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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pisagua - Pisano (Niccolò)
die, rcich an kohlensaurem Gas, schwefelsaurem Na-
trium und Chlornatrium, bei rheumatischen und
gichtischcn Krankheiten, Lebcrleiden und Nerven-
schwäcke angewendet werden. Etwa 25 km entfernt
das eisenhaltige Bad Casciana (vgl. Älinati, D01
LaFni äi (^li3ciÄiilr, Flor. 1877); 121cm von P. das
lithinhaltigc Vad Oliveto. - Vgl. Morrona, ?.<
i11u8ti-<TtH noNs arti äel äiäössno (3 Bde., Livorno
1812); Nistn, ^uiälr 6i I>. (Piia 1845); Nohault
de Fleury, 1^68 in0inim0nt3 60 li3L au movcu ä.36
(Par. 1866, niit Atlas); Scorno, Xuova 6uiäll äi !>.
<Pisa 1874); Dütsckke, Die antiken Bildwerke des
Campo Santo in P. (Lpz. 1874); I. Schulze, Die
klimatischen Kurorte der Niviera, Mittel- und Unter-
italiens (Frankf. 1875); Reimer, Klimatische Som-
merkurorte (2. Aufl., Verl. 1801).
Geschichte. P., im Altertum ^ulik ?i32na,
wuchs seit dem 9. Jahrh, rasch, besonders nachdem
es seine Nebenbuhlerin Amalsi im Vunde mit den
Normannen 1137 zerstört hatte. Wie diesen, half es
am Ende des 12. Jahrh. Heinrich VI., Sicilien zu
gewinnen, und hielt dann, mit Genua wegen seiner
sardischen Besitzungen in Kampf geraten, auch treu
zu Friedrich II. Aber der Fall der Hohenstausenherr-
schaft zog auch den Sturz der ghibellin. Seestadt
nach sich, deren Flotte durch die Genucscn unter
Oberto Dona 6. Aug. 1281 bei Meloria vernichtet
wurde. Innere Wirren folgten. P. behauptete zwar
seine Unabhängigkeit von dem benachbarten Lucca
(s. Castruccio Castracane), das es selbst auf kurze
Zeit eroberte, fiel aber nach langen und erbitterten
Kämpfen gegen die Guelfen Toscanas an die Vis-
conti von Mailand (1399), die es 1405 an Florenz
verkauften. Ein Konzil tagte darauf bier 1409. Die
Erhebung P.s gegen Florenz begünstigte Karl VIII.
von Frankreich, der bei seinem Rückzug aus Italien
die Citadelle von P. 1495 an die Pifaner auslieferte,
die sich nun wieder in 15jährigem hartem Kampfe
ihre Freiheit zu erringen suchten, sich aber 1509
ergeben mußten. P. wurde nun ein nicht viel be-
deutendes Universitäts- und Seestüdtchen von Tos-
cana, das durch die Anlegung von Lioorno und
dessen Erhebung zur ersten Hafenstadt Toscanas
am Ende des 16. Jahrh, vollends gänzlich zurück-
kam; die Stadt, die im 11. Jahrh. 150000 E. ge-
habt haben soll, zählte nun (1615) noch 15 600;
jetzt ist sie wieder auf 61000 gewachfcn. Mit Tos-
cana wurde P. 1860 Italien einverleibt. - Vgl.
Valtancoli-Montazio, ^un^Ii äi I>. (Lucca 1842-
45); Langer, Polit. Geschichte Genuas und P.s im
12. Jahrh. (Lpz. 1882).
Pisagua, Hauptort des Departamento P. der
chilen. Provinz Tarapaca, liegt in 19" 35^ südl. Br.,
am Stillen Meer, und ist durch Eisenbahnen mit
Iquique und den in der Pampa liegenden Sal-
peterwerken verbunden. P. hat 4262 E. und sehr
bedeutende Ausfuhr von Salpeter.
I"i3-a1iOi- (frz., spr. pisalleh), Notbehelf, Aus-
Wse; kn in3-kUei', im schlimmsten Falle.
Pifan, Christine de, franz. Schriftstellerin, s.
Christine de Pisan.
Pisauello, Vittorc, eigentlich Pisano, ital.
