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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pinzgauer Pferd - Pipa
Taxenbach an, ist enge und felsig. Unterhalb Lend
ändert der Flnß seine östl. Nichtnng in eine nördliche
und tritt hier in das untere Querthal ein, dessen
oberer, beckenartiger und bis 1 km breiter Teil mit-
samt den in denselben einmündenden Seitenthälern
Pongau genannt wird; er reicht bis Werfen, unter-
halb welchen Ortes der Mus; durch den Engpaß Lueg
(s. d.) in den weiten Kessel von Salzburg einströmt.
In der Nähe von Golling (s. d.) ist der malerische
Gollinger Wasserfall, welcher lange für einen Aus-
fluß des Königssees (s. d.) gehalten wurde; bei
Schwarzack befindet sich die vielbewunderte Liech-
tenstein k l a m m und bei Taxenbach die nicht minder
herrliche Kitzlochklamm. Die neue Pinzgauer Straße
führt von Lend über Mittersill nach Tirol und die
Salzburg-Tiroler Linie (Giselabahn) der Kaiserin-
Elisabeth-Bahn durch das Sahachthal bis Vrnck und
von da über Zell und Kitzbühel nach Wörgl. Der
P. entspricht der heutigen Bezirkshauptmannschast
Zell (s. d.) am See.
Pinzgauer Pferd, schwerer Schlag der nori-
schen Rasse, der im Pinzgau, Steiermark, Tirol und
Kärnten gezücktet wird. Die P. P. finden hauptsäch-
lich im Lastsuhrwerk Verwendung, wozu sie ihrem
ganzen Körper nach vorzüglich geeignet sind. Der
Farbe nach sind sie nieist Schecken.
^ioinibi (ital., "Vleioächer", "Blcikammern"),
die über der 8al3, ä6i Di^ci im Dogenpalast zu
Venedig liegenden Räume, die seit 1591 als Unter-
suchungsgefängnis benutzt wurden; als solche waren
die?. berüchtigt namentlich wegen ihrer unerträg-
lichen Hitze. Casanova (s. d.) hat eine Beschrei-
bung seiner Gefangenschaft in den ?. (1755) in sei-
nen Memoiren gegeben.
Piombmo.' 1) Früher selbständiges Fürsten-
tum (360 hivin), jetzt ein Teil der ital. Provinz Pisa,
gehörte ehedem mit Elba zu Pisa, dessen Stadtherren,
die Appiani, bei dem Verkauf von Pifa (1399) an
die Visconti sich P. und Elba als eigene Herrschaft
vorbehielten. Ende des 16. Jahrh, wurde P. infolge
von häuslichen Wirren der Appiani und im Gegen-
satz zu Florenz von den Spaniern besetzt, dann
wiederhergestellt, um nach dem kinderlosen Absterben
des Iacopo VII. d'Appiani (1603) nochmals von
Spanien sequestriert zu werden. Durch einen Wie-
ner .Hofgerichtsspruch wurde nun P. zuerst einem
Appiano gegen 800000 Fl. und, als dieser nicht
zahlen konnte, 1634 den Ludovisi für 1 Mill. Fl.
zugesprochen, von welchen es durch Verschwägerung
1700 die Buoncompagni (s. d.) erbten. Diese, im
Epanischen Erbsolgekriege auf franz. Seite getreten,
verloren es zuerst ganz 1708, bekamen es indessen
wieder. 1801 wurde P. dem franz. Staat einver-
leibt, 1805 -14 war es im Besitz von Napoleons
Schwester Elisa Bacciocchi, 1815 kam cs an das
Grohherzogtum Toscana, das den Vuoncompagni
ein Jahrgehalt aussetzte. - 2) Hafenstadt im Kreis
Volterra der Provinz Pisa, die alte Hauptstadt des
Fürstentums P., an dem bewaldeten Vorgebirge
gegenüber Elba und der Nebenlinie Campiglia
Marittima-P. (14 km) der Mittelmeerbahn Pisa-
Rom, hat (1881) 2763, als Gemeinde 4595 E. und
Dampferverbindung mit Elba.
