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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pipette - Piqué
Pipette (frz.), gläserne, nach dem Princip des
Stechhebers (s. Heber) benutzte Röhren, die man
bei der chem. Analyse anwendet, um aus einer grö-
Hern Menge von Flüssigkeit ein bestimmtes Volu-
men herauszunehmen. Man unterscheidet Voll-
pipettenmit nur einer Marke und M aßpipetten
mit einer Graduierung zur Entnahme verschieden
großer Flüssigkeitsmengen.
Pipin, s. Pippin.
Pippau, Pflanzengattung, f. Oepi".
Pippel, Nestflüchter, f. Vögel.
Pippi, ital. Maler, s. Giulio Romano.
Pippin (Pipin), Name mehrerer Karolinger
(s. d.). Die ältesten unterscheidet man nach Be-
sitzungen ihres Hauses an der Maas; doch finden
sich t iese Beinamen erst in spätern Chroniken.
1) P. (der Ältere) von Landen (gest. 639)
war N^or äomu8 und mit seinem Freunde, dem
Bischof Arnulf von Metz, Leiter des jungen
Königs Dagobert I. Die Freundschaft der beiden
ward dadurch noch befestigt, dasi Arnulfs Sohn,
Ansegisel, die Tochter P.s, Vegga, heiratete. Auf
P. folgte als Hausmcier sein Sohn Grimoald. -
Vgl. Bonnell, Die Anfänge des karoling. Hauses
(Lpz. 1666).
^)P. (von Heristall, der Mittlere), der Sohn
Ansegisels und der Vegga (s. Pippin 1), war An-
führer der austrasischen Großen gegen den N^oi-
äomuä Ebroin von Neustrien und Burgund und
qewann nach dessen Tode (680) durch den Sieg bei
^ertry (nördlich von der Somme) 687 und dnrch die
Verschwägerung mit der Familie des ehemaligen
^I^or äomu8 Waratto die Leitung des gesamten
Frankenreichs. Die Könige bedeuteten nichts neben
ihm. Durch seine Feldzüge gegen die Alamannen,
Bayern und Friesen hemmte er den weitern Zerfall
des Reichs. P. starb 714. Da seine legitimen
Söhne vor ihm gestorben waren, so übertrug P. die
Nachfolge seinem unmündigen Enkel Theudoald
(Theodebald); sie kam aber unter deftigen Kämpfen
an seinen natürlichen Sohn Karl Martell (s. d.). -
Vgl. Bonnell, Die Anfänge des karoling. Hauses
(Lpz. 1866).
3) P. (in spätern Chroniken der Kleine genannt),
Sohn Karl Martells, erhielt (als Hausmeier) bei
dessen Tode 741 Neustrien, Burgund und Provence,
sein älterer Vrnder Karlmann die deutschen Lande
Austrasien, Alamannien und Thüringen. Ein Stief-
bruder, Grifo, lehnte sich vergeblich gegen diese Tei-
lung auf. Auf den frank. Thron, der sieben Jahre
leer gestanden hatte, setzten Karlmann und P. 743
wieder einen König, Childerich III., führten die Re-
gierung aber nach wie vor selbst. Sie unterdrückten
wiederholt Aufständc in Aquitanicn, Bayern und
Alamannien und stellten mit Hilfe des Bonifatius,
aber durchaus nicht ganz nach seinem Willen, die
Ordnung in der verwilderten Kirche her, indem sie
zugleich das Recht zur Anerkennung brachten, über
die Güter der Kirchen nach dem Bedürfnis des
Staates zu verfügen. Als Karlmann 747 Mönch
wurde, vereinigte P. das ganze Reich und lieft sich
752 von den Franken zu Soissons zum König er-
wählen und den Merowinger Childerich ins Kloster
verweisen, nachdem vorher etwaige Gewissens-
bedenken durch ein billigendes Gutachten des Papstes
Zacharias beschwichtigt worden waren. P. ließ sich
von den Bischöfen seines Reichs salben und diese
Salbung 754 von Papst Stephan wiederholen, als
dicscr nach Gallien gekommen war, um Hilfe gegen
die Langobarden zu erbitten. P. schenkte dem Papst
durch eine Urkunde das den Langobarden zu ent-
reißende, rechtlich dem oström. Kaiser zugehörige
Gebiet (Pip pinische Schenkung) und schuf
dann auch thatsächlich den Kirchenstaat (s. d.),
indem er 754 und, da der Langobardenkönig
Aistnlf den ihm aufgezwungencn Vertrag nicht er-
füllte, 756 zum zweitenmal über die Alpen zog.
