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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Platinblech – Platner

sten chem. Agentien nicht angegriffen werden, wie Platinkessel für Schwefelsäurefabriken und Affinieranstalten, ferner Tiegel, Zangen, Löffel, Blitzableiterspitzen, elektrische Lampen, Zahnplomben u. s. w.; man benutzt es ferner zur Konstruktion galvanischer Elemente. Für viele Verwendungen des P. läßt man ihm einen Gehalt an Iridium, weil dies das P. härter und widerstandsfähiger gegen chem. Reagentien macht. (S. Platinlegierungen.) Von Säuren wirkt nur Königswasser auf P. ein; schmelzende Alkalien dagegen greifen es leicht an. Ferner verbindet es sich direkt mit den Halogenen, mit Phosphor und Schwefel sowie mit den leicht schmelzbaren Metallen; beim Erhitzen mit Kieselsäure und Kohle wird es siliciumhaltig, in der Gasflamme allmählich spröde, wenn man nicht nach dem Gebrauch die angegriffene Oberfläche durch Polieren mit Seesand reinigt. Die Verwendung des P. zu Münzen (s. Platinmünzen) hat sich nicht bewährt.

Platinblech, s. Blech (Bd. 3, S. 103 b).

Platinchlorīd, H₂PtCl₆, Chlorplatin, Chlorplatinwasserstoffsäure, entsteht beim Lösen von Platin in Königswasser und bildet nach dem Verdampfen der Flüssigkeit beim Krystallisieren gelbbraune, glänzende Nadeln, die an der Luft unter Aufnahme von Wasser zerfließen. Das P. ist der Ausgangspunkt bei der Darstellung aller Platinverbindungen und findet Verwendung zum Verplatinieren, in der Photographie (Platinverfahren), ferner in der organischen und analytischen Chemie wegen seiner Eigenschaft, mit vielen basischen Körpern entweder schwer lösliche oder doch leicht krystallisierende Verbindungen einzugehen. Mit Chlorammonium verbindet es sich zu Ammoniumplatinchlorid oder Platinsalmiak, Pt(NH₄)₂Cl₆, einem gelben, krystallinischen, in Wasser sehr schwer löslichen Salz. Diesem sehr ähnlich ist das Kalium-Platinchlorid, PtK₂Cl₆. Analog sind auch die Verbindungen mit organischen Basen zusammengesetzt. Das Dekagramm P. kostet (1894) 6 M.

Platindruck, s. Photographie (S. 115 b).

Platindukaten, s. Platinmünzen.

Platīnen (frz.), die Hebehaken der Jacquardmaschine (s. Weberei); auch hakenförmige Teile am Strumpfwirkerstuhl (s. Wirkmaschine).

Platingas, s. Wassergas.

Platinīd, s. Platinlegierungen.

Platinieren, s. Plattieren.

Platiniridĭum, s. Platinlegierungen.

Platinlegierungen. Platin vereint sich mit sehr vielen Metallen zu leicht schmelzbaren Legierungen, weshalb Metall oder leicht reduzierbare Metalloxyde nicht in Platintiegeln erhitzt werden dürfen. Von Wichtigkeit ist das Platiniridium, das härter als Platin und noch widerstandsfähiger gegen den Angriff aller Agentien ist. Legierungen von 10 Teilen Iridium und 90 Teilen Platin werden aus diesem Grunde zur Anfertigung der Normalmaße und ‑Gewichte verwandt. Eine Legierung von Platin mit Stahl oder Gold wird zur Herstellung von Spiegeln empfohlen. Legierungen von Platin, Silber und Kupfer verwendet man als Zahnkitt unter dem Namen Palladium und zur Anfertigung von widerstandsfähigen Schreibfedern und von Uhrenteilen, die nicht magnetisch werden sollen. Platinid heißt eine für chem. Utensilien gebrauchte Legierung aus Platin und Nickel neben wenig Gold und Eisen. Eine hauptsächlich aus Osmium und Iridium bestehende Platinlegierung wird zu Spitzen für Schreibfedern benutzt und weil sie nicht magnetisch wirkt, für Spitzen und Zapfen auf den Nadeln der Schiffskompasse.