Maler und Medailleur, der erste Meister der Früh-
renaissance in Norditalien. Geb. um 1380 in Verona,
war er in den verschiedensten Teilen Italiens be-
schäftigt und starb im März 1456. Alle umfassen-
den Cytlcn von Wandgemälden, die er im Rats-
saale zu Venedig, in der Laterankirche zu Rom, in
Mcmtua und Pavia ausgeführt hat, sind zu Grunde
gegangen, und man kann ihn als Freskomaler nur
aus einem heil. Georg in Sta. Anastasia und einer
Verkündigung in San Fermo zu Verona kennen
lernen. Tafelbilder von ihm sind: eine Madonna
(im Mufeum seiner Vaterstadt), Der heil. Antonius
und Gregor (Londoner Nationalgalerie), Die An-
betung der heiligen drei Könige (Berlin). Aus
diesen Schöpfungen spricht eine feine, sorgfältige
Naturnachahmung und eine lebhafte Phantasie.
^ Seine Porträte sind mit großer Sicherheit und
! dabei erstaunlicher Einfachheit gezeichnet, daher auch
! seine Medaillen vor allen andern der Renaissance
l geschätzt werden. - Vgl. Heiß, 1^63 medaiiieurä
, äe 1a i-Liiaizzancs, Bd. 1 (Par. 1881).
^ Pisang, Pflanzengattung, s. Nuga.
! Pisangfaser, soviel wie Manilahanf (s. d.).
! Pifangfeigen, Pisangfrüchte, s. Bananen.
! Pisangfrefser (^luäopkÄFiäae), Vananen-
fresscr, eine aus 5 Gattungen und 20 Arten
bestehende Familie sehr schöner und ansehnlicher
Kuckucksvögel, die auf das tropische, kontinentale
Afrika beschränkt ist. Sie haben einen kräftigen, kur-
zen, hochgewölbten Schnabel, nicht sehr lange Flügel,
aber einen ansehnlichen Schwanz mit Zehn Steuer-
fedcrn. Ibre Färbung ist grün mit violett oder pur-
purrot; viele haben Fedcrhäubchcn auf dem Scheitel.
Sie können die Außenzehe nach hinten wenden.
Pifäno, Leonardo, ital. Mathematiker, s. Fibo-
nacci. ^
Pifano, Niccolö, ital. Bildhauer und Bau-
meister, geb. um 1206, lebte und wirkte meist in
seiner Vaterstadt Pisa und starb daselbst 1278. Für
die ital. Kunstgeschichte beginnt mit ihm ein neuer
Ausschwung, indem nach Jahrhunderten der Roheit
und Verarmung in der Skulptur seine Werke eine
neue Entwicklung zu fast antiker Freiheit und Schön-
heit der Form darstellen, die dann im 14. Jahrh,
von neuem verloren ging, um erst im 15. mit den
großen Florentiner Künstlern wieder zu erwachen.
Der Anblick seiner Werke macht es klar, daß er sich
nach antiken Skulpturen, namentlich nach Sarko-
phagen bildete, was das Außerordentliche einer so
alleinstehenden kunstgeschichtlichen Erscheinung be-
greiflich macht. Völlig von der alten Kunst durch-
drungen erscheint er in den berühmten Marmor-
reliefs an der Kanzel des Baptisteriums zu Pisa
(1260; s. Tafel: Italienische Kunst IV, Fig. 1).
Aus seiner spätern Zeit ist die Kanzel des Doms zu
Siena und der prachtvolle Sartophag des beil.
Dominicus in Bologna (1267). Seine architekto-
nische Thätigkeit ist nicht sicher erwiesen, doch wer-
den ihm die Facaden von San Niccolö und San
Michele in Vorgo zu Pisa, wie der Dom zu Volterra
und Sta. Trinitä zu Florenz zugeschrieben. - Vgl.
Dobbcrt, über den Stil Niccolö P.s und dessen Ur-
sprung (Münch. 1873).
Sein Sohn und Schüler Giovanni P., geb.
um 1240, gest. nach 1321, wurde als Bildhauer
und Baumeister einer der wichtigsten Vertreter des
seit Ende des 13. Jahrh, in Italien herrschenden
got. Stils und vertritt in der Skulptur dieselbe auf
das Natürliche und Dramatische gewandte Richtung
wie Giotto in der Malerei. Von ihm wurde das be-
rühmte ^iiini)0 8!iut0 in Pisa angelegt (1287-93).
Ein schönes Werk von ihm ist das Grabmal Papst
Venedikts XI. in San Domenico zu Perugia. Er
baute die Vorderseite des Doms zu Siena und
führte andere Bauwerke aus in Neapel, Orvieto
und Pistoja. Für San Andrea in Pistoja arbeitete
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