeteilt wurden. Die Kenntnis des Magnetismus unserer Erde war im Laufe des 19. Jahrh. besonders durch Humboldt, Hansteen, Gauß und W. Weber gefördert worden. Th. Young und Fresnel zeigten zu Anfang des 19. Jahrh. die Unvereinbarkeit der Emanationstheorie mit den Erscheinungen der Interferenz (s. d.) und der von Malus (1811) entdeckten Polarisation nebst den zahlreichen damit zusammenhängenden, von Arago, Biot und Brewster beobachteten Phänomenen. Der von Seebeck entdeckte Thermomagnetismus gewährte Melloni ein Mittel zur genauern Untersuchung der Wärmestrahlen, die sich als Lichtstrahlen erwiesen. Die Vorstellung von einem innern Zusammenhang der verschiedenen physik. Vorgänge führte in der neuern Zeit J. R. von Mayer (1842‒51) und Joule (1843‒49) zu denr Nachweise, daß eine gewisse Arbeitsleistung einer gewissen Wärmemenge äquivalent ist, so daß für jede verschwundene Wärmemenge eine gewisse Arbeit geleistet und, umgekehrt, durch jede aufgewandte Arbeit eine entsprechende Wärmemenge erzeugt werden kann (mechan. Wärmetheorie). Ähnliche Beziehungen zeigten sich auch zwischen der mechan. Arbeit und andern (elektrischen, magnetischen u. s. w.) physik. Zustandsänderungen. Dies führte zur Aufstellung des Satzes der Erhaltung der Energie. Die neueste Zeit lieferte durch die Forschungen von Maxwell und Hertz eine neue Anschauung über das Wesen der Elektricität, wodurch ein neues Forschungsgebiet, die Elektrooptik (s. d.) erschlossen wurde.

Litteratur. Von den zahlreichen kleinern Lehrbüchern seien genannt: Krebs, Grundriß der P. (2. Aufl., Lpz. 1888); Kollert, Katechismus der P. (4. Aufl., ebd. 1889); Jochmann und Hermes, Grundriß der Experimentalphysik (11. Aufl., Berl. 1890); Reis, Lehrbuch der P. (7. Aufl., Lpz. 1890); Koppe, Anfangsgründe der P. (19. Aufl., Essen 1893); Beetz, Leitfaden der P. (11. Aufl., Lpz. 1893); Münch, Lehrbuch der P. (10. Aufl., Freib. i. Br. 1893); Warburg, Lehrbuch der Experimentalphysik für Studierende (ebd. 1893); Mach, Grundriß der P. (Lpz. 1893‒94); Lommel, Lehrbuch der Experimentalphysik (2. Aufl., ebd. 1894). – Größere Kompendien sind: Mousson, Die P. auf Grundlage der Erfahrung (Zür. 1879‒86); Müller-Pouillets Lehrbuch der P. und Meteorologie (8. und 9. Aufl., 3 Bde., Braunschw. 1880‒90); Ergänzungsband hierzu: Joh. Müller, Lehrbuch der kosmischen P. (5. Aufl., ebd. 1894); Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik (4. Aufl., Lpz. 1882‒86); Violle, Lehrbuch der P. (deutsche Ausgabe, Berl. 1891 fg.); Winkelmann, Handbuch der P. (Bresl. 1891 fg.). – Handbücher für das physikalische Praktikum sind: Lehmann, Physik. Technik (Lpz. 1885); Weinstein, Handbuch der physik. Maßbestimmungen (Berl. 1886‒88); Glazebrook und Shaw, Einführung in das physik. Praktikum (deutsch von Schlösser, Lpz. 1888); Frick, Physik. Technik (6. Aufl., Braunschw. 1890 fg.); Kohlrausch, Leitfaden der praktischen P. (7. Aufl., Lpz. 1892); Wiedemann und Ebert, Physik. Praktikum (2. Aufl., Braunschw. 1893); Landolt und Börnstein, Physik.-chem. Tabellen (2. Aufl., Berl. 1894). – Theoretische (mathematische) P.: Neumann, Einleitung in die theoretische P. (Lpz. 1883); Kirchhoff, Vorlesungen über mathematische P. (ebd. 1883‒91). – Geschichte der P.: Poggendorff, Geschichte der P. (Lpz. 1879); Heller, Geschichte der P. (Stuttg. 1882‒84); Rosenberger, Geschichte der P. (Braunschw. 1882‒90); Netoliczka, Bilder aus der Geschichte der P. (Wien 1891); Gerland, Geschichte der P. (Lpz. 1892). – Zeitschriften: Annalen der P. und Chemie, von Poggendorff, hg. von Wiedemann (Leipzig); Archiv für Mathematik und P., von Grunert, hg. von Hoppe (ebd.); Praktische P., hg. von Krieg (Magdeburg); Repertorium der P., hg. von Exner (München, bis Ende 1891); Zeitschrift für Mathematik und P., hg. von Schlömilch, Kahl und Cantor (Leipzig).