Platinmetalle, Bezeichnung der gemeinschaftlich mit dem Platin vorkommenden Metalle Iridium, Osmium, Ruthenium, Rhodium und Palladium.

Platinmohr oder Platinschwarz, äußerst fein zerteiltes, ein sammetschwarzes Pulver bildendes Platin; es wird erhalten, indem eine alkalische Platinlösung mit reduzierend wirkenden Körpern, z. B. Alkohol, versetzt wird. Es besitzt hohes Absorptionsvermögen für Sauerstoff. Dieser absorbierte Sauerstoff wirkt bei gewöhnlicher Temperatur stark oxydierend wie das Ozon.

Platinmünzen. P. hat man in Rußland (unter Kaiser Nikolaus Ⅰ.) geprägt, und zwar nach Ukas vom 24. April (6. Mai) 1828 einfache (sog. weiße) Dukaten zu 3 Silberrubel; nach Ukas vom 30. Nov. (12. Dez.) 1829 Doppeldukaten zu 6 Silberrubel und nach Ukas vom 12. (24.) Sept. 1830 vierfache Dukaten zu 12 Silberrubel. Diese Stücke wurden sämtlich aus reinem Platin geprägt und zwar das russ. Pfund (409,512 g) zu 118154/233 Silberrubel; mithin wog der einfache Platindukaten gesetzlich 10,35332 g, die größern Stücke nach Verhältnis. Es wurden dazu 14250 kg Platin, welche sich im Laufe der Zeit in der Petersburger Münze angesammelt hatten, verwandt. Die in Farbe unschönen Platinmünzen wurden nicht beliebt und die bedeutende Preiserniedrigung des Platinmetalls (welches im Verhältnis zum Silber wie 5,22 zu 1 ausgeprägt worden war) wirkte dahin, daß man ihre Ausprägung einstellte, und der Ukas vom 10. (22.) Juni 1845 ordnete die Wiedereinziehung dieser Münzen an.

Platinoty̆pie, s. Photographie (S. 115 b).

Platinrückstände, die bei Verarbeitung der Platinerze mit Anwendung von Königswasser verbleibenden unlöslichen Metalle Osmium, Iridium, Ruthenium und Rhodium, aus denen diese Metalle auf chem. Wege abgeschieden werden können.

Platinsalmiak, s. Platinchlorid.

Platinschwamm, eine graue, locker zusammenhängende Metallmasse, die bei gelindem Glühen von Platinsalmiak zurückbleibt. Er hat ebenso wie der Platinmohr, jedoch nicht in gleich hohem Grade, das Vermögen, Gase, besonders Sauerstoff, zu verdichten. Diese Eigenschaft benutzt man zur Anfertigung der Döbereinerschen Zündmaschinen (s. Feuerzeug). Durch Schweißen bei Weißglut läßt sich der P. zu kompaktem Metall verdichten. Ehe man die Schmelzung des Platins technisch ausführte, wurde alles Platin auf diese Weise gewonnen.

Platinschwarz, s. Platinmohr.

Platinverfahren, s. Photographie (S. 115 b).

Platitude (frz., spr. -tühd), Plattheit (im Ausdruck).

Platmenage, s. Plattmenage.

Platner, Ernst, Arzt und Anthropolog, geb. 11. Juni 1744 zu Leipzig, war der Sohn von Johann Zacharias P. (geb. 16. Aug. 1694 zu Meißen, gest. 19. Dez. 1747 zu Leipzig), der sich, seit 1721 Professor der Medizin, um die Ausbildung der Chirurgie in Deutschland verdient machte und als Schriftsteller durch die «Institutiones chirurgiae rationalis» (Lpz. 1745; letzte Ausg. 1783; deutsch von Krause, 1786) und die «Opuscula, chirurgica et anatomica» (2 Bde., ebd. 1749) zu Ruf gelangte. Der jüngere P. studierte in Leipzig, erhielt 1770 eine außerord. Professur der Medizin, 1780 die ordentliche der Physiologie, 1801 eine außerord. und 1811 eine ord. Professur der Philosophie. Er starb 27. Dez.