Piombo, Fra Sebastiano del, ital. Maler, mit
seinem Familiennamen Luciani, geb. 1485 zu Ve-
nedig. Der Musik, welcher er sich anfangs widmete,
entsagte er, um sich der Malerei unter Giovanni
Bellini und dann unter Giorgione zu widmen. Die
Sage, daß Michelangelo, der anf den wachsenden
Ruhm Rassaels aufmerksam zu werden schien, sich
P.s bei der Ausführung mehrerer seiner Komposi-
tionen zu bedienen gesucht Hütte, um so mit seiner
großartigen Erfindung die venet. Farbenschönheit
verbunden zu fehcn, beweist, welche hohe Meinung
die Zeitgenossen von dem künstlerischen Vermögen
P.s hatten. Als Rasfael seine berühmte Trans-
siguration gemalt hatte, wurde P. von Michel-
angelo bewogen, durch eine Auferstehung des Laza-
rus jenen womöglich zu überbieten, und dieses Werk,
welches ganze Gruppen von Michelangelos Erfin-
dung enthält, wird für sein ausgezeichnetstes an-
gesehen (1519; jetzt in der Nationalgalerie zu Lon-
don). Ebenso steht seine Kreuzabnahme (1516;
Petersburg, Eremitage), sein Märtyrertod der heil.
Agathe (1520; Florenz, Palast Pitti), Heimsuchung
Maria (1521; Paris, Louvre) den Werken der
ersten Meister znr Seite. Die Kreuztragung Christi
bat er mehrfach gemalt (Madrid, Wien, Dresden).
Indessen bestand P.s eigenes Verdienst doch vor-
zugsweise in einzelnen Figuren und Bildnissen,
^ein Pietro Aretino und Papst Clemens VIl.
waren von großer Ähnlichkeit und vollendetem Ko-
lorit. Im Berliner Museum befindet sich seine sog.
Fornarina, wahrscheinlich das Vorbild sür Raffaels
Werk in den Uffizien. Von Clemens VII. ward er
zum päpstl. Siegelbewahrer ernannt, worauf auch
sein Beiname, del P., anspielt, indem das an die
päpstl. Bnllen gehängte Siegel in Blei (pioindo)
abgedruckt zu werden pflegte. Seitdem beschäftigte
er sich mit der Dichtung und malte nur noch zu-
weilen anf besondere Veranlassung ein Porträt,
z. B. Giulia Gonzaga sür den Kardinal Hippolyt
de' Medici sowie den sterbenden Papst Panl III.
Er starb 1547 in Rom. In der von ibm gepflegten
Art, in Öl auf Stein zu malen, ist in der Kirche
San Pietro in Montorio zu Rom noch eine Geiße-
lung Christi vorbanden. - Vgl. Fr. Propping, Die
künstlerische Lausbahn des Seb. del P. bis zum Tode
Raffaels (Dissertation, Lpz. 1892).
Pion (frz., spr. piöng), Bauer (im Schach), Stein
(des Damenspiels).
Pioniere, technische Truppen, zur Ausführung
der in der Feldbefestignng (s. d.) vorkommenden
Arbeiten bestimmt. In Deutschland werden alle
Technischen Trnppen (s. d.) P. genannt; in Österreich
versehen die P. den Dienst der Pontoniere. Zeit-
weise gab es reitende P., namentlich in Rußland.
?iopki1a., s. Käsefliege.
Piotrkow, f. Petrikau.
Pioverna, kleiner Flnß in der ital. Provinz
Como, entspringt in den Bergamasker Alpen auf
dem Monte-Grigna und Monte-Aralalta in zwei
Armen, durchströmt das Val Sassina, das Eisen-
werke enthält und in dem außerdem Honigproduk-
lion betrieben wird, und mündet bei Bellano in
den Coiuersee, einen über 60 in hohen Wassersall
(Orrido di Bellano) bildend.
Pipa oder surinamische Wabenkröte
il'i^ nmßi'i^luiti^K?"'., slm'ki^m'n ^e/i)?6?'t?., s. um-
stehende Abbildung), der einzige Vertreter der zun-
genlosen Froschlurche (s. Zungenlose), ist von ab-
schreckender Häßlichkeit, gegen 20 cm lang, mit un-
förmlichem, plattgedrücktem Leibe von fast viereckiger
Gestalt und schmutzig-graubrauner Farbe. Die vier
Zehen der dünnen Vorderbeine enden mit kleinen
Hautfranfen, die fünf der kräftigen Hinterbeine sind
durch Schwimmhaut verbunden. Die P. lebt im tro-
pischenSüdamerika und ist bemerkenswert durch ihre