Physikalisch, die Physik betreffend. – Physikalische Astronomie, s. Astronomie; physikalische Isomerie, s. Heteromorphismus.

Physikalisch-Technische Reichsanstalt, unter dem Reichsamt des Innern stehendes, in Berlin-Charlottenburg befindliches wissenschaftliches Institut, das den Zweck verfolgt, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung für die Präcisionsmechanik und die Technik nutzbar zu machen. Sie zerfällt in zwei Abteilungen, von denen die Abteilung Ⅰ als Aufgabe die Ausführung physik. Untersuchungen und Messungen hat, welche die Lösung wichtiger wissenschaftlicher Probleme in theoretischer oder technischer Richtung bezwecken und einen größern Aufwand an instrumentaler Ausrüstung, Materialverbrauch, Arbeitszeit der Beobachter und Rechner erfordern, als der Regel nach von Universitätsinstituten oder Privatleuten aufgeboten werden kann. Die bisherigen Arbeiten erstreckten sich auf grundlegende Studien über Thermometer, Barometer, elektrische Meßmethoden und ‑Apparate, über die Ausdehnung verschiedener Materialien u. s. w., sowie auf die Vergleichung von Normalgewichten. Die Aufgabe der Abteilung Ⅱ ist die Durchführung physik.-technischer Untersuchungen, die Anstellung von Versuchen über die zweckmäßigsten Konstruktionen physik. und technischer Meßapparate, das dazu zu verwendende Material und die zu befolgenden Meßmethoden, endlich die Prüfung, Fehlerbestimmung und event. Beglaubigung von Meßgeräten und Kontrollinstrumenten, soweit solche nicht unter die Maß- und Gewichtsordnung und somit in das Arbeitsgebiet der Normalaichungskommission (s. d.) fallen. Die Prüfungen erstrecken sich besonders auf Thermometer für ärztliche, physik. und chem. Zwecke (darunter auch solche für sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen), auf Barometer, Manometer, Metalllegierungen gegen Dampfkesselexplosionen, Indikatoren für Dampfmaschinen, Abelsche Petroleumprober, elektrische Meßinstrumente, Stimmgabeln, Normalmaßstäbe, Photometer, Polarisationsapparate u. s. w.

Die Reichsanstalt, deren Etat zur Zeit etwa 270000 M. beträgt, leitet ein Präsident. Als solcher fungierte von: Beginn des Bestehens der Anstalt an bis zu seinem Tode (8. Sept. 1891) Hermann von Helmholtz. Der Präsident ist zugleich Direktor der Abteilung Ⅰ, während die Abteilung Ⅱ unter der Leitung eines eigenen Direktors (Professor Hagen) steht. Die sachverständige Aufsicht über die Thätigkeit der Anstalt liegt einem Kuratorium ob, dessen