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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Platt; Plattäpfel; Plattbauch; Plattdeutsch; Platte; Platteis; Plätteisen; Plätten

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Platt – Plätten

Platt vordem Wind segeln, den Wind recht von achtern (d. h. gerade von hinten) haben.

Plattäpfel, 15. Klasse des Diel-Lucasschen Apfelsystems (s. Apfel).

Plattbauch, s. Libellen.

Plattdeutsch, s. Niederdeutsch.

Platte, als Gesimsglied, s. Sims; als Form der Bernsteinstücke, s. Bernsteinindustrie (Bd. 2, S. 842 a); in der Geographie, s. Ebene.

Platteis, s. Scholle.

Plätteisen, s. Plätten.

Plätten oder Bügeln, diejenige Arbeit, mittels deren man Geweben, insbesondere der Wäsche, durch Bestreichen mit der Bodenfläche eines erhitzten Metallkörpers, Plätteisen oder Bügeleisen, Glätte und Glanz verleiht, wodurch dieselben nicht nur ein schöneres Aussehen erhalten, sondern auch den Staub weniger annehmen. Als Unterlage dient der Plätttisch oder das Plättbrett, dessen obere Seite am besten mit einer wollenen Decke und einem auf diese gebreiteten weißen baumwollenen Tuch bekleidet ist. Eine zugleich bequeme und sichere Vorrichtung ist das freistehende Plättbrett, das sich wie ein Feldstuhl zusammenklappen läßt. Das Plätteisen ist entweder hohl zum Einlegen eines glühend gemachten Eisenstückes von entsprechender Form (Plättstahl, Bolzen) oder, in seltenern Fällen, massiv, so daß das Plätteisen selbst im Ofen erhitzt werden muß; der eiserne Griff ist mit Holz oder auch mit Filz (im letztern Fall mit Lederbezug) bekleidet. Die nachstehenden Fig. 1 u. 2 stellen Plätteisen mit Bolzen dar; in Fig. 2 ist, um die Hand gegen die strahlende Wärme zu schützen, eine Blechplatte angeordnet. Fig. 3 zeigt ein amerikanisches Plätteisen, dessen Vollkörper durch eine einfache Vorrichtung am Griff befestigt werden kann. Besonders starke Plätteisen werden von den Schneidern und Hutmachern angewendet; dieselben sind meist massiv, und der Handgriff ist wie bei den amerik. Plätteisen abnehmbar. Die Erhitzung geschieht auf einem besondern Plättofen. Zur bequemen und wohlfeilen Erzeugung einer anhaltenden und gleichmäßigen Hitze sind für manche Verhältnisse, besonders für gröbere Wäsche, die Kohlenplätteisen vorteilhaft, die, etwas höher als die gewöhnlichen Plätteisen, inwendig einen Rost besitzen und mit glühenden Holzkohlen geheizt werden; doch sind die aufstiegende Asche und der Kohlenstaub der Gesundheit schädlich. Dieser Übelstand wird durch Anwendung von Glühstoff (s. d.) erheblich vermindert. Auch sind Plätteisen im Gebrauch, die sich durch eine in ihrem Hohlraum entzündete Spiritusflamme heizen lassen und so gedreht werden können, daß von Zeit zu Zeit die durch die Flamme erhitzte obere Fläche nach unten kommt.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3.]

Ähnlich eingerichtet sind die Gasplätteisen, die durch einen am Brenner befestigten Schlauch mit dem der Leitung entnommenen Gas gespeist werden. Fig. 4 zeigt das Großsche Patentplätteisen mit Gasfeuerung. Bei der Glanzplätterei nach dem von H. F. Hennig in Dresden verbesserten Weigelschen System, durch welche die betreffenden Gegenstände das gefällige Aussehen von neuer Wäsche erhalten sollen, kommt eine halbrund geschmiedete Bolzenplatte zur Anwendung, deren Konstruktion vorzüglich geeignet ist, die Wärme lange auszustrahlen. Der Boden derselben, von 6 mm Stärke, zeigt im Innern eine ebenfalls 6 mm starke Wölbung, auf die der Bolzen zu liegen kommt, so daß sich dieser 12 mm über der zu plättenden Wäsche befindet, mithin ein Durchsengen unmöglich ist. Vermöge der Rundung des Eisens nach oben erhalten Kragen und Manschetten die dem Gebrauch entsprechende Form, während man mit der Spitze leicht in die Ecken dringen und mittels der Ränder erhabene Kanten bilden kann.

^[Fig. 4.]

Im Gegensatz zu der herrschenden Ansicht, daß man durch starkes Aufdrücken die beste Wirkung hervorbringe, muß das Eisen mit leichter Hand geführt werden, da die erforderliche Schwere schon in ihm selbst liegt. Um die beim P. niedergedrückten Falten und Stickereien wieder in ihre normale Lage zu bringen, bedient man sich einer Art Falzbein und des sog. Ausdrückers, eines Stahlstäbchens mit hölzernem Griff. Mittels des erstem werden die Falten aufgerichtet und die geschlossenen Knopflöcher geöffnet; mittels des letztern wird das Hervorheben der Stickerei bewirkt.

Um der Wäsche eine größere Steifheit zu geben, wird dieselbe vor dem P. mit einer Lösung roher oder gekochter Stärke getränkt. Das Stärken der Wäsche mit roher Stärke geschieht unmittelbar vor dem Bügeln mittels Eintauchens in die Stärkelösung; das Stärken mit gekochter Stärke erfordert ein nachheriges Trocknen und vor dem Bügeln ein Benetzen (Einsprengen) der Wäsche mit Wasser. Bei richtiger Ausführung ist der Erfolg der beiden Stärkeverfahren der gleiche, das Rohstärken verdient der großen Einfachheit wegen den Vorzug. Zur Erhöhung des Glanzes der Wäsche werden der Stärkelösung noch gewisse Stoffe, z. B. Gummitragant, Borax, in bestimmten Mengenverhältnissen zugesetzt und bei dem P. Glanzpappen als Unterlagen verwendet.

Zum P. kleiner und einfach gestalteter Wäschestücke, z. B. Kragen und Manschetten, werden gegenwärtig auch Plättmaschinen angewendet. Bei diesen besteht das Plätteisen aus einer hohlcylindrischen Gußeisenwalze, die durch im Innern brennende Gasflämmchen beheizt wird. Diese Walze ist drehbar am freien Ende eines aufrecht stehenden, einarmigen Hebels gelagert und rollt bei der von