Diesmal mußte Aistulf sich auch zum Tribut ver-
pflichten. In Aquitanien und in Bayern sicherte
P. kräftig seinen Einfluß; in Bayern fetzte er den
jungen Taffilo als Herzog ein und ließ ihn die
vasallitischc Huldigung leisten. Die Vasallität nahm
unter P. und namentlich durch die Regelung der
Rechte des Staates über das Kirchengnt eine ge-
waltige Entwicklung, wie er denn für die Be-
gründung und Organisation der frank. Weltmacht
kaum weniger gethan hat als fein Sohn Karl d. Gr.
P. starb ^4. Sept. 768 bei Paris, nachdem er das
Reich unter seine Söhne Karlmann und Karl geteilt
hatte. - Vgl. Hahn, Jahrbücher des Fränkischen
Reichs 741-752 (Berl. 1863); Olsner, Jahrbücher
des Fränkischen Reichs unter König P. (Lpz. 1871).
4) P. (ursprünglich Karlmann), Karls d. Gr.
zweiter Sohn, geb. 777, ward 781 zum König der
Langobarden ernannt (die Salbunq wurde 800
wiederholt) und war des Vaters Statthalter in
Italien. Er besiegte 791 und 796 6ie Avaren, starb
aber schon 810, mit Hinterlassung eines Sohnes
Bernhard, der dann ebenfalls Italien erhielt, aber
von feinem Oheim Ludwia, dem Frommen 818 ge-
blendet wurde und an dieser Verstümmelung starb.
5) P., Ludwigs des Frommen Sohn, erhielt 817
Aquitanien, das ihm dann sein Vater zu Gunsten
des nachgeborenen Karl des Kahlen wieder zu ent-
reißen suchte. P. beteiligte sich deshalb an dem
Aufruhr der Brüder gegen den Vater, stand diesem
aber in den letzten Jahren gegen Lothar bei und
trat auch das 833 erworbene Neustrien an Karl den
Kahlen ab. Trotzdem entzog Ludwig der Fromme
bei P.s Tode 838 Aquitanien dessen Söhnen und
gab es Karl dem Kahlen; doch leistete P.s Sohn
6) P. II. erfolgreichen Widerstand; Aquitanien
litt schwer nnter diesen Kämpsen, und P. II. sank
zuletzt zum flüchtigen Abenteurer, bis er 864 ge-
fangen und ins Kloster gesteckt wurde. - Vgl. E.
Dümmler, Gefchichte des Ostfränkischen Reichs
(2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1887-88).
I>ipriaa.s, Vogelgattung, s. Manakins.
Pips, eine volkotümliche Bezeichnung für die
Halskrankheiten der Hühner, die mit Atemnot und
der Bildung von häutigen Auflagerungen in der
Manlhöhle und im Rachen einhergehen. Behand-
lung : Vepinsclung der erkrankten Stellen mit Chlor-
wasser oder schwacher Chlorkalklösung.
Piqua, Stadt im Connty Miami im nordamcrik.
StaateOhio,Vahnknotenpunkt nördlich vonDayton,
am Miamifluß und Miami-Erie-Kanal, mit mehrcrn
Fabriken von Leinsamenöl und Möbeln, vielen an-
dern industriellen Anlagen und (1890) 9090 E.,
daruuter vielen Deutscheu. In der Umgegend natür-
Piquant, s. Pikant. Elches Gas.
Pique (frz., spr. pihk), Pike, Spieß; Groll, Er-
bitterung; eine der vier Farben im franz. Karten-
spiel, bezeichnet durch cincn schwarzen Spaten; sie
entspricht dem Grün im deutschen Spiel.
Piquö (frz., spr.pikeh, von piquei-, d. i. steppen),
ein im Aussehen der gesteppten Arbeit ähnlicher
dicker Baumwollstosf, auf welchem nicht durch Farben-